Wenn Sheriff Bah den Fußballplatz betritt, ist ihm die gute Laune anzusehen. Stets mit einem Lächeln auf den Lippen, begrüßt er seine Spieler und hat immer einen passenden Spruch parat.

Als einer seiner Kicker von seinem Spanien-Urlaub erzählt, wechselt der 36-Jährige die Sprache.

Das Video-Interview mit Sheriff Bah Video: Frederick Woehl

Mit 18 Jahren verlässt Bah sein Heimatland Gambia und zieht nach England. Von dort aus geht es nach Spanien, wo er unter anderem in der dritten Liga spielt. Über einen Freundeskreis seines Onkels kommt er dann nach Singen.

Nach einer Station beim FC Singen 04 zieht er der Liebe wegen nach Tuttlingen. Er lernt seine Frau kennen, mit der er noch immer zusammen ist und mittlerweile zwei Kinder hat.

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„Ich bin ein offener Mensch und komme eigentlich mit jedem klar. In Tuttlingen hatten wir eine super Truppe – das hat richtig Spaß gemacht“, erinnert sich Bah.

Mittlerweile ist er aber beim FV Möhringen angekommen und fühlt sich pudelwohl. „Manchmal, wenn ich meine Kinder mitnehme und sehe, wie sich die anderen Eltern kümmern, bekomme ich Gänsehaut am ganzen Körper.“

Daher plant Bah auch langfristig mit dem Verein, der sich nach einer nervenaufreibenden Relegation gegen den TSV Aach-Linz den Aufstieg gesichert und mittlerweile in der Landesliga etabliert hat.

Immer einen Spruch parat

„Wir sind nicht mehr das kleine Möhringen. Wir sind gegen jeden Gegner konkurrenzfähig und sind zurecht in dieser Liga“, sagt Bah stolz. Der FV Möhringen steht in der Landesliga, Staffel 3, auf dem achten Tabellenplatz und will sich in dieser Spielklasse halten.

Und was macht Sheriff Bah, wenn er mal einen schlechten Tag hat? „Jeder hat mal Stress. Mein Vater hat immer gesagt, dass wenn man zuhause Probleme hat, die auch zuhause lassen soll.

Mit dieser Einstellung laufe ich durchs Leben“, erklärt Bah. Daraufhin fügt er mit einem Lachen hinzu: „Wenn ich mal schlechte Laune habe, merken die Jungs das nicht. Ihr werdet rot, bei mir sieht man das gar nicht.“

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Es ist diese lockere Art, die beim FV Möhringen Anklang findet und Sheriff Bah zu einem wichtigen und festen Bestandteil des Vereins macht. Als er bei seiner Unterschrift als Coach drei Trainings die Woche fordert, ist der Vorstand des Vereins erst skeptisch.

Aber der 36-Jährige hat eine klare Vorstellung, wie er die Mannschaft führen will. „Ich habe gesagt, ich bin nicht lange in Deutschland, aber wenn du etwas erreichen willst, musst du auch mehr dafür tun. Das war ein guter Spruch“, erinnert sich Bah.

In den Trainings zeigt er sich engagiert, baut viele Hütchen auf und leitet mit verschiedenen Übungen durch das Training. Immer wieder kommen positive Kommentare, mit denen er seine Spieler anfeuert.

Aber auch ernst sein kann Sheriff Bah. An einem grauen Tag in Möhringen stört er sich an der mauen Beteiligung. Vor versammelter Runde spricht er das offen an.

„Mein ältester Sohn Amadeus spielt auch Fußball. Egal, ob es regnet, die Sonne scheint oder Schnee liegt. Er will immer kicken.“ Diese Einstellung fordert er auch von der Mannschaft. Denn Fußball ist mehr als nur ein Sport für ihn.

Sheriff Bah hat ein Zuhause gefunden

„Wenn du als junger Mann dein Heimatland verlässt, hast du einen Traum. Meiner war es Fußballprofi zu werden. Auch wenn es nicht geklappt hat, habe ich viele schöne Erinnerungen. Ich liebe Fußball, zuhause läuft immer der Fernseher und ich freue mich auf jedes Training“, sagt Bah.

Neben dem Fußball ist Sheriff Bah vor allem eins – ein Familienmensch. Er liebt es, Zeit mit seiner Frau und seinen zwei Kindern zu verbringen, pflegt aber auch zu seinen Geschwistern und seiner Mutter den Kontakt.

„Zwei meiner Schwestern wohnen in England und eine wohnt in Gambia mit meiner Mutter.“ Jedes zweite Jahr fliegt er mit seiner Familie in sein Geburtsland.

„Ich empfehle jedem, mal Urlaub in Gambia zu machen. Es ist ein sehr kleines, aber auch sehr schönes Land“, sagt der gläubige Moslem. Auch seine Religion ist ihm wichtig.

Während des Fastenmonats Ramadan ist der Fußball für ihn zweitrangig. Dass der Verein dafür Verständnis zeigt, freut Sheriff Bah riesig.

Auch wenn er, wie jeden Mittwoch, seinen Sohn zum Training bringt und daher später zum FV Möhringen kommt, ist das kein Problem. „Die Jungs wissen das, und niemand ist böse. Das macht diesen Verein aus. Es ist ein tolles Miteinander und ich bin einfach glücklich.“

So entwickelt sich der Trainerjob zu mehr als nur einer sportlichen Tätigkeit. Er hat nach vielen Stationen im Ausland endlich ein Zuhause gefunden – und mit dem FV Möhringen auch eine zweite Familie, zu der er stets mit einem Lachen im Gesicht kommt.