1. Wie viele Krankenhäuser gibt es eigentlich noch am Hochrhein?
Dass die Schweizer Spitäler auch für Deutsche aus der Grenzregion immer interessanter werden, hat auch damit zu tun, dass sie auf der deutschen Hochrheinseite immer weniger werden. Gerade jüngst, im Frühjahr 2024, ging das Rheinfelder Krankenhaus zu, 2022 das in Stühlingen und 2017 das in Bad Säckingen. Im Kreis Waldshut gibt es noch das Klinikum Hochrhein in Waldshut, das schließen wird, sobald der Neubau in Albbruck steht. Im Kreis Lörrach sind es noch die zwei Kreiskrankenhäusern in Lörrach und Schopfheim sowie das St. Elisabethen-Krankenhaus in Lörrach. Auch sie werden bald die Tore schließen, wenn der Betrieb im neuen Zentralklinikum in Lörrach läuft. Das soll wohl ab Ende 2025 der Fall sein.
2. Wie sieht es auf der schweizerischen Rheinseite aus?
Dort ist das Angebot an grenznahen Spitälern vergleichsweise hoch – von den diversen in Basel und dem Baselbiet über die beiden fricktalischen Häuser in Rheinfelden und Laufenburg. In Leuggern ist es das Asana, in Schaffhausen das Kantonsspital.
3. Wie viele Deutsche lassen sich dort behandeln?
Erstaunlich viele, gerade in den Spitälern Rheinfelden und Laufenburg, die zum Gesundheitszentrum Fricktal (GZF) gehören. 2023 ließen sich dort 1039 Patientinnen und Patienten aus Deutschland stationär behandeln von total 9335, was einem Anteil von zwölf Prozent entspricht. Im Asana Spital Leuggern lag der Durchschnitt der vergangenen Jahre bei knapp 700 Patientinnen und Patienten aus Deutschland, die sich stationär dort haben behandeln lassen. In Schaffhausen waren es 2023 etwa 500 im stationären und 3000 im ambulanten Bereich.
4. Wie hat sich deren Zahl in den vergangenen Jahren entwickelt?
Am GZF stetig nach oben, von 799 im Jahr 2021, 978 in 2022 auf eben jüngst 1039. In Leuggern und Schaffhausen sind die Zahlen in den vergangenen Jahren relativ stabil geblieben, mal mehr, mal weniger.
5. Warum gehen Deutsche hauptsächlich in Schweizer Krankenhäuser?
In Leuggern sind werdende Mütter, die dort entbinden, die größte Gruppe. Ihr Anteil an allen Entbindungen liegt bei rund 40 Prozent. Entbindungen und Notfälle machen das Gros in Schaffhausen aus, abzulesen an der hohen Zahl von 3000 Fällen im ambulanten Bereich. Auch am GZF ist der „Gebärtourismus“ aus der deutschen Nachbarschaft stark. 430 Frauen brachten 2023 an der Frauenklinik Rheinfelden Kinder zur Welt, davon waren 105 Frauen aus Deutschland, also etwa ein Viertel. Bei den elf Geburten, die allein Ende Juli binnen 48 Stunden dort geboren wurden, waren es mit fünf sogar 45 Prozent. „Deutsche Patientinnen und Patienten suchen das GZF aufgrund von ganz unterschiedlichen Beschwerden oder Erkrankungen auf, somit ist deren Verteilung über alle Kliniken und Fachbereiche breit abgestützt“, sagt GZF-Sprecherin Gina Wigger. Besonders viele Deutsche ließen sich auch in der Schönheitsklinik Aesthea in der Villa Robersten in Rheinfelden behandeln, sagt sie.

6. Wie müssen Deutsche versichert sein, um sich in einer Schweizer Klinik behandeln zu lassen?
Wenn es um Schönheitschirurgie geht, die überall selbst bezahlt werden muss, spielt die Krankenkasse sicher keine Rolle. Im medizinisch notwendigen Bereich aber muss entweder eine schweizerische Krankenversicherung vorliegen oder eine deutsche mit Zusatzabdeckung für die Schweiz. Es geht aber auch ohne, bei nur vorliegender gesetzlicher Versicherung in Deutschland. Meist muss die Behandlung dann aber im Vorfeld mit der deutschen Kasse in Form einer Kostengutsprache abgestimmt sein. Teils fallen auch Vorauszahlungen oder Mehrkosten an, die selbst getragen werden müssen. Laut Wigger gibt es aber auch gesetzliche Krankenversicherungen in Deutschland, welche die Kosten zum Beispiel für eine Geburt in der Schweiz voll übernehmen. Sie rät zu rechtzeitiger Abklärung im Vorfeld. Die AOK Baden-Württemberg hat beispielsweise Verträge mit Kliniken in den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft geschlossen, die ihre Versicherten von finanziellen Vorleistungen entbinden.
7. Wie steht es um Schweizer Patienten in deutschen Kliniken?
Große Schweizer Krankenkassen hätten es aus Kostengründen gerne, wenn sich ihre Versicherten ennet der Grenze zu den deutlich niedrigeren deutschen Preisen und Tarifen behandeln ließen. Aber durchgesetzt hat sich das nie, zumindest nicht am Klinikum Hochrhein in Waldshut. „Es kommen vereinzelt Anfragen primär zu ambulanten Untersuchungen oder Operationen, aber eher selten“, sagt Sprecherin Luisa Denz. Ähnlich läuft es auch am Hegau-Bodensee-Klinikum in Singen. Und am Reha-Klinikum Bad Säckingen kann man laut Simone Calabrese die Zahl der Schweizer Patientinnen und Patienten pro Jahr „an einer Hand abzählen“ – und das trotz eines Kooperationsabkommens mit einer der größten Schweizer Krankenkassen.