Ralf Brombacher, bedeutet die neue „Kapitänsregel“, dass ab sofort kein Spieler mehr mit dem Unparteiischen reden darf, ohne „Gelb“ zu riskieren?
Ganz und gar nicht! Die Regel soll nur verhindern, dass bei einer wichtigen Entscheidung mit Diskussionsbedarf keine Spielertraube entsteht, sondern ein vernünftiges Gespräch mit dem Kapitän möglich ist – ohne Teilnahme und Einmischung weiterer Spieler.
Hat der „Kapitän“ dann Narrenfreiheit?
Auf gar keinen Fall. Er hat eine wichtige Vorbildfunktion und muss diese ausüben. Wenn er im Gespräch aber Grenzen überschreitet, sieht auch er „Gelb“.
Ist der Torwart „Kapitän“, hat der Schiri einen Feldspieler als Ansprechpartner. Was, wenn der ausgewechselt wird?
Der Schiedsrichter achtet darauf, dass ihm der Torwart als Kapitän dann einen neuen Ansprechpartner nennt. Wird der auch ausgewechselt, wird der nächste benannt. Ohne geht‘s nicht.
Haben Sie schon erste Erfahrungen aus Test- oder Pokalspielen gesammelt?
Aktuell noch nicht. Die Medien helfen hier sehr. Spieler wissen es von der Europameisterschaft und den Proklamationen. Das macht vieles einfacher.
Wie ist das bei vereinseigenen Schiedsrichtern in untersten Spielklassen?
Diese Anweisung gilt für alle, daher auch bis in die untersten Klassen und bei der Jugend. Es bleibt abzuwarten, welchen Effekt das gerade in diesen unteren Spielklassen bringen wird.
Wie beurteilen Sie das flächendeckend neu eingeführte „Stopp-Konzept“?
Es bietet dem Schiedsrichter eine Möglichkeit, eine hitzige oder aufgeheizte Atmosphäre zu beruhigen. Hierbei spielen die Kapitäne als Ansprechpartner eine Rolle. Nach einem speziellen Zeichen des Schiedsrichters müssen sich die Mannschaften im jeweiligen Strafraum versammeln, ehe die Kapitäne mit dem Schiedsrichter im Mittelkreis die möglichen Maßnahmen zur Beruhigung besprechen. Hier soll einem drohenden Spielabbruch vorgebeugt werden. Eine absolut sinnvolle Maßnahme. Ich denke nur, auch in Südbaden nicht unerlässlich.
Ist das nicht zu realitätsfern, wenn es gerade in unteren Klassen rund geht?
Das wird sich zeigen, wie es in den unteren Spielklassen angenommen wird. Ich bin mir nicht sicher, ob die Einsicht eines Spielers dort in so hohem Maße vorhanden ist, den Kapitän vorzuschicken und es ihm wirklich um die Vermeidung einer persönlichen Strafe geht.
Was empfehlen Sie im Fall des Falles einem jungen Schiri, wenn es hitzig wird?
Kühlen Kopf bewahren, sich alle Zeit der Welt nehmen, nicht überreagieren. Und ja natürlich, das Stopp Konzept nutzen, wenn es Aussicht auf Erfolg hat.