Schweizer Fußball: – Die Erleichterung ist spürbar. „Endlich geht es wieder los, darauf haben wir lange warten müssen“, sagt Varol Tasar. Auch der Waldshuter Fußballprofi war über viele Wochen im „Lockdown“, Teamtrainings und der Spielbetrieb im Schweizer Fußball waren wie in allen Nachbarländern eingestellt.
So absolvierte der 23-Jährige am 6. März sein letztes Mannschaftstraining mit Servette Genf – danach ging es ins „Homeoffice“. Wo Tasar das verbrachte? Bei seiner Verlobten in Rheinheim. Über zwei Monate war Einzeltraining angesagt. „Ich bin die Wege am Rhein endlos hoch- und runter gejoggt. Irgendwann wurde es etwas eintönig“, offenbart der Linksfuß.
So schwierig das auch war, Tasar zog das Trainingsprogramm voll durch. Denn: Auch im Einzeltraining war Kontrolle angesagt, die Profis mussten dem Verein gezielt Trainingsdaten liefern. Hierfür nutzte der Club die Fussball-App „Mycoach“. Die Spieler bekamen von der Fitnessabteilung detaillierte Anweisungen, welche Einheiten zu absolvieren sind. Dazu bekam jeder Profi eine Fitnessuhr zugeschickt zur Übermittlung der Informationen.
Zumeist zwei Trainings pro Tag standen auf dem Programm. Kondition, Stabilisation und Kraftübungen waren im Fokus, damit die Spieler ihren Fitnessstand halten konnten. „Das klappte ganz gut“, sagt Tasar – und führt weiter aus: „Mir fehlte aber der Ball am Fuß. Dribbeln, aufs Tor schießen, mit den Kollegen zusammen sein. Die Zeit des Lockdowns war nicht einfach.“
Doch jetzt ist endlich wieder ein Stück weit Normalität eingekehrt. Servette Genf hat das Mannschaftstraining seit zwei Wochen wieder aufgenommen, ohne Kontaktbeschränkungen. Auch Zweikämpfe und Spielformen dürfen durchgeführt werden.
Schon diesen Sonntag um 16 Uhr hat Servette Genf in der Super League, der höchsten Schweizer Liga, den ersten Ernstkampf mit dem Spiel (16 Uhr) gegen den FC Lugano – vor einer Geisterkulisse. „Das wird sicher gewöhnungsbedürftig, ohne Zuschauer zu spielen“, sagt Tasar. „Aber das müssen wir in Kauf nehmen. Wir sind froh, dass der Ball jetzt wieder rollt.“
Vorbild Bundesliga
Vorbild hierbei ist die Bundesliga, welche schon erfolgreich einige „Geisterspieltage“ absolviert hat. Auch Tasar hat den „Restart“ in Deutschland genau verfolgt. Doch jetzt ist kein TV-Fußball mehr angesagt, jetzt geht es selbst rund in der Schweiz. Auf die Spieler kommt ein Mammutprogramm zu. In den nächsten sechs Wochen sind 13 Spiele zu absolvieren. „Das wird anstrengend. Ich freue mich aber darauf. Schließlich haben wir so lange darauf gewartet, da kann ich gerne jeden Tag spielen“, sagt Tasar mit einem Lächeln.
Fit fühlt sich der Waldshuter absolut. In der Pause habe er pflichtbewusst trainiert, sagt Tasar. „Und das Ballgefühl war nach ein paar Trainingseinheiten auch schon wieder da.“ Denn der 23-Jährige will in den restlichen Spielen weiter voll angreifen. Servette Genf rangiert als Aufsteiger auf dem vierten Platz.

Tasar selbst hat sich mehr und mehr in den Vordergrund gespielt in seiner Debüt-Saison in der höchsten Spielklasse mit sechs Toren und drei Vorlagen in 21 Spielen. „Wir wollen an unsere Leistungen vor dem Lockdown anknüpfen“, sagt der Linksfuß – und spricht über seine eigenen Ambitionen. „Ich will mich weiter in den Vordergrund spielen und habe sicher noch Luft nach oben.“
Irgendwann will er sich dann seinen großen Traum erfüllen: „Die Bundesliga oder auch Spanien reizen mich“, sagt Tasar. „Aber jetzt zählt erst mal nur Servette. Wir wollen weiter oben dran bleiben.“ Auch wenn er reichlich Zeit mit seiner Verlobten verbrachte und auch handwerkliche Fertigkeiten während des Lockdowns entwickelt hat.
Der Fußball fehlte Tasar trotzdem an allen Ecken und Ende. „Das gemeinsame Miteinander mit den Jungs in der Kabine. Spielen und Spaß haben auf dem Platz. Das habe ich doch extrem vermisst. Ich bin froh, dass wir jetzt endlich wieder loslegen können. Meine Motivation ist riesig“, will Tasar weiter voll durchstarten.