Kampfsport „Es ist für einen 16-Jährigen mit 70 Kilo Körpergewicht kein Problem, mich mit meinen 130 Kilo auf die Matte zu legen“, erklärt Trainer Igor Stübing vom Irbis Free Fighting Club in Tiengen. Der 39-Jährige ist auch Bundestrainer für die Disziplin „Hand to Hand Fighting“ im Deutschen Nahkampfsport-Verband und er muss es wissen, welche Voraussetzungen mitzubringen, um Nahkampfsport zu betreiben.

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Körperliche Voraussetzungen spielen nur eine untergeordnete Rolle, meint Stübing: „„Wichtig sind Disziplin, Ausdauer, Technik, Kämpferherz und Wille.“ Er kam vor etwas mehr als einem Jahr aus Stuttgart in die Region Hochrhein und engagiert sich seitdem im Nahkampfsportverein Tiengen. Stübings Botschaft ist klar: „Nahkampfsport ist für jeden geeignet.“

Erfolgreicher Nachwuchs: Der Irbis Free Fight Club ist stolz auf die Kinder des Vereins.
Erfolgreicher Nachwuchs: Der Irbis Free Fight Club ist stolz auf die Kinder des Vereins. | Bild: Ralf A. Schäuble

Für den Trainer gibt es mehrere gute Gründe, sich dem Kampfsport zu widmen. „Es ist eine gute Lebensschule, die neben dem sportlichen und gesundheitlichen Aspekt für ein gesundes Selbstbewusstsein sorgt und in Sachen Selbstverteidigung von Vorteil ist“, macht Igor Stübing deutlich, dass die Selbstverteidigung eher ein positiver Nebeneffekt ist. Klar im Mittelpunkt stehe die sportliche Leistungsfähigkeit: „Wir machen keine Selbstverteidigung“, ist es Igor Stübing wichtig, sich abzugrenzen.

Der Verein im Kurzportrait

Igor Stübing siedelte als Kleinkind mit seinen Eltern aus Tadschikistan nach Stuttgart über. Kampfsport betreibt er seit 18 Jahren. Zunächst widmete er sich dem Boxen, erwarb auch die Lizenz als Trainer. Seine größten sportlichen Erfolge sind drei Deutsche Meistertitel bei den Männern über 100 Kilogramm in der Disziplin Combat-Sambo und ein baden-württembergischer Meistertitel im Kickboxen. Inzwischen konzentriert sich Stübing auf seine Trainerrolle und betreut mit Yuriy Nassibulin die Nachwuchskämpfer des Irbis Free Fighting Club.

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Nahkampfsport-Training beim Irbis Free Fight Club Video: Ralf A. Schäuble

Es ist viel los am Trainingsabend im Tiengener Industriegebiet. In den angemieteten Räumen des Vereins tummeln sich rund 30 Kinder und Jugendliche. Sie verteilen sich über die Fläche und lernen verschiedene Griffe und Techniken. Geschicklichkeit, Schnelligkeit und vor allem Disziplin sind gefragt.

Der Macher: Bei Trainer Igor Stübing laufen die Fäden beim Irbis Free Fight Club zusammen..
Der Macher: Bei Trainer Igor Stübing laufen die Fäden beim Irbis Free Fight Club zusammen.. | Bild: Ralf A. Schäuble

„Wir bringen den jungen Sportlern die Techniken bei, die sie brauchen, um später im Nahkampf – egal in welcher Disziplin – erfolgreich zu sein“, unterscheidet Igor Stübing zwischen Schlag-, Würge-, Wurf- und Hebetechniken. Für Außenstehende wird es schnell unübersichtlich und es ist zunächst schwer zu verstehen, dass man nicht nur für eine Disziplin trainiert, sondern die erlernten Inhalte je nach Reglement in den unterschiedlichsten Wettkämpfen angewendet werden.

