Der Touring Club Schweiz macht es Autofahrerinnen und Autofahrern seit einiger Zeit etwas einfacher, günstiger zu tanken. Vor gut einem Jahr lancierte der TCS nämlich einen Benzinpreisradar, der von Rückmeldungen von Nutzerinnen und Nutzern gefüttert wird. Dort lassen sich die Preise für Bleifrei 95, Diesel und Co. quasi live vergleichen.
Und dort zeigen sich die (teils großen) Unterschiede von Tankstelle zu Tankstelle, selbst wenn diese nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegen. Die Redaktion hat via Augenschein und Preisradar über die vergangenen Tage mehrfach Stichproben vorgenommen.
Ein Liter Bleifrei 95 kostet 1,65 bis 1,80 Franken
Ein Eindruck entsteht dabei: Im Fricktal liegen die Preise tendenziell leicht höher als in den umliegenden Gebieten des Aargaus und des Baselbiets, wobei es auch hier einzelne verhältnismäßig günstige Anbieter gibt.
Ein Vergleich vom Donnerstagnachmittag: Im Fricktal lag der Preis für Bleifrei 95 an vielen Tankstellen um die 1,80 Franken – Ausnahmen etwa die Tankstelle der Voegtlin-Meyer AG in Schwaderloch mit 1,68 Franken oder auch jene von Agrola in Wölflinswil mit 1,72 Franken. Beispiele aus den umliegenden Regionen: Bei Auto Gysin in Hausen gab es Bleifrei 95 für 1,67 Franken, bei der J. Senn AG in Döttingen für 1,65 Franken.
Für eine Tankstelle lohnt sich die Anfahrt
Wer aber wirklich günstig tanken will, muss derzeit das Fricktal in Richtung Baselbiet verlassen – und dann nicht einmal weit fahren: An der Tankstelle der TCS-Sektion beider Basel in Füllinsdorf BL lag der Preis für Bleifrei 95 beispielsweise am Donnerstag bei 1,59 Franken und damit satte 13 Rappen tiefer als bei der nächsten „Fricktaler“ Tankstelle, jener beim Coop Pronto in Kaiseraugst.

Für Bleifrei 98 waren es 1,69 Franken in Füllinsdorf gegenüber 1,82 Franken in Kaiseraugst, beim Diesel 1,74 Franken gegenüber 1,88 Franken. Die beiden Tankstellen trennen dabei nicht einmal fünf Fahrkilometer.
Die Fahrt ins Baselbiet lohnt sich demnach – vom ökologischen Aspekt mal abgesehen – aus vielen Ortschaften im unteren Fricktal, gerade wenn der Tank (fast) leer ist. Beim genannten Beispiel und bei einem Tankvolumen von 50 Litern könnten Autofahrerinnen und Autofahrer fast sieben Franken pro Tankfüllung sparen.
Wenn der Umweg zu mühsam ist
Auf der Suche nach einer Erklärung für die teilweise großen Unterschiede hilft Erich Schwizer, Senior-Experte Test und Technik beim Touring Club. Es gebe Garagisten auf dem Land, die mit den Treibstoffpreisen Kunden und Kundinnen anwerben möchten – und entsprechend günstigere Preise anbieten. Er verweist zudem auf Treib- und Brennstoffhändler mit Tankstellen, die Benzin und Diesel aufgrund ihrer Kalkulation günstiger anbieten.

Die Tankstelle in Füllinsdorf ist ein Beispiel. Sie wird seit Herbst von der Petrol Tech GmbH aus Pfäffikon SZ gepachtet, die seit 2019 Billigtankstellen betreibt. Der TCS hat sich Anfang November den neuen Betreiber an seinen Standort in Füllinsdorf geholt, um die Benzinpreise in der Region zu drücken. Was zumindest teilweise funktioniert: Mehrere nahe gelegene Tankstellen, etwa an der Rheinstraße, haben die Preise seither ebenfalls gesenkt, wenn auch nicht alle.
Umgekehrt fehlten in Regionen mit höheren Treibstoffpreisen vielleicht günstige Anbieter „oder sie können sich weniger durchsetzen“, sagt Schwizer. Ein möglicher Grund: Wegen ungünstiger Verkehrsverhältnisse – etwa Stau zu Stoßzeiten, Ampeln, Einbahnstraßen oder Abbiegeverboten – würden Autofahrerinnen und Autofahrer teilweise auch eigentlich kurze Umwege zu einem günstigeren Anbieter meiden.
Beim Diesel lohnt sich der Blick nach Deutschland
Wie bei Lebensmitteln und Gütern des täglichen Gebrauchs kann sich für Schweizer auch beim Tanken der Blick über die Grenze lohnen. Derzeit etwa ist der Diesel auf der deutschen Seite etwas günstiger, in der Schweiz dagegen liegt der Preis für Benzin oft etwas tiefer.
„Der Preisunterschied zwischen diesseits und jenseits der Grenze ist vor allem abhängig von der Besteuerung im Nachbarland und der Wechselkursentwicklung zwischen Euro und Franken“, sagt Erich Schwizer. Wobei er ganz grundsätzlich anfügt: „Wir empfehlen, keine Extra-Umwege zu fahren nur zum Tanken, sondern das Tanken mit einer Fahrt zu verbinden, wo man ohnehin im Gebiet zu tun hat.“
Und Schwizer hat noch einen Tipp: „Falls der Treibstoffvorrat langsam zur Neige geht und man sich gerade in einem Hochpreisgebiet befindet, kann man auch einmal nur für 10 oder 20 Franken tanken und dann wieder auffüllen, wenn sich die Gelegenheit bietet.“
Die Autorin ist Redakteurin bei der „Aargauer Zeitung“. Dort ist der Beitrag auch zuerst erschienen.