Tennis: – College-Tennis in den USA – das kann für Gymnasiasten mit bestandener Abiprüfung und sportlichen Ambitionen, einmal die Laufbahn als Profi einzuschlagen, eine interessante Alternative zu einem normalen Studium in Deutschland sein. Vor allem beim TC RW Tiengen haben schon viele Tennistalente den Weg über den großen Teich auf eine Universität in den Vereinigten Staaten gewagt. Gerd Albiez war der Erste. Roman Schirmaier, Thomas Petrich, Manuel Lüber, Simon Glöckner, Joshua Zeoli folgten.

Nicht alle schafften es bis zum Masters-Abschluss nach rund vier Jahren auf ihrem College. Auch bei Leon Back, Sohn des Tennistrainers Christioph Back aus Tiengen, wird es nach derzeitigem Stand wohl eher bei einem Semster bleiben. Seit wenigen Wochen ist er wieder zurück am Hochrhein. Ein Semester – das sind etwa viereinhalb Monate – hat er er auf dem College in North Carolina hinter sich gebracht. "Das war eine ganz große persönliche Erfahrung für mich", blickt er auf die Zeit zurück. Die Auswahlkriterien, sich ein Stipendium für eine der beliebten Sport-Unis in den USA zu ergattern, sind aber wohl auch für Leon Back für weitere Semester zu hart. Da ist er selbstkritisch genug.

Im Spätsommer wird es allerdings für zwei weitere Tiengener Tennistalente ernst: So wollen Tim Rühl und Dominik König bald ihre Koffer mit Studien- und Sportutensilien packen, um den Flieger in Richtung USA zu chartern. Rühls Reiseziel ist Arizona, Königs Louisiana. "Tim hat bessere Voraussetzungen als ich. Ich habe keine Weltranglistenpunkte wie er", ist Leon Back nicht neidisch, dass für ihn nach einem Semester vielleicht Schluss ist. College-Tennis bezeichnet er als ideale Möglichkeit, Studium und Sport zu verbinden. Das Muster gibt es auch in anderen Sportarten wie Fußball, Basketball oder Leichtathletik. "Man setzt nicht alles auf die Sportkarriere, sondern hat auch die Sicherheit, ein Studium abschließen zu können." Der Idealfall ist also, den Studiumabschluss zu schaffen und danach eine Profilaufbahn zu starten.

Wie hat alles bei Leon Back angefangen? Nach dem Abi hat er ein Stipendium beim College beantragt. Eine Agentur fertigte ein Video an und trat dann als Vermittler bei der Uni auf. "Ob du das Stipendium bekommst, liegt dann schon an der Spielstärke", sagt Leon Back. Trotz des Stipendiums müssen die Eltern aber doch noch einen Beitrag zustopfen, damit es überhaupt zum beliebten US-Trip kommt.

Leon Back erinnert sich gern an das eine Semester in North Carolina, doch wurden ihm dort auch gleich die Grenzen aufgezeigt. Davon konnte sich auch sein Vater Christoph überzeugen, der seinen Filius jüngst eine Woche lang in den USA besuchte.

"Meine schulischen Leistungen waren in Ordnung. Bei mir war damals die Fitness ungenügend. Da musste ich echt beißen", erinnert sich Leon Back. Dann wurde ihm mitgeteilt, dass sich sein Wochen-Stundenplan "leicht" ändert. Dreimal wöchentlich musste er um 6.30 Uhr zum Training auf dem Rad antanzen. Das bedeutete, dass er um 5 Uhr morgens aus den Federn musste, um rechtzeitig im Fitnessraum der Uni zu sein. "Priorität haben Fitness und Willensschulung", so Back. Das bestätigt auch sein Vater: "Das ist keine Wohlfühloase drüben."

Nach diesen täglichen Sondereinheiten hatte Leon Back das übliche Programm zu absolvieren. Um 8 Uhr geht es los an der Uni, dann folgt Einzeltraining, Team-Training, Fitness- und Krafttraining, ehe es nochmals in die "Study Hall" in der Uni zum Büffeln geht. "Um 20 Uhr bist du frühestens zu Hause. Bei solch einem Wochenplan war ich am Limit", gibt Leon Back zu.

Bedingung für das Stipendium sind dann die Spiele für die Uni-Mannschaft. Bei Leon Back waren dies 19 Ligaspiele im Semester, von denen er zwölf bestritten hat. Zwei Spiele innerhalb von sechs Tagen hatte er mit seinem Team beispielsweise in Florida zu bestreiten. Das bedeutete eine elfstündige Busfahrt mit elf Spielern und drei Trainern nach Tampa im Sonnenstaat, ehe es auf den Tenniscourts zur Sache ging.

Stimmen die Leistungen nicht, bist du ruckzuck raus aus dem Team. Das musste auch Leon Back erfahren, der über Wochen kein Match bestritt. "Wer rausfliegt, muss zuschauen und seine Mannschaftskameraden anfeuern. Das ist Pflicht. Da gibt es keine Ausreden. Ich war einen Monat lang raus", so Leon Back, der sich aber wieder auf Position sechs im Team zurück kämpfte.

Wie es bei Leon Back weiter geht, steht noch in den Sternen. Auch wenn das Thema College-Tennis in den USA abgeschlossen sein sollte, ist er guter Dinge. Was ihm von drüben bleibt, ist eine "extrem gute Lebenserfahrung". "Du kommst in ein fremdes Land und musst dich durchkämpfen", ist er ein bisschen stolz, den Schritt weg aus der behüteten Heimat gewagt zu haben. Und diese Erfahrungen kann ihm niemand nehmen.