Thorsten Szesniak, in unserem Interview plädiert Pascale Moog vom SV Jestetten dafür, die aktuell unterbrochene Saison jetzt abzubrechen, um Planungssicherheit zu schaffen. Wie sehen Sie das?

Ich akzeptiere seine Meinung, sehe das aber vor allem in meiner Funktion als Jugendtrainer beim JFV Region Rheinfelden anders. Abbruch wäre für mich nicht nur die letzte Option, sondern sogar nur die allerletzte. Der Südbadische Fußballverband hat in der Videokonferenz mit den Vereinen den 9. Mai als letzten Starttermin genannt. Sollte sich nach diesem Termin zeigen, dass Fußball zu spielen zuviel Risiko birgt, dann bin ich auch dafür, abzubrechen. Aber doch nicht schon jetzt, Mitte Februar.

Das könnte Sie auch interessieren

So wüssten Spieler, Trainer und Vereine doch klar, dass es erst im August mit der Saison 2021/22 weiter geht?

Ja, schon. Aber ich sehe heute noch keine Notwendigkeit für so eine radikale Entscheidung. Wir haben noch ein paar Wochen Luft bis zum 9. Mai; bis Ostern sind es immerhin noch sechs Wochen. Keiner weiß, wie sich bis dahin die Zahlen entwickeln. Also sollte man heute den Fußballern, und zwar in allen Altersklassen, einfach eine Perspektive für ihren Sport bieten – und nicht jetzt schon einen Abbruch beschließen.

Thorsten Szesniak (43), Sportlicher Leiter und Nachwuchstrainer beim JFV Region Rheinfelden sowie Vorstand Sport beim SV Herten.
Thorsten Szesniak (43), Sportlicher Leiter und Nachwuchstrainer beim JFV Region Rheinfelden sowie Vorstand Sport beim SV Herten. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Zur Person

Wie würden Sie also vorgehen?

Bis 7. März dauert der Lockdown. Bis dahin geht erstmal gar nichts. Danach wird man sehen, welche Lockerungen für den Sport vorgesehen sind. Wenn wir mit Blick auf das zweite Wochenende im Mai dann nach Ostern in die Vorbereitung starten könnten, wäre das doch ein Weg, mit dem Aktive und Jugendspieler durchaus leben könnten.

Das könnte Sie auch interessieren

Reichen denn einem Amateurkicker vier Wochen für die Vorbereitung?

Das denke ich schon. Diese vier Wochen sind ja nicht dazu da, dass Spieler ihre Grundfitness wieder erreichen. Dafür kann jeder selbst schon jetzt auch ohne reguläres Training sorgen. Diese Zeit soll dann für Mannschaftstraining und taktische Vorbereitung genutzt werden. Da würden notfalls auch drei Wochen ausreichen – wenn die Spieler in einem entsprechenden Fitnesszustand zurück ins Training kommen.

Ist Fußball denn so wichtig für Sie?

Moment, es geht nicht um mich. Ich denke in erster Linie an die Kinder, die seit Wochen nicht mehr zum Spielen mit ihren Freunden raus dürfen. Sie brauchen einfach ihre sozialen Kontakte – auch im Verein. Und da geht‘s mir nicht nur um Fußball, sondern auch um andere Sportarten. Und bei den Erwachsenen ist es doch nicht anders. Jeder freut sich nach dem Lockdown, endlich wieder aktiv werden zu dürfen, mit Kumpels und Sportkollegen. Es gibt eine Sehnsucht nach einer gewissen Form von „Normalität“. Vor allem jetzt, wo die Inzidenz-Zahlen zwar langsam aber doch konstant nach unten gehen.

Diese Zahlen können trügerisch sein, vor allem was die Mutationen betrifft.

Natürlich ist der Fußball das Nebensächlichste, wenn es um die Gesundheit der Menschen geht. Das weiß ich und ich wäre auch der erste, der einen Stopp, oder in diesem Fall einen Abbruch, fordern würde, wenn das gesundheitliche Risiko zu groß wird.

Das könnte Sie auch interessieren

Sie sind sicher auch für die sportliche Lösung, weil der SV Herten derzeit an der Bezirksliga-Spitze steht?

Nein, die sportliche Lösung würde ich auch bevorzugen, wenn wir Siebter oder Achter wären. Und so wie Pascale Moog sagt, dass sein SV Jestetten als Drittletzter noch alle Chancen zum Erreichen eines Nichtabstiegsplatzes hat, so haben wir das Risiko, noch abzurutschen.

Was halten Sie denn vom Kompromiss, den Rest der Saison ohne Zuschauer zu spielen?

Grundsätzlich braucht es Zuschauer auf dem Platz, auch aus Sicht des Vereins, was die Einnahmen aus Verkauf und Eintritt betrifft. Aber wenn es die optimale und einzige Lösung wäre, die Saison ohne Zuschauer sportlich zu entscheiden, würde ich das akzeptieren und Geisterspiele befürworten.

Fragen: Matthias Scheibengruber