Zur Sache: Nahkampfsport-Training beim Irbis Free Fight Club.
Zur Sache: Nahkampfsport-Training beim Irbis Free Fight Club. | Bild: Ralf A. Schäuble

Hand to Hand Fighting liegt dem Club am Herzen

Zu den Nahkampfsportarten zählen die olympischen Disziplinen Boxen, Judo, Ringen und Taekwondo. Nicht zum olympischen Programm gehören Kickboxen, Sambo, Combat Sambo, das so genannte Mixed Martial Arts (MMA) und Pankration. In der Disziplin „Hand to Hand Fighting“ wurden in Tiengen die Deutschen Meisterschaften ausgetragen. „Wir sind nicht auf eine Disziplin festgelegt“, so Stübing: „Allerdings liegt uns das in Deutschland nicht so verbreitete „Hand to Hand Fighting“ besonders am Herzen.“

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Interview mit Igor Stübing Video: Ralf A. Schäuble

Deshalb hat Yuriy Nassibulin aus Kadelburg, der 2007 den Irbis Free Fighting Club gegründet hat, vor neun Jahren den Deutschen Nahkampf-Sportverband – mit Sitz in Küssaberg – aus der Taufe gehoben. „Da es keinen Verband für „Hand to Hand Fighting“ in Deutschland gab, wollten iwr das ändern“, erklärt Stübing die Ziele des Verbandes, dem bisher sechs Vereine angehören.

Viel Betrieb im Nahkampfsport-Training beim Irbis Free Fight Club.
Viel Betrieb im Nahkampfsport-Training beim Irbis Free Fight Club. | Bild: Ralf A. Schäuble

Immerhin ist es so gelungen, die in Asien und im ehemaligen Ostblock praktizierte Disziplin in den Internationalen Amateur- und Profisportverband (CSIT) einzubringen. Unter der Schirmherrschaft des CSIT finden im Sommer die World Games in Griechenland statt. Für diese Weltspiele haben sich in Tiengen neun Irbis-Sportler qualifiziert. „Das ist ein großer Erfolg für unseren Verein“, freut sich Igor Stübing.

Irbis-Sportler mit Meister-Ehren

Doch Teilnahmen und Erfolge bei internationalen Meisterschaften sind für den Verein nichts Neues. Bei den Weltmeisterschaften des Weltverbandes KADO, im Dezember 2024 in Bad Dürrheim, gewannen Schützlinge von Igor Stübing und Yuriy Nassibulin im Kickboxen mehrere Titel und Medaillen gewinnen. Leon Kaiser (13) aus Tiengen, Leon Stang (17) aus Bad Säckingen und Konstantin Kusminych (26) aus Lauchringen sind nun amtierende Weltmeister.

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Nahkampfsport-Training beim Irbis Free Fight Club Video: Ralf A. Schäuble

Konstantin Kusminych will Profi werden

Konstantin Kusminych ist das sportliche Aushängeschild des Vereins. In der Disziplin MMA hat er bereits Profikämpfe bestritten und will sich in Zukunft ganz auf den Sport konzentrieren, um damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Neben dem Weltmeistertitel im Kickboxen wurde der Lauchringer bereits Europameister im Hand-to-Hand-Fighting.

Konstantin Kusminych ist das Aushängeschild des Irbis Free Fight Club. Der 26-Jährige möchte Profi werden.
Konstantin Kusminych ist das Aushängeschild des Irbis Free Fight Club. Der 26-Jährige möchte Profi werden. | Bild: Ralf A. Schäuble

Er ist es auch, der an diesem Abend das Training der Erwachsenen leitet und ihnen die effektive und korrekte Ausführung der verschiedenen Techniken zeigt. „Es macht mir sehr viel Spaß, etwas von meinem Können und meiner Erfahrung im Kampfsport an die anderen im Verein weitergeben zu können“, freut er sich über diese Aufgabe. Er sorgt so dafür, dass der Irbis Free Fighting Club auch in Zukunft eine der besten Adressen ist, um Nahkampfsport zu betreiben.