Gratulation zu Ihrem künftigen Job als Oberliga-Trainer. Was reizt Sie besonders an dieser Aufgabe?
Die Oberliga ist eine sehr attraktive Liga. Deshalb war für mich schnell klar, dass ich mich bewerben werde, als die Cheftrainer-Stelle beim FC 08 frei wurde. In Villingen sind zudem die Rahmenbedingungen vorhanden, um mittelfristig etwas aufzubauen.
Was war letztlich entscheidend?
Ich liebe Herausforderungen. Ich traue mir den Job zu und bin ein Typ, der immer das Maximum erreichen will.
FC 08-Vorstandsmitglied Andreas Flöß sagte, Sie hätten die Verantwortlichen mit Ihrem Konzept überzeugt. Wie sieht dieses Konzept aus?
Durch die finanziellen Voraussetzungen ist klar, dass wir ein Oberliga-Team mit jungen, hungrigen Spielern aufbauen müssen. Das habe ich bereits in den vergangenen Jahren in der Landesliga-Mannschaft gemacht. Zudem will ich den Zusammenhalt im Verein weiter verstärken. Die verschiedenen Bereiche sollen mehr zusammenwachsen. Natürlich steht die erste Mannschaft an erster Stelle. Aber ich will auch den gesamten Verein weiterbringen.
Was wird wesentlich anders als bei Ihrem bisherigen Amt als U 23-Trainer?
Ich werde natürlich mehr im Rampenlicht stehen und bin mir bewusst, dass ich primär an Ergebnissen gemessen werde. Aber unter Druck arbeite ich am besten.
Neuer Co-Trainer im Oberliga-Team wird der 46-jährige Carsten Neubert, der aktuell noch als Cheftrainer im Nachwuchsleistungszentrum des SV Darmstadt tätig ist. Wie gut kennen Sie ihren künftigen Assistenten?
Wir kennen uns aus vielen Gesprächen. Als klar war, dass Carsten in unsere Region zurück will, haben wir uns zusammengesetzt und festgestellt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen und beide fußball-verrückt sind. Carsten mit seiner Erfahrung und ich mit meinem jugendlichen Elan ergänzen uns sehr gut.
Ihr Vater Arash ist im Villinger Vorstand für den sportlichen Bereich zuständig. Sie sind nun Cheftrainer für die erste Mannschaft. Birgt diese Konstellation nicht auch Brisanz?
Dass die Konstellation von einigen Außenstehenden kritisch gesehen wird, ist für mich nichts Neues. Gefühlt gibt es das schon 20 Jahre. Aber mein Vater und ich können uns im sportlichen Bereich die Meinung sagen, ohne dass sich das aufs Private auswirkt. Die Konstellation ist für mich auch zusätzliche Motivation. Der Vorstand des FC 08 hat mich nicht ausgewählt, weil ich sein Sohn bin, sondern aufgrund meiner sportlichen Vita und meines Konzeptes.
Welche Ideen oder Veränderungen möchten Sie umsetzen?
Einer meiner Stärken ist die Kommunikation. Ich lege auch viel Wert auf den Teamgeist. Sportlich will ich mich nicht auf eine Formation festlegen, damit wir schwerer ausrechenbar sind. Dabei ist auch natürlich mitentscheidend, wie der Kader aussehen wird.
Bleibt die Regionalliga das mittelfristige Ziel des Vereins?
Das wäre für die ganze Region natürlich eine schöne Sache. Kurzfristig sollten wir uns aufgrund der Corona-Krise und des personellen Umbruchs darüber keine Gedanken machen.
Beim FC 08 wird es einen Umbruch geben. Der Abschied von Benedikt Haibt, Tobias Weißhaar, Flamur Berisha und Teyfik Ceylan steht fest. Werden noch weitere Spieler gehen?
Den Stand werden wir nächste Woche offiziell mitteilen.
Wie sieht es bei Gianluca Serpa und Daniel Wehrle aus?
Auch hier ist mit dem Verein abgesprochen, dass wir uns nächste Woche äußern werden.
Werden Neuzugänge aufgrund der Corona-Krise signifikante Gehaltseinbußen hinnehmen müssen und inwieweit verzichten Spieler aus dem aktuellen Kader auf Teile ihres Gehalts?
Aus finanziellen Angelegenheiten will ich mich als Trainer weitestgehend heraushalten. Ansonsten wäre ich zu befangen. Ich kann aber sagen, dass sich unsere Spieler sehr fair verhalten und Rücksicht auf den Verein genommen haben.
Die Bundesliga startet nun wieder mit sogenannten Geisterspielen. Wäre es für den FC 08 finanziell überhaupt machbar, wenn auch im Amateurfußball über längere Zeit ohne Zuschauer gespielt wird?
Darüber machen wir uns natürlich Gedanken. Ich gehe jedoch davon aus, dass es nicht dazu kommen wird. Es wird eher Beschränkungen bei der Zuschauerkapazität geben. Aber in diesem Bereich haben wir bei uns im Stadion gute Möglichkeiten.
Ihr Landesliga-Team wird voraussichtlich in die Verbandsliga aufsteigen. Muss sich der Kader verbessern, um dort mithalten zu können?
Es wird mit Sicherheit keine großen Veränderungen geben. Der Großteil der Spieler bleibt und ich bin überzeugt, dass wir mit dieser Mannschaft in der Verbandsliga mithalten können.
Sie sind mit 27 Jahren einer der jüngsten, wenn nicht sogar der jüngste Trainer der ersten Mannschaft in der FC 08-Geschichte. Was bedeutet das für Sie?
Es ist natürlich eine Ehre und bei meinem Heimatverein auch eine Herzensangelegenheit. 2007 war ich noch Balljunge beim DFB-Pokalspiel gegen den SC Freiburg und nun bin ich Trainer der ersten Mannschaft. Das hätte ich vor ein paar Jahren selbst nicht gedacht.
Ist Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann ein Vorbild für Sie?
Vorbild würde ich nicht sagen. Ich kann mich aber mit seiner Art und Weise, wie er Fußball spielen lässt, identifizieren. Allerdings ist es ein ganz, ganz schwerer Weg, um so weit zu kommen.
Jemand, der in so jungen Jahren bereits Oberliga-Trainer wird, dürfte aber noch weitere Karriereziele haben.
Mein Ziel ist natürlich, in den Profibereich zu kommen. Aber wenn ich das in zehn Jahren schaffe, bin ich erst 37 und wäre immer noch sehr jung.
Zum Abschluss noch die Frage: Wo steht der FC 08 am Ende der Saison 2020/21?
Das ist enorm schwer einzuschätzen. Die Oberliga könnte nächste Saison aus 20 Mannschaften bestehen. Das wird eine brutale Saison. Ich bin auch gespannt, wie andere die Zwangspause genutzt haben. Da könnte es extreme Unterschiede geben. Auf einen Tabellenplatz festzulegen, ist zum jetzigen Stand gar nicht möglich.