Christian Dusch, der Vorstand des Südbadischen Fußballverbands hat beschlossen, den Spielbetrieb fortzusetzen. In Staffeln mit elf und mehr Mannschaften wird die Vorrunde zu Ende gespielt. Ein Abbruch erfolgt nur, wenn nicht spätestens am 8./9. Mai gestartet werden kann. Wurde das Paket durchgewinkt oder gab es Diskussionen?
Es wurden die Vor- und Nachteile des Beschlusses und insbesondere der beiden Varianten – sofortiger Abbruch oder Start bis spätestens 9. Mai – eingehend diskutiert.
Was sprach denn gegen den Abbruch?
Wir wollen, sobald es die Rahmenbedingungen zulassen, wieder Fußball ermöglichen; das ist schließlich auch unser Satzungszweck. Wichtig ist dabei auch die Abstimmung mit den Verbänden in Württemberg und Baden. Es ist ja eines unserer Ziele, eine einheitliche Lösung der Verbände wenigstens in Baden-Württemberg zu bekommen – auch mit Blick auf die gemeinsame Oberliga.
Auf welches Szenario können sich die südbadischen Vereine einstellen?
Letzter Termin für den Re-Start ist das zweite Mai-Wochenende. Legen wir die anvisierten vier Wochen „Vorbereitung im Vollkontakt“ davor, sind wir beim 12. April. An diesen Fixpunkten orientieren wir uns und hoffen, dass die Politik erlaubt, möglichst bald wieder in Training und Spielbetrieb einzusteigen. Das bedeutet aber auch, dass wir uns eine gewisse Flexibilität bewahren müssen. Dürfen wir eher starten, werden wir das natürlich auch – unter den jeweiligen Vorgaben. Über allen Entscheidungen steht, dass die aktuelle Saison unter Vorbehalt läuft, denn die Entwicklung des Infektionsgeschehens kann niemand vorhersagen.
Zur Person
Was geschieht, wenn es nicht zum Re-Start bis 9. Mai reicht oder wenn es später erneut einen Lockdown gibt?
Dann müssen wir die Saison abbrechen und annulliert. Das hätte zur Folge, dass wir im August 2021 mit den gleichen Liga-Besetzungen starten wie im August 2020.
Das birgt aber Probleme für die Oberliga, die unter Umständen einen Aufsteiger aus der Verbandsliga braucht und Absteiger nach unten hat?
Was die Szenarien in Oberliga und Regionalliga angeht, kann ich im Moment keine Aussage machen. Die zuständigen Gremien sind in Gesprächen, zudem läuft aktuell eine Befragung der Vereine.
Der SBFV-Beschluss sieht vor, dass kleinere Staffeln die Vorrunde zu Ende und dann eine verkürzte Rückrunde spielen.
Richtig, das betrifft hauptsächlich den Spielbetrieb der Frauen und Junioren. Nach der Vorrunde wird hier nach aktuellem Stand die Staffel geteilt. Die obere und die untere Hälfte spielen dann jeweils eine einfache Runde. Wir haben aber die ursprünglich für diese Variante eingeplanten Zwölfer-Staffeln raus genommen. Bei den Frauen und den Junioren fehlen wegen des späteren Saisonstarts im September mehr Spiele als bei den Männern. Außerdem ist es insbesondere im Jugendbereich nicht möglich, Mittwoch-Spieltage im überbezirklichen Ligabetrieb anzusetzen.
Ist vorgesehen, die schon im Herbst verlangten Hygiene-Konzepte der Vereine zu verschärfen und stärker zu kontrollieren?
Hier haben Politik und Gesundheitsämter das letzte Wort – und geben uns die Richtlinien vor. Eine umfassende Kontroll-Aufgabe unsererseits sehe ich nicht. Keiner unserer Schiedsrichter wird als „Hygiene-Polizei“ auftreten. Allerdings sanktionieren wir durchaus offensichtliche Verstöße – wie beispielsweise Kabinenfeste, die in sozialen Medien publiziert werden.

