Tennis: Beide Arme in den mexikanischen Himmel gestreckt, ein lauter Schrei und ein erleichterter Ausdruck. So bejubelte Dominik Koepfer nach über zwei Stunden Spielzeit seinen Sieg beim Challenger Turnier in Mexiko City, nachdem er den Argentinier Thiago Agustin Tirante im Finale besiegte. Ein Jubel, der zeigt, dass hinter dem Furtwanger eine lange Leidenszeit liegt. Eine, die nun endlich vorbei zu sein scheint.
Über 14 Monate schlug sich der Schwarzwälder Tennisprofi mit einer Verletzung im linken Oberarm herum – eine Stressfraktur, so eine der Diagnosen. Später war es eine Sehne im selben Oberarm, die Probleme machte. „Man wusste nicht, was falsch ist. Es war richtig nervig, weil ich nicht wusste, was ich machen kann“, blickt Koepfer im Gespräch mit dem SÜDKURIER auf das komplizierte Jahr zurück. Seit Januar des vergangenen Jahres plagten ihn Schmerzen.
Im November dann der kurze Hoffnungsschimmer: Im kanadischen Calgary holte Koepfer seinen ersten Turniersieg seit 2019. Nur einen Satz musste er über das gesamte Turnier abgeben und schlug am Ende den Australier Aleksandar Vukic klar mit 6:2 und 6:4. Doch der Jubel war verhaltener als vor drei Wochen in Mexiko. Eine geballte Faust, ein nicht ganz so lauter Schrei – als hätte er geahnt, dass seine Leidenszeit nicht vorbei ist. „Ich habe das Turnier gewonnen, danach war der Arm aber wieder richtig schlecht“, blickt Koepfer im Gespräch mit dem SÜDKURIER zurück.
Lange Reha in der Schweiz
Es folgte eine dreimonatige Pause. Sieben Wochen davon verbrachte der 29-Jährige anschließend in der Reha in einer Schweizer Klinik. Im März konnte Koepfer wieder ins Turniergeschehen eingreifen. „Ganz schmerzfrei ist der Arm noch nicht, aber im vergangenen Jahr konnte ich gar nicht aufschlagen“, so der Linkshänder. Umso bezeichnender, dass er den Sieg in Mexico, seinen ersten auf Sand, ausgerechnet mit einem Aufschlag-Ass besiegelte. Aber nicht nur die Schmerzen seien fast weg. Die vielen Physio-Einheiten und die Zeit in Fitnessräumen haben auch einen weiteren positiven Effekt: „Fitnessmäßig bin ich in einer besseren Form als davor“, so Koepfer.
Die zwei Turniererfolgen bedeuten auch einen großen Sprung in der Weltrangliste. Noch Anfang November rangierte der Furtwanger auf dem 259. Platz. Nach den jüngsten Erfolgen, einerlange Verletzungspause und zwischenzeitlich elf Match-Siegen in Folge liegt er auf Rang 158. Es soll noch weiter nach oben gehen: „Das erste Ziel ist, wieder in die Top 100 zu kommen. Wenn der Schritt gemacht ist, gibt es weitere Zielsetzungen.“ Seine beste Platzierung hatte er im Mai 2021, als er den 50. Weltranglistenplatz belegte.
Die großen Turniere vor Augen
Nicht nur körperlich war die Zeit für Dominik Koepfer schwierig. Auch mental, weil er immer wieder versucht habe zu spielen. Deshalb äußert er sich mit Blick in die Zukunft vorsichtig. „Ich habe schon den Fokus auf mein Ziel, aber man darf nicht zu viel wollen, sonst geht es nach hinten los. Ich muss mir Zeit geben, das geht nicht in einer Woche“, sagt er zu seiner Mission, wieder zurück in die Weltspitze zu kommen.
Die legendären Grand-Slam-Turniere hat er dennoch im Blick. Mitte Mai beginnt bereits die Qualifikation für die French Open. Im Juni steht Wimbledon auf dem Programm. Doch der 29-Jährige macht klar: „Die anderen Turniere sind genauso wichtig, aber die Aufmerksamkeit ist bei Grand Slams viel größer.“
Auftaktsieg in Prag
Bis dahin stehen noch diverse Turniere in Prag und Turin auf dem Programm. Am Dienstag gewann Koepfer den Auftakt beim Challenger-Turnier in der tschechischen Hauptstadt gegen den Argentinier Federico Deobonis mit 6:1 und 6:4 und trifft am Mittwoch im Achtelfinale auf den Slowaken Norbert Gomos.
Vergangene Woche blieb dem Tennis-Profi Zeit, in seiner Schwarzwälder Heimat vorbeizuschauen. Allerdings nicht um seinen Geburtstag zu feiern, wie er verrät. Am Samstag wurde der Furtwanger 29, doch statt zu feiern reiste er nach Prag. „Für Wimbledon sind die nächsten Wochen wichtig, um mich direkt zu qualifizieren“, so Koepfer. Er auch weiß, dass er noch eine aussichtsreiche Karriere vor sich hat, wenn der Arm keine Probleme macht: „Ich habe auf jeden Fall noch ein paar gute Jahre vor mir.“ Der Sieg in Mexico war nur ein kleiner Schritt in diese Richtung.