Fußball, DFB-Pokal: Im Juni 2016 war der Jubel beim FC 08 Villingen riesengroß. Die Auslosung der DFB-Pokal-Hauptrunde bescherte den Nullachtern mit dem FC Schalke 04 einen Wunschgegner. 14.400 Zuschauer kamen im August zum Spiel des Verbandsligisten gegen die Königsblauen. Es war ein Festtag für die Nullachter.
Fünf Monate später sind die Villinger gar nicht mehr gut zu sprechen auf einen der größten Fußballklubs in Deutschland. Die Abrechnung der DFB-Pokal-Begegnung wurde nach wochenlangen Diskussionen erst Ende Dezember abgeschlossen. Dabei fühlt sich der Amateurverein aus dem Schwarzwald gegenüber den Profis aus dem Ruhrpott klar benachteiligt.
„Wir wollten nur, dass sich Schalke zur Hälfte an den zusätzlichen Unkosten beteiligt. Das wurde aber nicht akzeptiert“, sagt ein verärgerter Wolfgang Holzinger, Finanzvorstand des FC 08. Laut DFB-Pokal-Statuten kann der Ausrichterverein 15 Prozent der Einnahmen für die Unkosten rund um das Spiel veranschlagen. Durch den Umzug ins Schwarzwaldstadion wurde dieser Anteil aber laut Holzinger wesentlich überschritten. „Wir mussten allein nach Freiburg rund 75.000 Euro überweisen.“
Der Löwenanteil sei dabei durch Stadionmiete, Sicherheits- und Ordnungsdienst sowie Catering entstanden. Holzinger betont jedoch, dass die Abrechnung mit den Freiburgern „sehr fair“ verlaufen sei.
Nachdem die Ausgaben für das DFB-Pokalspiel feststanden, fragten die Villinger in Gelsenkirchen an, ob der Verein bereit sei, sich an den Mehrkosten oberhalb der 15 Prozent zur Hälfte zu beteiligen. Dies wäre für den Profi-Club laut Holzinger ein Betrag von 10.000 Euro gewesen. „Schalke erteilte uns eine Absage. Man sagte uns, dass man sich an die Durchführungsbestimmungen und damit an die 15 Prozent halte und wir zudem ohnehin durch Fernsehgelder mehr als zuvor eingenommen hätten.“ Der Villinger Finanzvorstand ist überzeugt, „dass Bayern München dem kleinen Verein geholfen hätte“. Schalke tue dies jedoch nicht.
Die Nullachter bekamen für das DFB-Pokalspiel 139.000 Euro Fernsehgeld, wovon 20 Prozent an den Südbadischen Fußballverband abgeführt werden müssen. Dieses Geld wird im Verbandspokal an die teilnehmenden Vereine weitergegeben. Holzinger: „Dafür haben wir auch Verständnis.“
Keinerlei Verständnis hat er jedoch, dass der Profiklub für das gleiche Spiel 155.000 Euro aus dem Fernsehgeld-Topf bekommt. „Das ist nicht nachvollziehbar. Und keiner sagt einem, warum dies so ist.“ Unterm Strich bleibe nach der Abrechnung eine stattliche Differenz zwischen den beteiligten Vereinen. Holzinger: „Wir haben 165.000 Euro eingenommen, Schalke etwa 230.000. Ich kann deshalb nur lächeln, wenn der Deutsche Fußballbund immer wieder betont, wie wichtig ihm die Amateurvereine sind.“
Auch das Verhalten der Schalker in den letzten Tagen der Verhandlungen mit dem FC 08 ist für Wolfgang Holzinger ein Unding: „Dort weiß die rechte Hand offenbar nicht, was die linke tut. Fünf Tage nachdem ich den restlichen Betrag überwiesen habe, bekamen wir eine Mahnung. Immerhin hat sich der Verein dafür mittlerweile entschuldigt.“
Die Gelsenkirchener sind überrascht, dass die Villinger das Verhalten des Profiklubs nicht nachvollziehen können: „Die Abrechnung des DFB-Pokalspiels vom 20.8.2016 erfolgte ordnungsgemäß nach DFB-Statuten, wie sowohl der FC Schalke 04 und der DFB als auch der FC 08 Villingen durch ihre Unterschriften bestätigt haben“, teilte Anja Kleine-Wilde, Leiterin Unternehmenskommunikation, mit.Bei Villingens Sportvorstand Martin Braun sorgt das Verhalten der Schalker für Kopfschütteln. „Der FC 08 hat einen Umsatz von 500.000 Euro im Jahr. Bei Schalke sind es über 250 Millionen. Das ist das 500-Fache.“ Sowohl Braun als auch Holzinger betonen trotz der Diskussionen mit Schalke, dass die positiven Eindrücke aus dem DFB-Pokalspiel überwiegen. Dennoch bleibt ein fader Nachgeschmack.
Braun: „Es ist schade, dass wir uns nicht einig wurden.“ Holzinger verbucht es als Erfahrung: „Vielleicht waren wir zu blauäugig. Wenn wir wieder mal im DFB-Pokal sind, werden wir uns vom Gegner die schriftliche Zusage geben lassen, dass er sich zur Hälfte an den Kosten beteiligt. Ansonsten spielen wir im Friedengrund in Villingen. Dann hätte auch Schalke wesentlich weniger Geld bekommen.“