„Die Zukunft des Fußballs ist weiblich“, sagte der einstige Fifa-Chef Sepp Blatter vor Jahren und sein Credo wurde in den Verbänden weitergetragen. Aktuell hingegen könnte man anmerken, dass die Zukunft auf den Fußballplätzen vielleicht weiblicher werden könnte, die Gegenwart ist es aber noch nicht.
Denn während bei den Männern der südbadische Pokalwettbewerb fortgesetzt wird, sucht man bei den Frauen die Entscheidung über die DFB-Pokalteilnahme im Losverfahren. „Der Verbandsvorstand hat auf Antrag der zuständigen Ausschüsse beschlossen, die Verbandspokalwettbewerbe der Frauen, der Junioren und Juniorinnen abzubrechen“, so die Presseerklärung des südbadischen Verbandes (SBFV).
Im Bezirk Bodensee stehen der SV Deggenhausertal (ursprünglich beim SC Hofstetten) sowie der FC Uhldingen und der Hegauer FV, die beide in der nächsten Runde aufeinander getroffen wären, im Achtelfinale. In der Frauenfußballszene und vor allem beim sportlichen Aushängeschild in der Region, dem Hegauer FV, tut man sich schwer mit der Entscheidung.
„Wir akzeptieren die Verbandsentscheidung, aber das ist nicht gerecht und auch nicht zeitgemäß“, kritisiert Christian Nagel, sportlicher Leiter in Sachen Frauenfußball beim Hegauer FV, das Vorgehen.
Beim HFV versucht man seit vielen Jahren, dem Frauenfußball bei den Aktiven und auch im Nachwuchs einen hohen Stellenwert zu geben. In der Corona-Pause wurden pandemiegerechte Trainingsformen gefunden, um beim Neustart vorbereitet und fit zu sein.
„Im Männerbereich geht es (…) mit dem Achtelfinale weiter, während sich 16 Frauenmannschaften fragen, ob beim Verband mal wieder die Lobby gefehlt hat. Der einzige griffige Grund war, dass es beim DFB-Pokal-Einzug der Männer um mehr Geld geht“, heißt es in einem Post des Vereins in Sozialen Medien.
Ute Wilkesmann aus Überlingen, SBFV-Vorsitzende des Frauen- und Mädchenausschusses, erklärt dazu auf Anfrage: „Die Mannschaften wurden im Vorfeld hierzu befragt, von den 16 Teams haben sich lediglich 8 Mannschaften zurückgemeldet, wovon 7 sich eine Fortführung unter gewissen Bedingungen vorstellen konnten. Die Vereine wünschten sich hierfür überwiegend eine Vorbereitungszeit von 4 Wochen (jedoch mindestens 3 Wochen). Stand 27.05.2021 waren aufgrund der behördlichen Vorgaben und der unterschiedlichen Lockerungen und Regelungen in den Landkreisen und Gemeinden die Aufnahme des Trainingsbetriebes nicht gesichert und somit konnte eine Fortsetzung des Pokales nicht gewährleistet werden. Auch eine angedachte Turnierform konnte zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Hygienevorschriften nicht realisiert werden.“
Bleibt aber die Frage offen, warum bei den Männern trotz gleicher Hygienebedingungen eine Fortsetzung möglich ist. In beiden Fällen müsste bis zum Finale mit vier Termine vor dem 30. Juni 2021 geplant werden. Auch alternative Formen wie etwa ein Elfmeterturnier, das zumindest noch in Zügen sportliche Elemente beinhaltet, wurden mit Verweis auf das schmale Zeitfenster nicht umgesetzt. „Es wäre schön, wenn man vom Verband etwas mehr Wertschätzung erfahren würde“, sagt Christian Nagel abschließend.