Fußball: – Das Fernweh hat Timo Jankowski schon in seinen Genen: „Mein Vater hat mir immer gesagt: Leben ist da, wo wir noch nicht waren.“ Getreu diesem Motto hatte er sich schon vor zig Jahren die Welt angesehen, arbeitete einst als junger Sportler in Neuseeland in der Fußballschule von Nationalspieler Wynton Rufer, der früher für Werder Bremen in der Bundesliga spielte.

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Sein Fachwissen öffnete dem aus Dogern stammenden Sportler viele Türen auf der ganzen Welt, doch zunächst wurde der ehemalige Fußballer des FC Wehr und SV 08 Laufenburg in der Region heimisch. Im Waldshuter Lonza-Areal eröffnete er eine Fußball-Arena mit Hotel, wurde vor acht Jahren bei Grasshoppers Zürich erst Konditionstrainer im Nachwuchs, dann Jugend-Ausbildungschef. Zudem gründete er eine Familie, mit der er bis vor kurzem in Laufenburg/Schweiz wohnte.

Dort haben die Jankowskis – Timo und Sina haben im April kurzentschlossen geheiratet – ihre Zelte abgebrochen und leben am Bodensee in einer Ferienwohnung: „Wir haben alles verkauft. Unser Besitz verteilt sich auf vier Koffer“, lacht der 36-Jährige, denn seit Mai hat er einen neuen Job – um den ihn wohl viele Weggefährten beneiden.

Vertrag über vier Jahre mit der Fiji Football Association

Timo Jankowski hat nämlich am anderen Ende der Welt, bei der Fiji Football Association (FFA), im Frühjahr einen Vier-Jahres-Vertrag als Technischer Direktor unterzeichnet. Derzeit arbeitet er noch im deutschen Homeoffice via Internet für die FFA, ist im regen Kontakt mit der Verbandsleitung um Präsident Rajesh Patel und mit dem seit 2020 amtierenden Nationaltrainer Flemming Serritslev aus Dänemark.

Timo Jankowski: „Die Trainer Rudi Gutendorf, der einst auf Fidschi arbeitete, und Otto Pfister haben mich inspiriert.“
Timo Jankowski: „Die Trainer Rudi Gutendorf, der einst auf Fidschi arbeitete, und Otto Pfister haben mich inspiriert.“ | Bild: Scheibengruber, Matthias

Einzig wegen der Einreise-Beschränkungen im Inselstaat, der rund 2100 Kilometer nördlich von Neuseeland im Südwestpazifik zu finden ist, lässt die Übersiedlung auf sich warten: „Fidschi ist wegen Corona im Lockdown, niemand darf rein. Wir sind mit den Behörden in Kontakt, rechnen täglich mit Tickets“, so Jankowski, der mit der kompletten Familie übersiedelt. „Für uns ist gesorgt. Wir bekommen Auto und Haus gestellt. Unsere drei Mädels besuchen, wenn es soweit ist, die internationale Schule in der Hauptstadt Suva.“

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Die Mission ist auf vier Jahre angelegt, denn Timo Jankowski hat große Ziele: „Grundsätzlich wollen wir neue Strukturen schaffen. Priorität hat zudem die Trainerausbildung.“ Schließlich möchte er Fußball auf den über 300 Inseln, von denen ein Drittel bewohnt ist, etablieren: „Nationalsport ist Rugby. Fidschi ist zweifacher Olympiasieger. Wir wollen, dass Kinder bereits im Schulsport an Fußball heran geführt werden.“ In etwa 400 Vereinen spielen rund 30.000 Insulaner. Lediglich acht Clubs bilden die Premier-League. Die besten Zwei spielen in der Champions League des Ozeanischen Verbandes.

Abschied von Weggefährten: Timo Jankowski wartet täglich auf die Abreise zu den Fidschi-Inseln im Süd-Pazifik. In Untermettingen ...
Abschied von Weggefährten: Timo Jankowski wartet täglich auf die Abreise zu den Fidschi-Inseln im Süd-Pazifik. In Untermettingen wünschte ihm Trainer Erkan Aktas vom FV Lörrach-Brombach viel Glück und Erfolg bei seiner Mission. Bild: MAtthias Scheibengruber | Bild: Scheibengruber, Matthias

Wichtiger Grund für Jankowskis Engagement ist die Tatsache, dass Ozeanien zur Weltmeisterschaft 2026 in Mexiko, USA und Kanada erstmals in der Geschichte einen festen Startplatz bekommt: „Jetzt rüsten natürlich alle Verbände auf. Bislang musste der Ozeanien-Sieger ins internationale Playoff gegen eine Nation aus einem anderen Kontinent – und war meist chancenlos.“

Neuseeland ist der große Konkurrent

Für die Winter-WM 2022 in Katar bewerben sich neben den Fidschi-Inseln zehn weitere Nationen. Favorit auf den Playoff-Platz ist Neuseeland, das 2010 in Südafrika die Teilnahme gegen Bahrain tatsächlich schaffte. Schon 1982 in Spanien waren die Neuseeländer dabei.

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Nun also hat sich Timo Jankowski vorgenommen, mit Fidschi den Sprung zu schaffen: „Es wäre ein Traum, aber zunächst muss Basisarbeit geleistet werden.“ Neu im Portfolio des Verbandes ist eine Frauenfußball-Nationalmannschaft: „Nun werden in Absprache mit Flemming Serritslev die U-Mannschaften gegründet.“ So steht für den neuen Technischen Direktor viel Basisarbeit vor Ort auf dem Plan. Dazu braucht es nicht nur monetäre Unterstützung durch den Verband: „Ich kümmere mich um Projekte, die von der Fifa unterstützt werden. Das kann bis zum Neubau von Stadien gehen.“

Timo Jankowski schätzt die Menschen in der Südsee

Wenn der Flieger dereinst auf der Hauptinsel Viti Levu landet, kommt Timo Jankowski nicht ein fremdes Land: „Nach dem Neuseeland-Trip war ich auf Insel-Hopping, kam auch auf Fidschi. Ich habe dort wunderbare, offene und sehr hilfsbereite Menschen kennengelernt. Ich bin davon überzeugt, das Richtige zu tun und dass sich meine Familie hier wohlfühlen wird.“

Wie alles begann: Als junger Fußballer lernte Timo Jankowski in Neuseeland den Ex-Profi Wynton Rufer kennen.
Wie alles begann: Als junger Fußballer lernte Timo Jankowski in Neuseeland den Ex-Profi Wynton Rufer kennen. | Bild: Timo Jankowski Privat

Inspiriert fürs Abenteuer am anderen Ende der Welt wurde Timo Jankowski durch berühmte Weltenbummler aus der deutschen Trainerszene: „Rudi Gutendorf, der einst auf Fidschi arbeitete, und Otto Pfister sind durchaus meine Vorbilder“, gibt Timo Jankowski zu: „Ich freue mich riesig auf diese Aufgabe.“