Fußball: – „Wollen wir uns wirklich diesem Risiko wirklich aussetzen? Wegen sieben oder acht Spielen?“ fragt Thomas Kummer nach dem Beschluss des Südbadischen Fußballverbandes (SBFV), dass spätestens am 9. Mai der Spielbetrieb nach der Corona-Pause wieder aufgenommen werden soll, sofern die Möglichkeiten das erlauben: „Wer mich kennt, weiß, wie gern ich auf dem Fußballplatz bin. Aber im Moment sehe ich keine Perspektive, dass wir diese Saison noch reibungslos über die Bühne bringen.“ Ginge es nach dem langjährigen Vorsitzenden des SC Lauchringen, hätte er die Saison 2020/21 schon jetzt abgebrochen: „Bei den Fußballern werden Hoffnungen geschürt, die wahrscheinlich nicht erfüllt werden können.“

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Schließlich steigen die Inzidenzzahlen wieder an und die Mutationen des Virus‘ bereiten der Wissenschaft und den Politikern viel Kopfzerbrechen: „Spätestens nach Ostern müsste für den Re-Start ein reguläres Training möglich sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das klappt.“ Ohne vernünftige Vorbereitung sei ein Spielbetrieb abwegig: „Sinnvoll wäre, den Leuten zu sagen, dass wir darauf hoffen, dass wir bis Sommer hoffentlich mit den Impfungen durch sind und dann ab August wieder Fußball gespielt werden kann.“

Gedankenspiele: Für Thomas Kummer, seit über 30 Jahren als Vorsitzender des SC Lauchringen tätig, wäre ein sofortiger Abbruch der Saison ...
Gedankenspiele: Für Thomas Kummer, seit über 30 Jahren als Vorsitzender des SC Lauchringen tätig, wäre ein sofortiger Abbruch der Saison 2020/21 die bessere Lösung gewesen. | Bild: Neubert, Michael

Dass es sich der SBFV-Vorstand mit seiner Entscheidung nicht einfach gemacht hat, sieht Kummer durchaus: „Diese Leute sind ihre Aufgaben nicht zu beneiden.“ Schon deshalb schrieb er an die SBFV-Spitze: „Sind es die möglichen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen wert, dass man die restliche Vorrunde mit viel Aufwand durchboxt und immer damit rechnen muss, dass doch abgebrochen wird?“

„Im Herbst lief nicht alles so reibungslos, wie wir uns das gewünscht hätten“

Thomas Kummer macht sich Gedanken: „Als Vorsitzender eines Vereins mit rund 580 Mitgliedern lässt dich diese Situation nicht kalt“, erinnert der 64-Jährige an die Spieltage im Herbst: „Wir haben damals einen Riesenaufwand getrieben, um die Hygienevorgaben zu erfüllen. Aber es lief längst nicht alles so reibungslos, wie wir uns das gewünscht hätten.“ Wurden im Stadion die geforderten Abstände nicht eingehalten, erwies es sich schnell als aussichtslos, die Zuschauer anzumahnen: „Da mussten sich unsere Leute einiges anhören.“

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Diese Erfahrungen, aber auch seine berufliche Position als Geschäftsführer einer Firma, treiben Kummer um, denkt er an den möglichen Re-Start im Mai: „Man sollte in dieser Diskussion auch über den Tellerrand schauen und die Lage der Arbeitgeber und Arbeitnehmer berücksichtigen.“ Seit die Corona-Pandemie das Leben bestimmt, beschäftigt er sich mit der Planung von Kurzarbeit und Home-Office: „Und dann kommt demnächst ein Mitarbeiter, will drei Mal pro Woche ins Training gehen und am Wochenende spielen?“

In Betrieben werde alles fürs wirtschaftliche Überleben getan: „Wer trägt die Verantwortung, wenn sich die Spieler in dieser Phase anstecken? Wie erkläre ich es meinem Verwaltungsrat, wenn ich Teile der Belegschaft in Quarantäne schicken muss, weil sich ein Fußballer im Training angesteckt hat?“ An oberster Stelle, so Thomas Kummer, stehe die Gesundheit, dann komme der Job: „Erst an dritter Stelle sehe ich unser geliebtes Hobby – auch wenn wir es alle sehnlichst vermissen.“

„Der Vorsitzende trägt immer die moralische Verantwortung“

Eine offene Frage ist für Thomas Kummer, wer im Verein bei Infektionen im Trainings- oder Spielbetrieb zur Verantwortung gezogen wird: „Als Vorsitzender stehst du immer im Fokus, selbst wenn du rechtlich nicht belangt werden kannst. Grundsätzlich trägst du die moralische Verantwortung – und hast im Zweifel natürlich den Ärger am Hals.“

Kann der SBFV-Plan im Mai tatsächlich umgesetzt werden, blieben weitere Fragen: „Was, wenn unterschiedliche Inzidenzzahlen für unterschiedliche Vorgaben sorgen?“, blickt er auf die Bezirksliga mit Vereinen aus den Landkreisen Lörrach und Waldshut: „Hier darfst du spielen, dort nicht. Wie werden solche Spielabsagen rechtlich bewertet?“ Oder wenn einzelne Kommunen die Sportanlagen nicht freigeben: „Wo wird dann gespielt und trainiert?“

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Thomas Kummer betont, dass sein Verein zu den Beschlüssen des Südbadischen Fußballverbands stehe: „Wir wollen nicht den Eindruck erwecken, dass wir gegen die Fortsetzung des Spielbetriebs sind, weil wir auf dem letzten Tabellenplatz stehen. Mit Blick auf die Gesundheit und des Aufwands ist es mir heute völlig egal, ob ich nächstes Jahr in der Kreisliga A gegen den FC Grießen oder in der Kreisliga B gegen den SV Eggingen spiele.“ Vielmehr treibe ihn die Angst um, dass eine zu frühe Öffnung des Amateurfußballs die Corona-Situation eher verschlimmere.