Seit nunmehr 50 Jahren verbindet die deutsche Stadt Radolfzell und die französische Stadt Istres nun eine offizielle Städtepartnerschaft. Was anfänglich vor allem noch ein Versuch der Versöhnung zwischen zwei Ländern war, die sich 30 Jahre zuvor noch in einem Krieg gegenüberstanden, ist heute mittlerweile gelebte Normalität. Spätestens mit der Einführung der Europäischen Union sind Deutschland und Frankreich auf vielen Ebenen zusammengewachsen.
Doch auch die Normalität benötigt immer wieder neue Impulse, um auf Dauer zu bestehen. Einen solchen haben jetzt Radolfzell und die französische Partnerstadt Istres im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums gegeben. Unter anderem mit einer Tanzveranstaltung am Konzertsegel, einer Bootsausfahrt, einer Baumpflanzung und einem offiziellen Festakt zur Bekräftigung der Partnerschaft hat man sich nicht nur die gegenseitige Verbundenheit versichert, sondern auch gleichzeitig die Weichen für eine dauerhafte Freundschaft gestellt.
Ein Baum besiegelt die Freundschaft
Bei südfranzösischen Temperaturen erlebte die Delegation der Bürger aus Istres ein paar schöne Tage in Radolfzell, mit denen sie mittlerweile vieles verbindet. Vor allem die privaten Freundschaften, die in den Jahren entstanden sind, erlauben eine ganz besondere Nähe zwischen dem Menschen der beiden Länder. Mit einer Baumpflanzung hat man diese Verbundenheit nun noch einmal versinnbildlicht.
Die Winterlinde, die im Mettnaupark unweit des Undine-Geländes gepflanzt wurde, steht dabei für Frieden und Beständigkeit – und erinnert auch an den Ursprung der Städtepartnerschaft. Denn als im September 1974 die Städtepartnerschafts erstmals in Istres besiegelt wurde, wurde in der französischen Stadt ein ‚Baum der Städtefreundschaft‘ eingepflanzt.

Der französische Bürgermeister François Bernardini betonte bei der aktuellen Pflanzung einmal mehr die Symbolkraft des Baumes: „Dieser Baum steht für Frieden und Versöhnung und für Dauer und Standhaftigkeit. Genau das ist in einer schwierigen Zeit ein wichtiges Zeichen für unsere Verbundenheit“, sagte er. Oberbürgermeister Simon Gröger seinerseits betonte die Symbolkraft des Wachstums: „Dieser Baum wird jedes Jahr stärker, größer und verwurzelter“, befand er.

Frieden und Miteinander
Bei dem Festakt, der zum Abschluss des dreitägigen Gastbesuches in der Markolfhalle am Sonntagabend, 29. Juni, stattfand, versicherten sich die beiden Städte dann noch einmal ihre Freundschaft durch den Austausch von Geschenken und einem gemeinsamen unterhaltsamen Abend. Mit verschiedenen Tanzaufführungen aus beiden Ländern zeigte man dabei nicht nur die trotz der Freundschaft weiterhin vorhandenen Unterschiede der beiden Kulturen. Sondern gleichzeitig auch die kulturelle Verbundenheit, die grenzüberschreitend und verbindend ist. Sinnbildlicher Höhepunkt war dabei der Tanz der Radolfzeller Trachtengruppe gemeinsam mit der Trachtengruppe „Lou Trelus“ aus Istres.
Offiziell wurde die Verbundenheit durch die nochmalige Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde besiegelt. Sie ist jedoch lediglich eine Bekräftigung dessen, was sich im Lauf der Jahre zwischen Radolfzell und Istres entwickelt hat. „Seit 50 Jahren sind Radolfzell und Istres ein starkes Team. Aus einem ersten Handschlag ist eine tiefe Freundschaft gewachsen – getragen von Menschen, die an Europa, an Frieden und das Miteinander glauben“, erklärte Simon Gröger.
Danke für großes Engagement
Gleichzeitig bedankte er sich bei allen, die sich in der Vergangenheit für Freundschaft das Menschen aus beiden Städten eingesetzt haben. Aus Radolfzell waren das neben den verschiedenen Bürgermeistern namentlich Roland Dost, Herbert Borschert sowie Murielle Orgé und Regina Kerschhofer. Ihnen allen dankte Simon Gröger ausdrücklich für ihre langjährigen Bemühungen für die Städtepartnerschaft.
Das diese auch in Zukunft weiter bestehen wird, machte der Wunsch von François Bernardini zum Ende der Veranstaltung deutlich: „Ich hoffe, wir besuchen uns in der Zukunft in kürzeren Abständen“, sagte er.