Fußball: – Der Vorstand des Südbadischen Fußballverbands (SBFV) hat beschlossen, die wegen der Corona-Pandemie derzeit unterbrochene Saison nicht abzubrechen, sondern peilt einen Re-Start bis spätestens 8./9. Mai an. Bis dahin, so hofft der Verband, sollte die Politik den Trainings- und Spielbetrieb sowie ermöglicht haben, dass die Vereine nach den Oster-Feiertagen in eine reguläre Vorbereitung von etwa vier Wochen einsteigen können. Sollte das Infektionsgeschehen einen Start am zweiten Wochenende im Mai nicht zulassen, oder sich nach dem Re-Start keinen Fußball mehr zulassen, wird die Saison 2020/21 annulliert. Wir haben mit Vertretern einiger Vereine über den Beschluss gesprochen.
Für Sportchef Perseus Knab von Verbandsligist SV Weil, ist die Entscheidung, die Saison jetzt noch nicht abzubrechen, eine „gute Sache“. „Es ist wichtig, die Vorrunde zu Ende zu spielen“, sagt er. Alles hänge ohnehin von den Inzidenzzahlen ab: „Es ist nicht abzusehen, in welche Richtung es geht.“ Für ein Abbruchszenario sei es zu früh. Ein weiterer Aspekt für Knab ist, dass vier Wochen zwischen Trainingsbeginn nach dem Lockdown und Wiederaufnahme des Spielbetriebs zu hoch angesetzt seien: „Zwei Wochen in einer Ausnahmesituation sind ausreichend. Es bestehen die gleichen Voraussetzungen für alle. Und jeder kann sich schon jetzt mit individuellem Training fit halten.“
„Das ist die beste Lösung, nur die Vorrunde zu Ende zu spielen“, sagt Johann Scheible, Vorsitzender des Landesligisten SV 08 Laufenburg. „Es ist richtig, dass noch nicht über einen Abbruch entschieden wurde. Wir wissen nicht, was in den kommenden Wochen passiert und was die Politik vorgibt. Deswegen ist die SBFV-Entscheidung absolut nachvollziehbar.“ Das Wichtigste ist für ihn, dass in der neuen Saison ab August alles normal und im Fluss ist: „Das hat höchste Priorität.“
„Ein sofortiger Abbruch wäre besser gewesen“
Eine andere Meinung vertritt Patrick Da Rugna, der Vorsitzende des Landesligisten FSV Rheinfelden: „Man hätte sofort abbrechen sollen.“ Den Verband wolle er nicht kritisieren, doch denke man bei allen Entscheidungen nur an die Spieler, nicht an die Verantwortlichen in den Vereinen. „Die Corona-Maßnahmen so kurzfristig umzusetzen, wenn diese Saison noch gespielt werden soll, verursacht Hektik und ist eine riesige Herausforderung. Für die vielen Ehrenamtlichen ist das eine große Belastung.“ Auch der finanzielle Aspekt bereitet Da Rugna Sorgen: „Vereinen fehlen zur Zeit Einnahmen. Hätte man die Saison abgebrochen, hätten alle mehr Planungssicherheit.“
„Jeder freut sich drauf, bald auf dem Platz zu stehen“
„Am Abbruch führt kein Weg vorbei, wenn die Zahlen nicht stimmen“, sagt Trainer Georg Isele vom Bezirksligisten SG Mettingen/Krenkingen: „Aber in der jetzigen Situation ist es richtig, erst einmal abzuwarten und die restliche Vorrunde zu planen.“ Gerade jetzt, wo beim SV Untermettingen der Kunstrasenplatz gebaut wird, sei zu spüren, dass die Fußballer eine Perspektive brauchen: „Jeder freut sich drauf, bald wieder auf dem Platz zu stehen.“
So klingt das auch bei Roberto Santoro, der sich bei Bezirksligist SG FC Wehr-Brennet mit Peter Eckert um den Spielbetrieb kümmert: „Kindern und Erwachsenen fehlt der Fußball, ich bin froh, dass der Verband diesen Plan vorgibt. Ich hätte bei einem Abbruch befürchtet, dass mancher Spieler seine Kickschuhe an den Nagel hängt.“ Aber, das betont Santoro, die Zahlen dürften nicht as dem Fokus verschwinden: „Wird es kritisch, bleibt nur der Abbruch.“
„Alle sollten die Entscheidungen des Verbands akzeptieren“
Thomas Duffner, Trainer des A-Kreisligisten SV Albbruck, beneidet die Verbandsverantwortlichen nicht: „Die absolut faire Entscheidung gibt es in dieser Situation nicht.“ Nur die Vorrunde zu Ende zu spielen, sei auch nicht komplett fair: „Gegen eine Mannschaft hast du nur ein Heimspiel, gegen die andere trittst du nur auswärts an.“ Duffner: „Wenn es zu knapp werden sollte mit einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs, sollte lieber abgebrochen werden.“ Ausreichend Trainingszeit vor dem Re-Start müsse vorhanden sein. Was gar nicht gehe, seien Spiele ohne Zuschauer. Duffner appelliert an die Fairness der Vereine, Entscheidungen zu akzeptieren, wie sie auch ausfallen.
Clemens Bauer, Trainer des A-Kreisligisten FC 08 Bad Säckingen, ist über die Entscheidung des Verbands nicht so glücklich: „Ich wäre für Abbruch gewesen. Das hätte uns mehr Planungssicherheit gegeben. Jetzt haben wir zu großen Zeitdruck.“ Voraussetzung für Bauer ist, dass bei einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs am 9. Mai einen Monat vorher ohne Corona-Auflagen trainiert werden könne. Das werde jetzt knapp. Bei einem sofortigen Saisonabbruch hätte man die Saison, falls es von der Politik doch Grünes Licht in den nächsten Wochen geben sollte, mit Freundschaftsspielen oder Turnieren „füllen“ können. Bei einer eventuell stufenweise Öffnung wäre es laut Duffner eine Überlegung wert, dass Kinder und Jugendliche vor den Erwachsenen wieder auf den Fußballplatz dürfen.
„Wir wollen zum Re-Start an die Leistungen anknüpfen“
„Unser Tabellenplatz spricht für sich“, ist Sportchef Felix Baumgartner von B-Kreisligist SG Höchenschwand/Häusern mit dem Beschluss zufrieden: „Wir stehen klar an der Spitze und wollen zum Re-Start an die gezeigten Leistungen anknüpfen.“ Dass aktuell noch nicht trainiert werden darf, sieht er entspannt: „Der Schnee ist gerade mal weg, aber der Platz noch nicht bespielbar – aber das ist bei uns oben normal.“
Für Fabian Amann wäre ein Abbruch der Saison ebenfalls keine Option gewesen: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das viele Vereine ernsthaft wollten“, so der Vorsitzende de B-Kreisligisten SV Dillendorf: „Wir sind Dritter in der B-4, haben noch alle Chancen und sind froh, wenn es jetzt einen Plan gibt, dass wir wieder loslegen können. Nun hoffe ich nur, dass trotz des Wetters die Infektionszahlen rückläufig bleiben.“