Herr Günes, die Ereignisse nach dem 1:1 gegen den Freiburger FC sorgen für viel Gesprächsstoff. Was ist aus Ihrer Sicht passiert?
Es gab bereits während der Partie viele Provokationen. Nach dem Spiel wurde einer meiner Spieler von einem Freiburger Spieler beleidigt. Unser Mann war sauer, hat den anderen aber nicht körperlich angegriffen. Aber ja, die Stimmung kochte kurz hoch. Ich bin dazwischen gegangen, habe versucht, den Freiburger Spieler wegzuziehen, damit nichts weiter passiert. Leider wurde das am Tag darauf von dem Freiburger Trainer anders dargestellt.
Der Freiburger FC hat in einer Stellungnahme angegeben, dass drei seiner Spieler bei Handgreiflichkeiten Blessuren davongetragen haben. Die Rede ist von Schlägen und Tritten und davon, dass einige Freiburger Angst vor weiteren Ausschreitungen gehabt hätten. Sie selbst sollen nach Angaben des gegnerischen Trainers einen Spieler gewürgt und rassistisch beleidigt haben. Was sagen Sie zu den Vorwürfen?
Ich bin ein Türke, ich trainiere eine ausländische Mannschaft. Mir vorzuwerfen, dass ich andere Spieler rassistisch beleidige, ist doch irrwitzig. Ich habe daher auch Kontakt zu meinem Anwalt aufgenommen. Ich werde das zur Anzeige bringen. Was hier passiert, ist Rufschädigung. Wenn ich tatsächlich einen Freiburger Spieler gewürgt hätte, wäre die Situation doch ganz anders ausgeartet. In Wahrheit ist nicht viel passiert, es gab einige Rangeleien, Beleidigungen – mehr war nicht.
Die Freiburger haben eine andere Sicht der Dinge, drohen laut einem Zeitungsbericht sogar mit Privatanzeigen. Können Sie sich das erklären?
Dass Freiburg in die Opferrolle schlüpft, kann ich nicht nachvollziehen. Das ist Schwachsinn! Aber gut, wir sind es gewohnt, dass man versucht, uns zu provozieren. Das passiert bei fast jedem unserer Auswärtsspiele. Wenn man uns auf dem Platz nicht schlagen kann, dann eben so. Aber, wie gesagt, dagegen werde ich vorgehen. Man kann mich nicht einfach so beschuldigen ohne Beweise zu haben. Und die gibt es nicht. Weil nichts an dieser Darstellung wahr ist.
Gab es denn keine klärenden Gespräche, nachdem die ersten Emotionen sich beruhigt hatten?
Doch, natürlich! Ich bin zu dem Spieler hingegangen. Wir haben miteinander gesprochen. Er sagte zu mir: Du hast mich gewürgt. Ich habe erwiderte: Nein, ich habe nur versucht, dich wegzuhalten. Ihm tat der Vorfall danach leid, er hat sich bei mir entschuldigt. Und ich habe ihm gesagt, dass es mir leid tut, dass ich vielleicht ein wenig fest zugegriffen habe – am Trikot wohlgemerkt, nicht am Hals. Der Freiburger Trainer stand daneben, der hat das alles gehört. Dafür habe ich Zeugen. Das Thema war geklärt. Und dann macht der am nächsten Tag sowas daraus. Das ist höchst unsportlich.
Die Partie wurde zuvor schon sehr emotional geführt, mit vielen Provokationen und Diskussionen. Auch die meisten Schiedsrichter-Entscheidungen wurden auf und neben dem Platz kritisch kommentiert. Ein Verhalten, das unter Ihrer Regie beim TSV Singen so eigentlich nicht zu sehen war in der Vergangenheit. Warum lagen die Nerven am Sonntag schnell so blank?
Keine Ahnung, woran das lag. Aber ja, da war von Anfang an heiße Luft von beiden Seiten. Und ja, das ist wirklich nicht unser Stil. Deren Trainer hat provoziert, wurde von mir zurechtgewiesen, daraufhin haben uns Zuschauer beleidigt. Und auch die Schiedsrichterin war meiner Meinung nach nicht fair, sämtliche 50:50-Entscheidungen wurden gegen uns gewertet.
Sie selbst sahen Mitte der zweiten Halbzeit Gelb-Rot. Wie kam es dazu aus Ihrer Sicht?
Ich habe mich über eine Entscheidung beschwert. Daraufhin rief der Linienrichter die Schiedsrichterin, die kam mit Gelb, dann habe ich applaudiert, bekam dann Rot. Aber, das ist mir wichtig: Ich habe niemanden beleidigt.
Bereuen Sie Ihre Reaktion?
Wissen Sie, so etwas kann passieren. Man muss es auch nicht größer machen als es war. Selbst ein so ruhiger Typ wie ein Xabi Alonso hat schon einmal wegen einer ähnlichen Aktion einen Platzverweis kassiert. Jeder hat Emotionen. Und es war wirklich nicht mehr als dieses Applaudieren. Schiedsrichter können Fehler machen, gar keine Frage, aber fair behandelt wurden wir am Sonntag nicht.
Wie werden Sie die Vorkommnisse mit ihren Spielern besprechen und aufarbeiten?
Ich werde im Training eine Besprechung machen und klar kommunizieren, dass das nicht mehr vorkommen soll und darf. Egal, was passiert, wir müssen ruhig bleiben und unseren Weg weitergehen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass so etwas noch nie passiert ist bei uns, dass wir auch letztes Jahr in der Fairnesstabelle oben dabei waren. So, wie wir von den Freiburgern dargestellt werden, sind wir nicht.
Der sportliche Aspekt geriet durch die Szenen nach dem Abpfiff in den Hintergrund. Das 1:1 war wahrscheinlich auch weniger, als Sie erreichen wollten, bescherte ihrem Team dennoch den Sprung an die Tabellenspitze. Mit dem bisherigen Saisonverlauf sind Sie daher sicher zufrieden, oder?
Ich bin stolz auf die Jungs! Das wäre ich auch, wenn wir Fünfter oder Sechster wären. Es ist nicht einfach, sich in der Verbandsliga zu behaupten, zumal wir nur drei, vier Spieler haben, die in dieser Klasse oder sogar noch höher gespielt haben, der Rest kommt aus der Landes- oder Bezirksliga. Wer oben ist, will auch oben bleiben, wenngleich das schwer werden dürfte, da andere Teams wie Denzlingen, Linx oder Kuppenheim mehr Erfahrung in dieser Spielklasse haben. Wir machen einfach weiter, werden uns nicht einschüchtern oder gar von unserem Konzept abbringen lassen. Und jedes Spiel fair angehen.