Janina, seit knapp einem halben Jahr sind Sie Mama: Wie geht es Ihnen, Ihrer Tochter Karlotta und der Familie?

Janina Hettich-Walz: Uns geht es gut. Zuletzt hat mich eine Krankheit ein bisschen ausgebremst, das gibt es halt mal. Ansonsten passt alles. Wir genießen die Zeit mit unserer Tochter. Die Schwangerschaft war problemlos bei mir und auch jetzt ist Karlotta meist sehr zufrieden und entspannt.

Haben Sie die private Zeit ohne das Rampenlicht genossen oder hat Ihnen der Leistungssport gefehlt?

Janina Hettich-Walz: Beides. Dieses nicht mehr so viel Herumreisen und ein bisschen mehr Zeit zu Hause haben, das war schon toll. Aber als ich dann die Biathlon-Rennen gesehen habe im vergangenen Winter, da habe ich schon gedacht, ach, da wäre ich gerne wieder dabei. Da hat es schon gekribbelt. Das hat mich dann auch bestätigt, dass ich noch mal zurückkommen will. Ich habe das Gefühl, meine Reise im Profisport ist noch nicht zu Ende.

Nach der Babypause wollen Sie in diesem Biathlon-Winter aber wieder eingreifen: Freuen Sie sich schon darauf?

Janina Hettich-Walz: Ja, die Vorfreude ist schon ein bisschen da. Jetzt starten so langsam die ersten richtig intensiven Einheiten und ich habe schon Lust darauf, Wettkämpfe zu machen. Wir werden dann sehen, wie gut meine Form sein wird, aber das geht jetzt dann schnell, da die Deutschen Meisterschaften schon Anfang September anstehen. Da gibt es auf jeden Fall noch ein bisschen was zu tun. Es ist aber natürlich neben der Vorfreude auch eine gewisse Nervosität da, weil man war jetzt doch lange weg. Da fragt man sich schon, ob man da so leicht wieder an seinem Optimum anknüpfen kann. Aber ich sehe das aktuell einfach mal positiv. Rückschläge wird es immer geben, das ist ganz normal, man muss dann einfach weiter arbeiten und an sich glauben.

Hat Lust auf Biathlon: Janina Hettich-Walz, hier beim Weltcup in Oberhof 2023.
Hat Lust auf Biathlon: Janina Hettich-Walz, hier beim Weltcup in Oberhof 2023. | Bild: Hendrik Schmidt

Welche Ziele haben Sie sich für die Saison gesteckt? Müssen Sie sich ins Weltcup-Team zurückkämpfen – über den IBU-Cup?

Janina Hettich-Walz: Nicht unbedingt. Es sind ja noch ein paar Plätze frei im Weltcup-Team. Dafür gibt es ja dann auch die Qualifikation bei den Deutschen Meisterschaften und noch die Qualifikations-Wettkämpfe in Ruhpolding im November kurz vor der Saison. Es ist schon mein Ziel, dass ich mich direkt wieder für den Weltcup anbiete. Weil klar, das große Ziel für nächstes Jahr sind die Olympischen Spiele in Mailand. Das muss auch mein Anspruch sein, da dabei zu sein. Vor der Babypause hatte ich ja gute Ergebnisse.

Bei der WM 2024 holten Sie Silber im Einzel. Trauen Sie sich Platzierungen auf dem Podest im Winter direkt wieder zu?

Janina Hettich-Walz: Schon, ja. Aber da steckt erst einmal sehr viel Arbeit dahinter und man braucht dann am Tag X auch das gewisse Quäntchen Glück. Aber wenn ich nicht an Top-Platzierungen glauben würde, müsste ich nicht in den Leistungssport zurückkehren. Ich glaube, es haben auch schon viele andere Mamas gezeigt, dass man nach einer Babypause wieder auf ein ähnliches Niveau kommen kann wie davor.

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Sie sprechen es an: Sie sind nicht die erste Profisportlerin, die als Mutter zurückkehrt. Haben Sie diesbezüglich Vorbilder – wie zum Beispiel die Tennis-Spielerinnen Angelique Kerber und Tatjana Maria oder Fußballerin Melanie Leupolz? Haben Sie sich vielleicht sogar mit einer Mama im Profibereich über deren Erfahrungen ausgetauscht?

Janina Hettich-Walz: Also direkt jetzt nicht, aber meine Trainer haben sich viel mit anderen Trainern ausgetauscht. Ich wollte mich aber nicht zu sehr beeinflussen lassen, weil das doch auch immer sehr individuell ist. Daher war für mich entscheidend, auf den eigenen Körper zu hören und zu schauen, was zu welchem Zeitpunkt möglich ist. Und ich glaube, bisher war der Weg ganz gut und jetzt bin ich wieder auf einem Niveau, auf dem ich aufbauen kann.

Hettich-Walz mit ihrer Tochter Karlotta, die im Februar 2025 geboren wurde.
Hettich-Walz mit ihrer Tochter Karlotta, die im Februar 2025 geboren wurde. | Bild: Brockhammer

Mit Ihrer Tochter Karlotta waren Sie kürzlich zwei Wochen in Livigno für einen Vorbereitungs-Lehrgang. Hat das reibungslos geklappt oder war das schon eine krasse Umstellung?

Janina Hettich-Walz: Das hat ganz gut funktioniert. Mein Mann war dabei, er kann ganz gut von unterwegs aus arbeiten. Für ihn war es natürlich ein bisschen stressiger, weil auf Lehrgängen dann schon viele Einheiten habe und er meist auf die Kleine aufpasst. Aber nachmittags haben wir dann öfters auch mal eine lange Mittagspause, da kann ich übernehmen. Karlotta ist auch wie gesagt relativ entspannt, schläft auch ganz gut, was es für uns recht einfach macht.

Wie wird das dann im Winter sein? Ist die Familie bei Wettkämpfen dabei oder bleibt das Kind im Schwarzwald?

Janina Hettich-Walz: Ganz fix haben wir das noch nicht geplant, weil ich ja auch noch nicht weiß, wo die Reise hingehen wird. Aber natürlich wird meine Familie so oft wie möglich zu den Wettkampfstätten kommen. Bei Flugreisen müssen wir schauen, weil es natürlich auch nicht zu viel Stress für die Kleine werden darf. Und wohnen würden wir, wenn Karlotta dabei ist, auch außerhalb des Teams. Wie das dann genau aussehen wird, steht aber noch nicht fest.

Wie geht es die kommenden Wochen nun für Sie weiter?

Janina Hettich-Walz: Wir sind Anfang August zwei Wochen in Frankreich auf einem Lehrgang. Da wird meine Mutter eine Woche lang dabei sein und eine Woche mein Mann, um die Kleine mitzubetreuen. Ansonsten stehen vor allem viele intensive Trainingseinheiten zu Hause auf dem Programm, durch die ich mich meiner Topform annähern möchte. Und zur Deutschen Meisterschaft ist es ja auch nicht mehr lange hin.