Das Zeitfenster wird klein und kleiner, das Interesse der Vereine groß und größer. Bis zum Wochenende will der Südbadische Fußballverband (SBFV) seinen Vereinen die Marschrichtung fürs Frühjahr vorlegen. Eine gemeinsame Lösung mit den Verbänden aus Württemberg und Baden sei – wie im Frühjahr 2020 – erstrebenswert, so der für den Spielbetrieb verantwortliche Vizepräsident Christian Dusch (Rheinau), der gemeinsam mit Geschäftsführer Siegbert Lipps den aktuellen Sachstand erläuterte.

Bild 1: Südbadens Fußballvereine und ihr Verband schwanken zwischen Abbruch oder Fortsetzung der Saison 2020/21
Bild: Matthias Scheibengruber

An der Videokonferenz, um das Stimmungsbild unter den südbadischen Clubs zwischen Mörsch und Markdorf abzuklopfen, hatten sich, so Fridolin Wernick von der Geschäftsstelle des Verbands, rund 650 Teilnehmer eingeloggt. Die hierbei gewonnenen Eindrücke sowie weitere von den Vereinen angeforderten Stellungnahmen, werden in die Beratungen des SBFV-Spielausschusses am Donnerstag sowie des SBFV-Vorstandes am Freitag einfließen.

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Saisonabbruch wäre der „worst case“

Deutlich machten die Vereine in ihren Wortmeldungen, dass sie eher zur minimalen Lösung tendieren, als zum „worst case“, nämlich dem Abbruch der seit 25. Oktober unterbrochenen Spielrunde. Allerdings gab es durchaus einige Stimmen im Chat, die einen Schlussstrich und damit Planungssicherheit für Spieler und Vereine forderten.

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Die noch Anfang Dezember vorgestellten Szenarien zur Fortsetzung des Spielbetriebs sind über den Winter und mit den gestiegenen Corona-Fallzahlen auf nur noch eine Variante geschmolzen. Das wäre das Beenden der Vorrunde, um eine sportliche Wertung der Saison 2020/21 möglich zu machen: „Grundsatz für eine Tabelle ist, dass alle Vereine einmal gegeneinander gespielt haben“, machte Dusch deutlich.

Fridolin Wernick von der SBFV-Geschäftsstelle moderierte die Videokonferenz mit phasenweise 650 Teilnehmern.
Fridolin Wernick von der SBFV-Geschäftsstelle moderierte die Videokonferenz mit phasenweise 650 Teilnehmern. | Bild: Matthias Scheibengruber

Der Zeitrahmen bis 30. Juni erlaube im besten Fall zwölf Spieltage an Wochenenden: „Englische Wochen wollen wir vermeiden, da Nachholspiele und Pokal zusätzlich eingeplant werden müssen.“ Diese zwölf Spieltage seien aber nur zu erreichen, wenn die Rahmenbedingungen zum Ende des aktuellen Lockdowns ab 8. März einen Trainingsbetrieb erlauben, der trotz Hygienemaßnahmen als „normal“ bezeichnet werden könne: „Also mit Vollkontakt“, so Dusch: „Unsere Verbandstrainer empfehlen mindestens vier Wochen Vorbereitung.“ Allerdings, das räumte Dusch ein, halte er es für nicht realistisch mit dem 8. März zu planen.

Letzter möglicher Starttermin ist das zweite Mai-Wochenende

So werde das Zeitfenster für die restlichen Vorrundenspiele inklusive Relegation immer enger: „Wir haben als letzten möglichen Starttermin das Wochenende am 8./9. Mai ins Auge gefasst“, so Dusch: „Kriegen wir diesen Termin nicht hin, bleibt nur der Abbruch der Saison – mit Annullierung aller bisher ausgetragenen Spiele.“ Dann würden die Ligen im August 2021 in gleicher Besetzung starten wie im Jahr zuvor.

