Das Präsidium des Südbadischen Fußballverbands (SBFV) will, nach Rücksprache per Video-Konferenz am heutigen Mittwoch mit den Vereinen, am Freitag entscheiden, wie es im Amateurfußball weitergeht. Noch immer ist die Saison 2020/21 unterbrochen, zuletzt wurde am 25. Oktober gespielt. Der Plan war, zumindest die Vorrunde abzuschließen, um eine sportliche Wertung für Auf- und Abstieg vornehmen zu können. Als Spieler und Funktionär des Bezirksligisten SV Jestetten ist Pascale Moog (34) direkt betroffen.
Pascale, seit über drei Monaten ruht der Ball nicht nur in der Bezirksliga, sondern im gesamten Verbandsgebiet. Wie geht es Ihnen damit?
Wer mich kennt, der weiß, dass ich ein angefressener Kicker bin und mich der Lockdown – rein sportlich gesehen – echt trifft. Ich halte mich mit Work-Out und Joggen halbwegs fit, aber ich würde als Vollblutfußballer auch lieber heute als morgen wieder zum Training auf den Platz gehen. Aber auf der anderen Seite steht für mich die Gesundheit aller Beteiligten an oberster Stelle.
Zur Person
Das wird wohl noch etwas dauern. Mit welcher Entscheidung rechnen Sie?
Ich denke, dass sich der Verband an den bereits veröffentlichten Ideen des württembergischen Fußballverbandes orientiert. Dort wurde der 9. Mai als Stichtag angesetzt. Kann dann wieder gespielt werden, wird die Vorrunde beendet. Aber ich habe da meine Zweifel.
Was bezweifeln Sie konkret?
Ich denke, dass es letztlich sinnvoll wäre, nicht wieder einen – vielleicht nicht sicheren – Termin ins Auge zu fassen, sondern gleich klipp und klar sagen: „Wir beenden die Saison 2020/21 sofort, annullieren alle Spiele und starten im Sommer nochmals von vorn.“
Stehen Sie mit diesem Gedanken nicht einsam auf weiter Flur?
Ich habe viele Bekannte im Hochrhein-Fußball und immer wieder haben wir Kontakt. Wir sind jetzt in einer Phase, in der die Leute genervt sind und endlich wissen wollen, wie es weiter geht.
Aber es könnte doch weiter gehen?
Ja, schon. Aber ich habe mir das mal durchgerechnet. Wenn wir Ende Juni fertig sein müssen und bis dahin auch noch Relegation gespielt haben sollen, dann wird es einfach eng. Die Bezirksliga hat noch sieben Spieltage bis zum Ende der Vorrunde. Also müssten wir spätestens am 1. Mai in den Spielbetrieb einsteigen, um am 13. Juni fertig zu sein. Spiele unter der Woche sollten möglichst vermieden werden.
Das wäre in gut zehn Wochen. Reicht das nicht aus für eine Vorbereitung?
Nun, wir haben jetzt Lockdown bis 7. März. Dass wir danach gleich wieder auf die Plätze dürfen, glaube ich nicht. Zur Vorbereitung fordert der Verband selbst ja schon vier Wochen. Ich persönlich würde sogar fünf oder sechs Wochen einplanen. Und dann aber auch eine Vorbereitung unter normalen Trainingsbedingungen. Dieses Corona-Training, das uns im Frühjahr nach dem Lockdown erlaubt war, ist zur Saisonvorbereitung eher nicht geeignet.
Pascale Moog würde sogar den Abstieg in Kauf nehmen
Also ziehen Sie für sich den Schluss, dass ein Saisonabbruch gut wäre?
Ja, und das hat wirklich nichts damit zu tun, dass wir im Moment Drittletzter sind. Ganz klar: Spielen wir nochmal, haben wir in sieben Partien noch genügend Chancen, einen Nichtabstiegsplatz zu erreichen. Steigen wir dann trotzdem ab, ist das eben so. Mir geht es eher um die Planungssicherheit für Vereine, Trainer und Spieler. Beim Volleyball, Tischtennis und Handball wurde der Schlussstrich ja nun auch gezogen.
Das sind Hallensportler mit anderen Voraussetzungen. Aber im Freien wäre eine Restsaison mit all den Auflagen doch eigentlich planbar?
Natürlich, das haben wir Vereine ja im Herbst bewiesen. Aber seien wir mal ehrlich. Die Vereine haben sich bemüht, alle geforderten Hygienemaßnahmen zu erfüllen. Allein die Akzeptanz ließ sehr zu wünschen übrig. Egal ob Zuschauer oder Spieler, so viele Leute haben die Absperrungen ignoriert oder belächelt. Eine Kontrolle war kaum möglich – und wenn doch, dann mussten sich die Verantwortlichen noch unfeine Worte anhören.
Also wäre es besser, Geisterspiele im Amateurfußball auszutragen?
Das ist für mich keine Alternative, wir sind ja keine Profis, die TV-Gelder erhalten. Als Verein lebst du von den Einnahmen durch die Zuschauer. Unsere Kosten laufen ja weiter, gerade im Spielbetrieb. Bei Geisterspielen kommt ja kein Geld rein.
Schauen wir kurz in die Zukunft. Sie selbst sind jetzt 34. Haben Sie die Sorge, dass viele Ihrer Altersgenossen nun wegen Corona mit Fußball aufhören?
Für mich persönlich ist aufhören keine Option, auch wenn ich als zweifacher Papa und angehender Häuslebauer künftig kürzertreten werde. Aber es würde mich nicht überraschen, wenn viele Spieler am Ende des zweiten Lockdowns sagen, dass sie keine Lust mehr auf Fußball haben.
Fragen: Matthias Scheibengruber