Handball/Corona: Die Sportvereine in Baden-Württemberg sind in diesen Tagen nicht zu beneiden. Nicht nur, dass die Landesregierung ständig neue Corona-Verordnungen festlegt. Diese Vorschriften werden zum einen zu ungünstigen Zeitpunkten veröffentlicht und zum anderen wenige Stunden bzw. Tage später wieder abgeändert.
Dieses Vorgehen bekam der Handball-Landesliga TV St. Georgen in den vergangenen Tagen deutlich zu spüren. Nachdem am Freitag für Hallensportarten die 2 G-Plus-Regel für alle Beteiligten beschlossen wurde und ein Tag später, am Samstag bereits in Kraft treten sollte, folgten innerhalb von zwei Tagen gleich zwei wesentliche Änderungen. Noch am Freitagabend wurde bekannt, dass Personen mit einer Auffrischungsimpfung (Booster bzw. 3. Impfung) bei Hallensportarten nun doch keinen Testnachweis benötigen. Am Sonntag folgte die nächste Änderung, dass Personen, deren Zweitimpfung maximal sechs Monate zurückliegt bei Sport in geschlossenen Räumen ebenfalls keine Testpflicht haben.
Als die Erstfassung der neuen Corona-Verordnung am Freitag öffentlich wurde, sagten die drei Handball-Verbände in Baden-Württemberg den bevorstehenden Spieltag ab. Für Stephan Lermer, Spieler und Abteilungsleiter bei den St. Georgener Handballern, war das Ganze „sehr frustrierend“. Lermer: „Wir hatten am Freitag lange abgewartet und uns dann entschieden, für unser Heimspiel am Samstag zu planen. Unter anderem wurden auch zahlreiche Tests besorgt, damit Zuschauer und Helfer in der Roßberghalle eine Testmöglichkeit haben.“
Dass die Landesregierung die Corona-Maßnahmen verschärft hat, ist für Lermer nachvollziehbar. Er kritisiert jedoch den Zeitpunkt: „Hauptberuflich tätige Politiker geben am Freitagnachmittag ihre Entscheidung bekannt und wir Ehrenamtliche müssen dann reagieren. Man bekommt den Eindruck, dass manche Politiker zwar wissen wie Bundesliga-Fußballspiele ablaufen, aber keinerlei Ahnung von Amateursport haben.“
Lermer hat Verständnis, dass die Handballverbände in Baden-Württemberg am Freitag kurzfristig reagierten und den Spielbetrieb untersagten. „Umso mehr ärgern wir uns nun, dass die Politik am Sonntag die Vorschriften lockerte. Unter diesen Bedingungen vom Sonntag hätten wir spielen können. Der Ablauf war extrem unglücklich“, so Lermer.
Da die St. Georgener Landesliga-Handballer in diesem Jahr nur noch ein Punktspiel haben und dieses auswärts bei der HSG Konstanz stattfindet, müssen sie sich zunächst (noch) keine konkreten Gedanken über den Ablauf der Corona-Vorschriften bei ihren Heimspielen machen. Lermer und seine Vereinskollegen dürften darüber erleichtert sein: „Bei jedem Heimspiel müssen Zuschauer und die gegnerische Mannschaft komplett überprüft werden, ob und wann jeder Einzelne geimpft wurde.“ Glücklicherweise sei beim eigenen Team der Aufwand gering. Lermer: „Bei uns ist lediglich ein Spieler nicht geimpft.“
Die Tatsache, dass die Trainer laut Handballverband mit ihrer Unterschrift bestätigen und verantworten müssen, dass jeder in ihrem Team die Vorschriften erfüllt, hält der Abteilungsleiter der Bergstädter für fragwürdig: „Die meisten Trainer sind ehrenamtlich tätig. Der eine oder andere wird sich sagen, bevor ich zivilrechtlich belangt werde, gebe ich mein Amt lieber ab.“