Linus Merkel

Juniorenfußball: – Robin Kalem hat den Sprung zu den Profis beim Grasshopper Club Zürich geschafft. Bereits ganz jung wechselte der 17-Jährige vom SV Lottstetten in die Talentschmiede des Schweizer Rekordmeisters.

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Entdeckt wurde sein Talent schon ganz früh. Bereits mit fünf Jahren wurde Robin Kalem bei einem Hallenturnier im Trikot des SV Lottstetten vom Grasshopper Club Zürich gesichtet – und wechselte direkt in die Nachwuchs-Abteilung des Schweizer Rekordmeisters. „Ich habe zu Beginn immer gegen ältere Spieler ran müssen, ich war meistens ein bis zwei Jahre jünger“, sagt der 17-Jährige.

Doch diese Herausforderung hat sich ausbezahlt. Von Jahr zu Jahr stieg Kalem immer weiter hinauf. Zuletzt war der gebürtige Lottstetter Kapitän und Spielmacher bei der U18. „Zuletzt“ deshalb, weil Kalem inzwischen in den Profikader der Grasshoppers berufen wurde.

Seit rund zwei Monaten ist er mittendrin und voll dabei im Berufsfußball. Ausgestattet mit einem Drei-Jahres-Vertrag startet der Youngster durch. Sein Debüt hätte er schon in der Challenge League, der zweithöchsten Spielklasse in der Schweiz, feiern sollen. Eine Verletzung im Abschlusstraining vor dem ersten Spiel nach der Corona-Pause gegen den FC Aarau verhinderte aber einen Einsatz. Er habe sich schon etwas geärgert: „Die Oberschenkelzerrung kam echt in einem blöden Moment. Aber ich bin ja noch jung, ich werde schon bald meine nächste Chance bekommen“, ist Kalem überzeugt.

Routiniers als Lehrmeister

Der Verein baut jedenfalls voll auf sein Talent. Kalem ist technisch versiert, hat körperlich in den vergangenen Monaten stark zugelegt und ist vom Spielverständnis her schon sehr weit für sein junges Alter. Eingeplant ist er bei den Profis als „Sechser“, also als eine Art Spielmacher von hinten heraus. „Ich spiele zwar auch gerne etwas weiter vorn. So ist die Position eine große Herausforderung für mich.“

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Die aktuellen Lehrmeister von Kalem auf der „Sechs“ sind prominent. GC-Urgestein Vero Salatic (34) spielte bereits bei den Hoppers, als Kalem kaum geboren war. Dazu agiert in Oliver Buff (27) ein zweiter Routinier im GC-Mittelfeld, der bereits mit dem FC Zürich Champions-League-Luft schnupperte.

Haben die zwei erfahrenen Mitspieler bereits Angst vor der nachrückenden Jugend? Kalem muss leicht schmunzeln. „Die Angst geht noch nicht um“, sagt der Youngster mit einem Augenzwinkern. „Sie helfen mir vielmehr, wo sie nur können, und geben mir Tipps“, berichtet der 17-Jährige und erzählt von den ersten Trainings bei den Profis. „Meine Knie haben ganz schön gezittert, ich war extrem nervös. Aber eine meiner Stärken ist, dass ich unter Druck noch bessere Leistungen abliefern kann.“

Früh von daheim weg

Mit seinem jugendlichen Elan und seinem Können hat sich Kalem schon früh zu den Profis hochgearbeitet. Dafür musste der Youngster aber auch einige Entbehrungen hinnehmen. Seit er fünf Jahre alt ist, ist er oft unterwegs für den Fußball. Über Jahre mussten ihn seine Eltern von Lottstetten nach Zürich kutschieren. Am Wochenende standen dann Spiele in der ganzen Schweiz auf dem Programm.

Früher Wechsel: Schon als Achtjähriger spielte Robin Kalem beim Grasshopper Club in der U9 und U10.
Früher Wechsel: Schon als Achtjähriger spielte Robin Kalem beim Grasshopper Club in der U9 und U10. | Bild: Melanie Duchene

Vor rund zwei Jahren zog Kalem zu einer Gastfamilie in Dielsdorf, direkt beim GC-Campus. Seine Mutter habe schon Bedenken gehabt, dass er so früh daheim ausgezogen sei, sagt er. „Aber ich habe tolle Gasteltern, und an den Wochenenden bin ich oft daheim. So haben wir das ganz gut hinbekommen.“

Der nicht immer einfache Weg hat sich bisher aber voll ausbezahlt. Der Vertrag ist in der Tasche, die ersten Profierfahrungen sind gemacht. Sein Talent hat Kalem wohl von seinem Vater geerbt. Spomenko „Mico“ Kalem stieg als Spieler mit dem SV Schaffhausen (SVS) bis in die Nationalliga B auf. Dazu ist er in der Hochrhein-Region auch als Trainer bekannt, führte er unter anderem den SV Lottstetten bis in die Bezirksliga und trainierte den FC Erzingen und den SV Schaffhausen II.

„Wir haben früher jeden Tag zusammen gekickt“, berichtet Kalem. „Meine Eltern haben aber nie Druck gemacht, da ging es rein nur um den Spaß.“ Und diesen Spaß hat der 17-Jährige sich bis heute erhalten. „Es gab keinen Tag bisher, an dem ich nicht Lust auf Fußball hatte“, sagt Kalem.

Der Traum vom Ausland

Geht seine sportliche Laufbahn in diesem Tempo weiter, wird er sich auch schnell im Profiteam der Hoppers einen Platz im Team erkämpfen.

Robin Kalem aus Lottstetten: „Natürlich träumt jeder Spieler in der Schweiz auch mal vom Ausland. Mein Lieblingsverein ist ...
Robin Kalem aus Lottstetten: „Natürlich träumt jeder Spieler in der Schweiz auch mal vom Ausland. Mein Lieblingsverein ist Borussia Dortmund.“ | Bild: Scheibengruber, Matthias

Und was kommt dann? „Natürlich träumt jeder Spieler in der Schweiz auch mal vom Ausland. Mein Lieblingsverein ist Borussia Dortmund“, sagt der 17-Jährige mit leuchtenden Augen – und hakt gleich ein, denn das große Plus bei Kalem ist seine Bodenständigkeit. „Vor dem Träumen kommt aber die Arbeit. Ich habe bisher nur einen ersten kleinen Schritt als Profi gemacht. Jetzt muss ich kämpfen und weiter an mir arbeiten, um mich wirklich durchzusetzen.“

Mit dem Grasshopper Club Zürich hat er dabei aber den perfekten Verein. Auch aus der Not geboren, hatten die Hoppers in den vergangenen Jahren finanzielle Probleme, und es wurde verstärkt wieder auf den Nachwuchs gesetzt. So spielten sich zuletzt einige junge Talente in den Vordergrund und nutzten den Rekordmeister auch als Sprungbrett nach Europa. „Das ist das Konzept von GC. Junge Spieler bekommen eine Chance“, sagt Kalem.

Und das, obwohl die finanziellen Sorgen erst mal ad acta gelegt sind, kaufte vor knapp zwei Monaten ein chinesisches Unternehmen doch den Club. Im Zuge dieser Übernahme geht es nun auch sportlich wieder bergauf. Nach dem Abstieg in der vergangenen Saison peilen die Hoppers den direkten Wiederaufstieg an. „Das wäre natürlich perfekt, wenn ich in den ersten Wochen als Profi gleich mit dem Team aufsteigen würde“, hofft Kalem auf den perfekten (Fußball-)Sommer.