Florian Röser ist glücklich, ein Läufer zu sein. Gerade in diesen Zeiten. Während die Fußballer ihre Stollenschuhe im Schrank lassen müssen und einem trüben Herbst entgegenblicken, kann der Langstreckenläufer des TV Konstanz trotz Lockdown durch die Wälder sausen.

Mit Fußball angefangen

Bevor Röser über Stock und Stein lief, fing er selbst mal mit Stollen auf dem Rasen an. Damals, vor seiner Zeit in Konstanz. Aufgewachsen ist der 27-Jährige in Neckarwestheim, einer Stadt in der Nähe von Heilbronn, die für ihr Kernkraftwerk bekannt ist. „Fußball und Tennis habe ich damals gespielt“, erzählt Röser.

Zwei schwere Verletzungen

Nach zwei schweren Verletzungen beim Kicken war mit dem Ballsport Schluss. Einmal brach sich Röser die Kniescheibe, einmal litt er an einem Kompartmentsyndrom. „Das Bein wurde doppelt so dick, es gab eine Einblutung in die Muskulatur, die gestoppt werden musste“, erinnert sich der Leistungssportler an die schmerzhafte Verletzung. Nach den Erfahrungen verging ihm „die Lust am Fußballspielen“.

Langstreckenläufer Florian Röser hat am Bodensee die Leidenschaft zum Laufen entdeckt.
Langstreckenläufer Florian Röser hat am Bodensee die Leidenschaft zum Laufen entdeckt. | Bild: Florian Röser

Aber nicht die Lust am Sport. Als er Ende 2012 den Atommeiler gegen den Bodensee eintauschte und ein Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Konstanz begann, suchte er nach einer sportlichen Betätigung – und fand den TV Konstanz. „Ich wollte nicht alles an der Uni machen und hab deshalb bei Google nach Vereinen geschaut, um neue Leute kennen zulernen“, erinnert sich Röser. Dort kam er zum Laufen – und blieb.

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Anders als an der Uni, an der Röser nach kurzer Zeit den Studiengang zu den Wirtschaftswissenschaften wechselte, blieb er dem Laufsport treu. Nicht ganz zwei Jahre später schon zeigten sich die ersten Erfolge: 2. Platz bei den Badischen Meisterschaften in Lörrach (5000 Meter) und Rang sechs bei den Deutschen Meisterschaften der U23 in 10-Kilometer-Straße in Düsseldorf. „Das Schöne am Laufen ist, dass man gerade am Anfang schnell positive Effekte sieht“, sagt Röser. Mittlerweile trainiert er neun bis zehn mal in der Woche.

Viele Paar Schuhe

Das braucht nicht nur Zeit, die sich der Doktorand im Bereich Makroökonomie frei einteilen kann, sondern auch viel Schuhwerk. „So ungefähr alle vier Monate muss ich die Schuhe wegen Verschleiß austauschen“, sagt Röser und lacht. Insgesamt vier Paar Trainingsschuhe nutze er gleichzeitig.

Warum? „Beim Laufen sind ordentliche Laufschuhe wichtig, damit die Gelenke geschont werden. Wenn ich mehrmals pro Tag die Schuhe nutze, brauchen die dort verbauten Dämpfer Zeit, um sich von der Belastung zu erholen“, erklärt der 27-Jährige seinen hohen Schuhbedarf.

Persönliche Bestzeit in Berlin

Im Gegensatz zu den Schuhen ist die Stimmung bei Florian Röser nicht gedämpft, konnte er doch Ende September in Frankfurt und Berlin nach monatelanger Pause unter Wettkampfbedingungen an den Start gehen „Gerade für Leistungssportler war das wichtig, um zu wissen, wo man derzeit steht,“ sagt der Läufer des TV Konstanz. Für Röser ist das momentan ganz oben, denn beim 10-Kilometer-Rennen in Berlin kam er nach 29:05 Minuten und mit persönlicher Bestleistung als sechstbester Deutscher ins Ziel.

Heim-EM ist das Ziel

Ein Erfolg, auf dem sich der Konstanzer nicht ausruhen will. Spätestens im Frühjahr 2022 will er Marathon laufen. Der Zeitpunkt ist nicht einfach so ausgewählt. „In dem Jahr findet die Leichtathletik-Europameisterschaft in Deutschland statt. Mein Ziel wäre es, bei dieser für Deutschland zu laufen.“ Bis dahin muss Röser noch einige Kilometer zurücklegen – und viele Schuhe kaufen.