Vielfach wird argumentiert, dass der Spiel- und Trainingsbetrieb keine relevanten Ansteckungen verursacht habe. Wie ging der Verband im Herbst mit Corona-Infektionen um?
Wir waren eher vorsichtig und haben bei entsprechenden Meldungen der Vereine auch – beispielsweise samstags – lieber ein Spiel zu viel als zu wenig abgesagt, um die Risiken zu minimieren. Mitte Oktober stiegen die Infektionszahlen rapide, so dass an einem Wochenende knapp 100 Spiele – zwei Drittel beim Nachwuchs – abgesetzt wurden. Somit war es vernünftig, den Spielbetrieb schon am letzten Oktober-Wochenende einzustellen.
Wie stehen Sie zu „Geisterspielen“? Im Bezirk Schwarzwald wurde manchen Orts ohne Zuschauer gespielt. Der FC Weizen hatte beispielsweise schon die Sportanlage vorsorglich eingezäunt.
„Geisterspiele“ wurden zwar teilweise gefordert, aber im Amateurfußball fehlen auf den Plätzen oft die baulichen Voraussetzungen, das auch konkret umzusetzen. Zudem gibt es Bedenken, weil viele Vereine auf die Einnahmen durch Zuschauer angewiesen sind.
Aktuell reden wir über die Fortsetzung der Saison 2020/21. Können die Maßnahmen im Zweifel auch in der Saison 2021/22 angewendet werden?
Der außerordentliche Verbandstag 2020 hat dem Vorstand lediglich die Legitimation für die laufende Saison ausgesprochen. Wir sind aber derzeit dabei, die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, um auch künftig flexibel reagieren zu können, sollte sich im Herbst 2021 die Notwendigkeit dazu ergeben.
Sie sind seit 2015 für den Spielbetrieb verantwortlich. Zählen die vergangenen zwölf Monate für Sie doppelt?
Es ist tatsächlich eine sehr intensive Phase im Ehrenamt, die viel Zeit und Nerven kostet. Aber ich habe weniger mich oder die Frage nach Saisonwertungen im Fokus, als den Fußball selbst. Es ist mein größter Wunsch, dass wir bald wieder unbeschwert kicken können, gerade auch im Jugendbereich.
Fragen: Matthias ScheibengruberPresseerklärung des Südbadischen Fußballverbands (SBFV): Verbandsvorstand beschließt Varianten zur Saisonfortsetzung
Der Verbandsvorstand des Südbadischen Fußballverbandes hat am Freitagabend den Rahmen für die Fortsetzung der Saison 2020/21 weiter angepasst. Das Bestreben ist weiterhin, die Saison mit Auf- und Absteigern abzuschließen und zu werten. Kann die Vorrunde in Staffeln mit 11 oder mehr Mannschaften bis zum 30. Juni 2021 nicht fertig gespielt werden, wird die Spielzeit grundsätzlich in allen Staffeln des Herren-, Frauen- und Jugendspielbetriebs jeweils annulliert.
Wie bereits am 4. Dezember 2020 vom Verbandsvorstand beschlossen, wird beim Spielmodus nach der Staffelgröße differenziert. Entscheidend sind die noch zur Verfügung stehenden Spieltage: Nach aktuellem Stand kann in Staffeln mit 11 oder mehr Mannschaften nur noch die Vorrunde zu Ende gespielt und anschließend gewertet werden. In Staffeln mit 10 oder weniger Mannschaften ist nach dem Abschluss der Vorrunde die bereits beschlossene und kommunizierte „verkürzte Rückrunde“ weiterhin möglich. Auf- und Abstiegsspiele sind in beiden Varianten vorgesehen.
