Als der Autor dieser Zeilen vor zwei Wochen bei einem Amateurfußball-Vorbereitungsspiel mit einer Entscheidung des Schiedsrichters nicht einverstanden ist, sprintet er auf ihn zu: „Schiri, ich war niemals dran, das muss Eckball für uns geben.“

Der Unparteiische zögert nicht lange, zückt die Gelbe Karte für den Mann, der beim Bodensee-Kreisligisten SV Denkingen II in der Offensive agiert: „Sie sind kein Kapitän, daher diskutieren wir hier nicht.“

Das könnte Sie auch interessieren

Es fühlt sich komisch an. So ein Gespräch zwischen Schiedsrichter und Spieler war jahrelang irgendwie normal. Sofern der Ton im Rahmen war, hatte es auch nie Folgen für den Kicker.

Einheitlich in allen Spielklassen

Doch seit der Europameisterschaft in Deutschland wissen alle Fußball-Interessierten: Nein, es ist nicht mehr normal. Und es wird in Zukunft auch nicht mehr Gang und Gebe sein: Denn Mitte Juli wurde die bei der zurückliegenden EM erprobte Mecker-Regel einheitlich in allen Spielklassen eingeführt.

Die Kapitänsregelung gilt auch in Freundschaftsspielen. Diese Entscheidung haben die DFB Schiri GmbH, der Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) getroffen. Die Vorgabe besagt, dass sich nur noch die Spielführer beider Mannschaften bei den Unparteiischen über deren Entscheidungen beschweren dürfen.

Es drohen schnell Gelbe Karten

Bei Kommentaren oder Reaktionen anderer Spieler drohen schnell Gelbe Karten. Zeiten, in denen ein Pulk von Spielern auf den Referee einredet, sollen damit der Vergangenheit angehören. Dass der Referee seine Sicht nur noch dem Kapitän erklärt, soll auch dafür sorgen, dass die Unterbrechungen verkürzt und die Netto-Spielzeit gesteigert wird.

Das könnte Sie auch interessieren

Wenn der Kapitän ein Torhüter ist, soll vor Spielbeginn ein Vertreter für ihn auf dem Feld für den Referee-Dialog benannt werden, falls sich weiter entfernt eine strittige Szene ereignet. In den EM-Partien hat es sichtbar weniger Diskussionen auf dem Rasen gegeben als sonst.

Mehr Verantwortung für Kapitäne

„Die Einführung ist nicht nur sinnvoll und praxisgerecht, sie hilft auch dem Fußball bis an die Basis. Zudem ist sie sehr einfach umsetzbar, da es keinerlei regeltechnische Veränderungen braucht, sondern nur der Ablauf der Kommunikation zwischen dem Schiedsrichter und dem Kapitän klar definiert wird“, erklärte DFB-Schiedsrichter-Lehrwart Lutz Wagner.

Die Kapitäne sind zudem demnach dafür verantwortlich, dass ihre Mitspieler die Unparteiischen respektieren, Abstand halten und sie nicht bedrängen.