Steve Walker, zunächst die Frage nach Ihrem an Lymphdrüsenkrebs erkrankten Sohn. Wie geht es ihm?
Gut. Er ist über den Berg, aber eben auch noch nicht ganz. Seine Werte sind sehr gut, aber er wird in den nächsten zwei Jahren regelmäßig Chemotherapie-Injektionen erhalten. Einfach, um ganz sicher zu gehen. Wir sind natürlich über den Stand der Dinge sehr froh, und so konnte ich pünktlich zum Trainingsstart nach Schwenningen kommen.
Hat der Sport in den letzten Monaten Ihnen geholfen, sich hin und wieder abzulenken?
Als Spieler oder Trainer ist man mit den Gedanken ohnehin nie ganz weg vom Sport. Auch ich habe viel Eishockey geschaut, eine Menge gelesen. Man lernt Dinge neu oder anders. Auch ich als Trainer will und muss weiter wachsen, mich entwickeln. Es ist interessant, wohin sich das Spiel entwickelt. In der NHL ist die Spielweise mittlerweile sehr viel aggressiver, gerade auch beim Forechecking. Ich mag diesen Stil. Er ist etwas risikoreicher, aber auch lohnenswerter. Ich schaue mir aber auch andere Sportarten an, höre anderen Trainern zu. Es zeigt sich, dass die mentale Komponente immer wichtiger wird. Man muss immer das ganze Bild sehen.
Was haben Sie aus diesen persönlich schweren Zeiten mitgenommen?
Man sollte nichts als selbstverständlich ansehen. Verschwende keine Zeit. Sag‘ den Menschen, die du liebst, dass du sie liebst. Wir haben als Familie in den letzten Wochen mehr Zeit miteinander verbracht, mehr geredet. Es hat mir gezeigt, wie stark wir als Familie sind und dass wir das nur zusammen sind. Das ist tatsächlich in unserem Sport ganz ähnlich. Gerade in schweren Zeiten geht es nur miteinander. Ich habe in diesen Monaten jeden Moment intensiver erlebt.
Sie sind nun zum zweiten Mal hierher gereist, was ist anders?
Man weiß genau, was einen erwartet (lacht). Es ist einfach angenehmer. Dazu kommt, dass ich die meisten Spieler schon kenne und damit andere Ansprüche an mich als Coach gestellt werden. Es wird mehr um die Feinarbeit gehen. Insgesamt haben wir ja letzte Saison einen großen Schritt nach vorne gemacht und freuen uns nun darauf, diesen Weg weiter zu gehen.
Die Mannschaft hat sich nicht sehr verändert. Sind das gute Voraussetzungen für die kommende Saison?
Wir haben jetzt etwa 15 Spieler, die das Spielsystem den neuen Spielern beibringen können, was uns Trainern das Leben natürlich leichter macht. Sie können viele Fragen beantworten, Unklarheiten ausräumen, und das ist toll. Es zeigt, dass wir letzte Saison richtig gute Spieler hatten. Es geht darum, sich weiter zu verbessern, und das können wir sicher. Aber es wird auch keinen Gegner mehr geben, der uns unterschätzt. Wir werden also unser System weiterentwickeln müssen und noch mehr auf die Details achten.
Was wird in den nächsten sechs Wochen der Vorbereitung auf die Mannschaft zukommen?
Mir geht es in erster Linie um die Kabine. Die Jungs sollen wieder zusammenfinden, die Familien sollen sich kennenlernen. Wir brauchen diesen Zusammenhalt, denn wir sind alle aus demselben Grund hier. Natürlich werden wir auf und neben dem Eis hart arbeiten, vor allem aber miteinander und füreinander. Wir haben hier eine tolle Gruppe, und ich denke, das wird sich nicht ändern. Aber es muss wieder wachsen. Die Rolle einzelner Spieler wird sich vielleicht ändern, das ist die Herausforderung für uns an alle.
Fragen: Tina Fröhlich