Tennis: (kb) Kein halbes Jahr ist her, da kratzte der Furtwanger Tennisprofi Dominik Koepfer an den Top-50 der Weltrangliste. War mit diesem Ranking bei nahezu allen Turnieren dieser Welt direkt für das Hauptfeld qualifiziert. Jahrelang ging es sukzessive nur bergauf, nachdem er sich 2016 dazu entschieden hatte, ganz auf die Karte Tennis zu setzen. Ganz bescheiden und noch jenseits der besten 1500 Spieler angefangen, ging es dann rasend schnell. Zwei Jahre später die erste Teilnahme auf dem heiligen Rasen von Wimbledon, nach weiteren 12 Monaten knackte er zum ersten Mal die magische Grenze der Top-100. Was ihn sogar ins deutsche Davis Cup-Team katapultierte. Doch in diesem Jahr geriet die Maschinerie erstmals ins Stocken, hauptverantwortlich dafür eine Stressfraktur im Schlagarm.

„Die Schmerzen begannen im Januar bei den Australian Open. Da konnte mir aber keiner sagen, was es wirklich ist. Alle meinten, nach vier bis sechs Wochen sollte es sich erledigt haben und eine Operation mache sowieso keinen Sinn“, erinnert sich Koepfer. Also beantragte er keine sogenannte „protected ranking“, mit welcher der Weltranglistenplatz eines Spielers für eine gewisse Zeit „eingefroren“ wird. Um vor der Rückkehr auf den Platz nicht Position um Position nach unten zu rutschen. Schließlich wird das Ranking Woche für Woche neu berechnet und ist ausschlaggebend dafür, wer bei den anstehenden Turnieren direkt im Hauptfeld ist, wer in die Qualifikation muss oder wer gar nicht dabei ist.

Der Österreicher Dominic Thiem ist so ein Beispiel. Der US Open-Sieger von 2020 und ehemals Nummer drei der Welt nahm dies nach einem Sehnenscheidenriss in Anspruch. Obwohl nur noch jenseits der 200 geführt, durfte er lange Zeit mit eben diesem „protected ranking“ antreten. Auf ein solches Privileg verzichtete Koepfer, weil er nicht mit dieser Dauer gerechnet hatte. Aber besser wurden die Schmerzen nicht, im Gegenteil. Vor allem beim Aufschlag (Koepfer: „Die Grundschläge gingen noch einigermaßen“) war der inzwischen 28-Jährige stark gehandicapt. „Also bin ich bin von Arzt zu Arzt, von Physio zu Physio gerannt. Bei einem Deutschland-Besuch war ich sogar bei einem Spezialisten in Regensburg“, erzählt er.

Darüber hinaus erinnert sich Koepfer an eine Anekdote aus dieser Zeit. In Wimbledon trainierte er zusammen mit dem Schweizer Stan Wawrinka, der sogar eine „never ending Story“ in Sachen Verletzungen hinter sich hat. Scherzhaft, aber mit einem für die beiden bitteren Beigeschmack, hieß es da, die beiden „Invaliden“ würden zusammen spielen. „Klar war dies eine schwierige Zeit, speziell für den Kopf. Davor hatte ich zwei Monate lang nicht nur kein Turnier gespielt, sondern das Racket überhaupt nicht in die Hand genommen. Stattdessen hielt ich mich im Studio fit, machte zudem spezielle Übungen“, berichtet er.

Doch Koepfer wäre nicht der „Pitbull“ – diesen Spitznamen bekam er schon vor Jahren aufgrund seines unbändigen Kämpferherzens verliehen – wenn es sich dadurch komplett aus der Bahn werfen ließe. „Irgendwann habe ich die Verletzung und mein dadurch bedingtes Abrutschen auf der Weltrangliste akzeptiert“, betont er. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, richtete er den Blick nach vorne. „Denn so langsam wird es besser, die Schmerzen weniger und ich bekomme wieder Vertrauen in meinen Arm“, sagt Koepfer. Dafür spricht auch, dass er beim Challenger-Turnier von Indianapolis bis ins Viertelfinale kam, sich anschließend bei den Veranstaltungen der ATP Tour in Atlanta und Washington durch die Qualifikation boxte. In der Hauptstadt seiner amerikanischen Wahlheimat verlor er nur ganz knapp in der zweiten Runde gegen Karen Khachanov, die Nummer 30 in der Welt.

Natürlich würden die größeren Turniere mehr Spaß machen, doch dies sei zunächst einmal zweitrangig. „Da sind die Gegebenheiten mit allem Drumherum einfach besser. Für mich ist es jedoch wichtig, viele Matches zu haben und mir Selbstvertrauen zu holen. Denn ich bin mir sicher, dass sich über kurz oder lang die Erfolge einstellen werden und ich wieder nach oben klettere“, gibt sich Koepfer optimistisch. Noch dazu seien auch die kleineren Events erstklassig besetzt.

Ab Dienstag stehen für ihn die US Open an, der Ort seines bislang größten Erfolges. 2019 schaffte er in New York fast schon sensationell den Sprung unter die letzten 16 und scheiterte nur knapp am Russen Daniil Medvedev, der aktuellen Nummer eins. Insgesamt sechs Siege inklusive Quali feierte er dort, spielte davor in Vancouver. „So ein bisschen hatten wir dies bei der Planung auch im Hinterkopf“, ergänzt Koepfer. Verändere nie etwas, das schon mal gut funktioniert hat. Auch diesmal muss er in Flushing Meadows durch die Quali, hatte als Vorbereitung die Veranstaltung in Kanada ausgewählt. Für ihn hoffentlich ein gutes Omen.