„Einfach schön, wie sie dasteht“, freut sich Toni Sigrist, der Präsident des Vereins Dampflokdepot Full. Zweifellos leuchtet die 241.A.65 ­– die größte handbefeuerte Dampflokomotive Europas – mindestens so prächtig wie damals, im August 1931, als sie die Werkstätten der Lokomotivfabrik Compagnie de Fives im nordfranzösischen Lille verließ und von den Chemins de fer de l‘Etat in Dienst genommen wurde.

In den vergangenen sieben Jahren ist die Lokomotive durch die Mitglieder des Vereins umfassend überholt worden, nachdem der Kesselinspektor interveniert hatte (diese Zeitung berichtete). „Nachdem das Dampflokwerk Meiningen –­ ein Werk der Fahrzeuginstandhaltung der Deutschen Bahn – das die Lokomotive Ende der 1990er-Jahre revidiert hatte, die Kosten einer erneuten Überholung auf 700.000 Euro veranschlagt hat, haben wir entschieden, die Lok in Full durch das Vereinspersonal zu revidieren“, sagt Toni Sigrist.

Unter dem Strich kam die Revision auf 377.000 Franken zu stehen. 190.00 Franken konnten durch Beiträge von Sponsoren für neue Siede- und Rauchrohre im Kessel; einen Beitrag von Swisslos; durch Spenden sowie einen Beitrag an den Umbau des Zugfunks finanziert werden. „Der Rest ist Manpower“, so Toni Sigrist. „Das ist eine Riesenleistung.“ 187.000 Franken seien durch Vereinsaktivitäten erwirtschaftet worden, erklärt Thomas Buff, der Leiter Finanzen. Dabei zählt der Verein bloß 30 Aktiv- und rund 50 Passivmitglieder.

Alte Dame mit neuem Outfit

Im Zuge der Revision sind, um nur einige der Arbeiten zu erwähnen, unter anderem 130 Rauch- und Siederohre im Kessel, ein Stück Kesselblech sowie Stehbolzen ersetzt worden. Der Kessel wurde mit Ultraschall überprüft; ebenso Räder, Achsen, Triebstangen und Zughaken. Erhalten hat die Lok zudem eine moderne Zugfunkanlage, deren Antenne diskret auf dem Tender angebracht ist. Am Tender übrigens weist das Logo der Wettstein Kältetechnik AG (Gümligen) auf den Hauptsponsor hin.

Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt steht die Lok wieder für den Einsatz bei Sonder- und Charterfahrten bereit. „Wir haben eine Zulassung für das Schienennetz der Schweiz und Deutschland“, sagt Matthias Winkler, Leiter Betrieb und Technik im Verein. In der bewegten Geschichte der Lokomotive, ­die bis 1965 in Frankreich im Einsatz war, 1968 in die Schweiz kam und 1997 – nach 32 Jahren – erstmals wieder unter Dampf gesetzt wurde, hat jedenfalls ein neues Kapitel begonnen. „Wir wollen die Lok für die nächsten zwei Jahrzehnte in betriebsfähigem Zustand erhalten“, versichert Toni Sigrist.

Mit Sponsoren rund um die Lägern

Vor dem Depot schnaubt und zischt die Lok und lässt zuweilen einen Dampfstrahl fahren, nachdem bereits zwei Tage zuvor mit dem Aufheizen der rund 16.000 Liter Wasser im Kessel begonnen worden war. Oben im Führerhaus öffnet Heizer Marc Sutter die Tür zur Feuerbüchse und wirft mit gekonntem Schwung Schaufel um Schaufel Kohle auf den Feuerrost. Immerhin benötigt die Maschine stündlich zwischen 800 und 1200 Kilogramm Steinkohle, oder, anders ausgedrückt, alle 17 Sekunden eine Schaufel voll.

„Nein“, entgegnet Marc Sutter lachend. „Es ist nicht so, dass ich zu Hause trainieren und dabei im Keller Kohle von einem Haufen zum andern schaufeln würde.“ Und Lokführer Roger Bachmann freut sich: „Es ist ein gutes Gefühl, nach so langer Zeit wieder an einem Dampfregler ziehen zu dürfen.“ Dann setzt sich die Lok langsam in Bewegung für die Fahrt in die dritte Jugend. Mit den Sponsoren der neuen Berohrung des Kessels an Bord des Extrazuges geht es auf eine Fahrt rund um die Lägern.

Der Autor ist Mitarbeiter der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.