Im Fußball gibt es immer wieder Spielverläufe, die nur schwer nachvollziehbar sind. Ein aktuelles Beispiel lieferten der FC Öhningen-Gaienhofen und die Reserve des 1. FC Rielasingen-Arlen in der Bezirksliga Bodensee.

Letztere gab eine 5:0-Führung in den zweiten 45 Minuten aus der Hand. Das Momentum hat sich also in der zweiten Halbzeit gedreht. Doch was hat es mit diesem Begriff überhaupt auf sich?

Das könnte Sie auch interessieren

Vereinfacht gesagt drückt das Momentum aus, ob das Spiel für oder gegen einen läuft. Typischerweise wechselt es mehrfach im Verlauf einer Partie. Für das Momentum gibt es drei Ausprägungen: Ist es für einen, hat man das Spiel unter Kontrolle, alles scheint von alleine zu laufen. Ist das Momentum gegen einen, will nichts gelingen, man steht unter Druck und kommt häufig einen Schritt zu spät. Zuletzt kann das Momentum ausgeglichen sein.

Verantwortlich sind Schlüsselereignisse

Wann kommt es aber nun dazu, dass sich das Momentum plötzlich dreht? Verantwortlich sind Schlüsselereignisse, wie etwa Tore, Schiedsrichterentscheidungen, Spielunterbrechungen, vergebene Chancen, taktische Veränderungen oder externe Faktoren wie das Wetter oder Zuschauer-Reaktionen.

Für Spieler und Trainer ist es zunächst entscheidend, dass nicht das Ereignis selbst, sondern die eigene Reaktion darauf dazu führt, ob das Momentum positiv oder negativ beeinflusst wird. Was kann ich konkret tun, um das Momentum zu verteidigen oder zurückzugewinnen? Grundsätzlich sollte der Trainer das Team auf solche Situationen vorbereiten, indem sie im Training regelmäßig provoziert und gelöst werden. So sollen die Spieler sich von den Ereignissen sowie den Emotionen nicht aus der Bahn werfen lassen.

Das könnte Sie auch interessieren

Innerhalb des Spiels können neben der Art der Kommunikation von der Seitenlinie aus taktische Maßnahmen helfen, das Momentum zu beeinflussen: Auswechslungen, Positionsveränderungen, Anpassungen der Formation sowie der Strategie an Gegner oder Gegebenheiten des Spiels. Spieler können ein Zeichen durch ein Tackling setzen, gezielt den Spielrhythmus verändern, lautstark und positiv kommunizieren oder durch ihre Körpersprache Signale an Mitspieler und Gegner senden.

Gegenmaßnahmen können helfen

Statistiken zeigen, dass in den ersten fünf Minuten nach einem Tor die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Treffer fünfmal höher ist. So haben wir nach Gegentoren eine Gegenmaßnahme definiert: Alle Spieler treffen sich in der Mitte der eigenen Spielfeldhälfte und bilden einen Kreis.

Festgelegte Führungsspieler erinnern daran, die nächsten Minuten kontrolliert zu spielen und aktiv zu kommunizieren. Dadurch versuchten wir, den Blick nach vorne zu richten und das „Gegentor-Koma“ zu vermeiden. Auch nach geschossenen Toren ist es nicht unüblich, einen Gegentreffer zu kassieren, weil man noch in der Euphorie steckt.

Für diese Situation etablierte ein Bundesligatrainer die Regel, maximal sieben Pässe des Gegners zuzulassen, um sich auf den Moment zu konzentrieren. Es zeigt sich also, dass es sich lohnt, sich mit dem Momentum zu beschäftigen, da es ein wesentlicher Faktor für Sieg oder Niederlage ist.