Möglichkeiten für Spielbetrieb
Möglichkeiten für Spielbetrieb | Bild: Matthias Scheibengruber

Beim Re-Start am zweiten Mai-Wochenende bleiben acht Spieltage übrig. Und genau so viele Spieltage stehen beispielsweise in den Spielklassen mit 17 und 18 Mannschaften noch aus. Staffeln mit zwölf Mannschaften könnten ab 8./9. Mai sogar die Vorrunde beenden und noch in eine verkürzte Rückrunde starten. In diesen Fällen würde die Saison mit einer Quotenberechnung enden. Kleinere Staffeln mit zehn und weniger Mannschaften hätten sogar die Möglichkeit, die komplette Runde noch zu Ende zu bringen.

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Zuspruch bekam der SBFV-Vize unter anderem von Volker Scherer (TuS Binzen) sowie Thomas Stenkamp, der für den SV Hausen an der Aach an der Konferenz teilnahm: „Bitte tun Sie alles erdenklich Mögliche, dass wir die Vorrunde zu Ende spielen können“, schrieb Stenkamp: „Ich befürchte, dass bei einem Saisonabbruch zu viele Spieler ihre Schuhe an den Nagel hängen würden.“

„Kein Spielbetrieb auf Teufel komm raus“

Christian Dusch machte deutlich, dass ein Saisonabbruch für den SBFV die schlechteste Variante wäre: „Allerdings verwehren wir uns gegen den Eindruck, dass wir den Spielbetrieb auf Teufel komm raus durchziehen wollen. Schon im Herbst stand für uns die Gesundheit der Beteiligten an oberster Position. Wir haben lieber ein Spiel mehr abgesagt, um Risiken zu vermeiden.“

SBFV-Geschäftsführer Siegbert Lipps: „Über die Modalitäten für die Sommer-Wechselphase im Falle eines Saison-Abbruchs wird noch zu ...
SBFV-Geschäftsführer Siegbert Lipps: „Über die Modalitäten für die Sommer-Wechselphase im Falle eines Saison-Abbruchs wird noch zu reden sein.“ | Bild: Matthias Scheibengruber

Im Hinblick auf anstehende Spielerwechsel im Sommer – im Fall eines Abbruchs – werde sich der Verband durchaus Gedanken machen müssen, betonte Siegbert Lipps: „Wenn bis zum Saisonbeginn keine Spiele mehr stattfinden, muss eine Lösung gefunden werden, die sowohl die Rechte des Spielers als auch des abgebenden Vereines berücksichtigt.“ Der zeitliche Ablauf im Winter habe keine andere Wahl gelassen, als die Sechs-Monats-Regel erst ab 2. Februar auszusetzen, betonte er im Hinblick auf die Unstimmigkeiten bei vorgenommenen Spielerwechseln.

Bild 5: Südbadens Fußballvereine und ihr Verband schwanken zwischen Abbruch oder Fortsetzung der Saison 2020/21
Bild: Matthias Scheibengruber

Über die von mehreren Vereinen aufgeworfene Frage nach „Geisterspielen“ im Amateurfußball müsse der SBFV-Vorstand noch beraten, so Christian Dusch: „Hierzu gibt es derzeit keine Regelung.“ Ähnlich sieht es bei der Möglichkeit aus, dass manche Landkreise Spiele erlauben könnten und andere nicht, weil deren Inzidenzwerte zu hoch seien. „Wir wollen für alle Vereine die gleichen Rahmenbedingungen“, so Dusch: „Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, bleibt nur ein Abbruch.“

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Während Jonas Stölzle vom FC Bernau, ähnlich wie Frederic Längle (VfR Sauldorf) und Claudia Späth (FC Öhningen-Gaienhofen), forderte, dass der Verband vor seiner Entscheidung am Freitag noch kurzfristig eine Umfrage „Abbruch oder Fortsetzung„ starten soll, gibt Sehad Vehabovic vom SV Winterspüren der Fortsetzung des Spielbetriebs keine Chance: „Stand heute ist doch ein Saisonabbruch die einzige und logische Konsequenz, auch wenn es den einen oder anderen Vereinen weh tut. Die Bundesregierung bietet keine Lösungen oder Perspektiven, die Landesregierung wird im März neu gewählt und die Landkreise dürfen auch noch mitbestimmen. Eine Abfrage unter den Vereinen wäre sinnvoll, um eine Tendenz zu erkennen.“