Vor den ersten Pflichtspielen ist eine Vorbereitungszeit von etwa vier Wochen vorgesehen. Der Trainingsbetrieb ohne Kontaktbeschränkungen auf dem Spielfeld muss dafür von den Behörden grundsätzlich erlaubt sein. Der letztmögliche Zeitpunkt für die Durchführung des Spielbetriebs in den Staffeln mit 11 und mehr Mannschaften nach dem beschriebenen Modus ist der 9. Mai.
Nach dem 9. Mai stehen nicht mehr genügend Spieltage für Staffeln mit 11 oder mehr Mannschaften für die Beendigung der Vorrunde bis zum 30. Juni 2021 zur Verfügung. Dann müssen alle Staffeln ohne Wertung und ohne Auf- und Absteiger annulliert werden. Eine Differenzierung ist hier im Herren-, Frauen- und Jugendspielbetrieb nicht möglich, da dies Aufsteiger in annullierte Staffeln und noch größere Staffelgrößen in der Saison 2021/22 zur Folge haben würde.
Eine Verlängerung der Spielzeit 2020/21 über den 30. Juni hinaus würde zu erheblichen Problemen bei den Vereinswechseln, beim Übergang zu den Baden-Württembergweiten Oberligen, bei der Saisonplanung für die Vereine und bei der Planung und Durchführung der Saison 2021/22 führen. Bereits die Verlängerung der Saison 2019/20 wurde aus den genannten Gründen vom außerordentlichen Verbandstag 2020 ausgeschlossen; eine zu damals veränderte Sachlage ist nicht erkennbar.
Ein Abbruch zum jetzigen Zeitpunkt wäre nicht im Sinne des sportlichen Wettbewerbes. Der SBFV ist verpflichtet, den Spielbetrieb für seine Vereine mit der Austragung möglichst vieler Spiele zu organisieren, sofern dies möglich ist. Mit den beschlossenen Regelungen, dem Datum des 9. Mai 2021 und den zugesicherten etwa vier Wochen Vorbereitungszeit wird in dieser unsicheren Pandemiezeit die bestmögliche Klarheit gegeben. Gleichzeitig steht die Saison 2020/21 wegen der Abhängigkeit des Spielbetriebs von den behördlichen Entscheidungen und den unvorhersehbaren Entwicklungen des Infektionsgeschehens weiterhin unter Vorbehalt.
Vor den Beschlüssen gab es am 17. Februar 2021 einen digitalen Austausch mit den Vereinen. Vizepräsident Dr. Christian Dusch und Geschäftsführer Siegbert Lipps gingen auf die Fragen ein – eine Videoaufzeichnung ist auf sbfv.de zu finden. Der Abend und viele Nachrichten von Vereinen im Anschluss zeigten ein breites Stimmungsbild, wobei sich eine Mehrheit für die Fortführung der Saison ausspricht. Den Wunsch, bald wieder auf den Platz zurückkehren zu können, teilten alle Beteiligten.
„Wir sind uns bewusst, dass wir mit unseren Entscheidungen nicht alle Spieler und Vereine begeistern werden. Die Rahmenbedingungen sind aber leider so, dass wir erneut keine langfristige Planbarkeit haben. Das hat zur Folge, dass wir nur schrittweise vorgehen können. Keinesfalls wollen wir Chancen zum Fußballspielen durch verfrühte Entscheidungen gefährden. Deshalb müssen wir für weitere Entscheidungen noch weiter abwarten“, erläutert Dr. Dusch.
Präsident Thomas Schmidt sagt: „Wir würden es sehr begrüßen, wenn uns die Politik in nächster Zeit auch für den Amateur- und Freizeitsport eine Öffnungsperspektive bieten und damit Planbarkeit verschaffen würde. Gerade die Kinder und Jugendlichen leiden in der Lockdown-Phase besonders unter dem Bewegungsmangel. Unabhängig von der Frage, ob diese in einem Wettbewerb Fußball spielen können, wäre es sicher ein großer Schritt, wenn hier wenigstens Trainingsbetrieb stattfinden könnte. Dass dabei die Hygienevorschriften eingehalten werden müssen, ist natürlich selbstverständlich.“