Radsport: – Die Anspannung war sogar vor dem Bildschirm zu spüren. Per Live-Stream war es den Fans möglich, das 1. German Masters nach der Corona-Pause zu verfolgen. Dass die deutschen Kunstrad-Asse diese lange Unterbrechung noch nicht vollständig weggesteckt haben, war bei der Großveranstaltung im schwäbischen Pfedelbach bei Öhringen zu sehen und zu spüren. Letztlich fehlte zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor allem die Wettkampfpraxis – Corona bedingt.
Die Schwestern Anne und Alisa Lais vertraten den RSV Wallbach beim Wettbewerb der deutschen Spitzenklasse. Beide Fahrerinnen haben das erklärte Ziel, im Oktober bei den Deutschen Meisterschaften in Moers zu starten. Das Ticket bereits in Pfedelbach zu lösen, wäre schön gewesen – klappte aber nicht. Nun gilt es in drei Wochen beim Deutschlandpokal in Schwanewede bei Bremen nachzulegen.
Anne Lais fast fehlerfrei
Einen sehr überzeugenden Auftritt legte Anne Lais aufs Parkett. 153,70 Punkte hatte ihre Mutter und Trainerin Claudia Lais für sie eingegeben. Die 22-Jährige fuhr ihre 30 Übungen den vorgegebenen fünf Minuten fast fehlerfrei und souverän. 30 Sekunden vor Ende der Übung leistete sie sich eine kleine Unsicherheit, als bei de Drehung die Kraft nachließ. Mit 140,50 Punkten waren die Wallbacher sehr zufrieden, Anne Lais beendete den Wettkampf damit auf Platz 16 , rückte um fünf Plätze nach vorn.

Zu berücksichtigen ist, dass die Lais-Schwestern im Gegensatz zu zahlreichen Konkurrentinnen vom Verband keinen Kaderstatus zugesprochen bekommen haben, so dass während der Lockdown-Phase für sie die Hallen geschlossen blieben. Entsprechend waren Anne und Alisa Lais über Monate zur Tatenlosigkeit verurteilt. Eine längere Pause ist gerade beim filigranen Kunstradrad nicht binnen weniger Wochen aufzuholen.
Neben nicht absolvierten Trainingseinheiten mussten die Wallbacher Sportlerinnen auch auf die Wettkämpfe verzichten. Erstmals standen sie nach der Zwangspause bei den Landesmeisterschaften vor fünf Wochen in Stuttgart wieder auf dem Parkett.
Dort hatte Alisa Lais noch 153,37 Punkte ausgefahren, nun in Pfedelbach musste sie mit noch weniger Ausbeute zufrieden sein. Dabei war sie gut in den Wettbewerb gestartet, meisterte beeindruckend den hoch bewerteten Maute-Sprung. Danach unterliefen ihr jedoch zwei folgenschwere Patzer, die ordentliche Abzüge von den 179,90 eingegebenen Punkten brachten.

„Der Maute-Sprung beansprucht bei der Sportlerin die volle Konzentration. Dann passiert es leicht, dass die Spannung etwas abfällt“, so Claudia Lais nach dem zwölften Platz für die 24-Jährige, die am Ende „nur“ 146,68 Punkte für sich notieren lassen konnte.
Alisa Lais tankt Selbstvertrauen
Entsprechend geknickt verließ Alisa Lais die Wettkampffläche, brauchte etwas Aufmunterung. Das gelang dann auch, denn am Nachmittag nutzte sie ihren Startplatz in der Zwischenrunde, um ihr Selbstvertrauen wieder etwas zu polieren. Mit einer guten Vorstellung unterstrich sie, dass das Nervenkostüm in Ordnung ist. Der Maute-Sprung passte, die Rückwärtsserie lief rund. Außer einem kurzen Tipper auf dem Boden fuhr sie nahezu fehlerfrei. Hauchdünne 15 Sekunden vor Schluss erwischte es sie aber doch noch einmal mit einem „Sturz“, so dass am Ende noch 161,36 Punkte auf der Anzeigetafel standen.
Diese Leistung hätte am Vormittag zum Ticket für Moers schon gereicht, doch das wurde abgehakt. Der zweite Auftritt in Pfedelbach sind für sie der Mutgeber für den in drei Wochen anstehenden Wettkampf an der Weser. Dort werden noch einmal acht Startplätze für die Deutschen Meisterschaften vergeben. Anne und Alisa Lais haben deutlich gemacht, dass zwei Fahrkarten auf jeden Fall an den RSV Wallbach gehen sollen.