Kanton Schaffhausen Das über vier Wochenenden mitten im Dorfkern aufgeführte Freilichtspiel „Wilchinger Handel“ hat das Publikum begeistert und auf eine Zeitreise mitgenommen. In historischen Gewändern spielten 70 Laiendarsteller eindrücklich die damaligen Ereignisse von 1717 nach. Zu sehen waren zwischen dem 8. und 23. August unter anderem Pferdekutschen, Ziegen und Kühe im Dorfbereich, barfuß spielende Kinder und Frauen, die am Brunnen neben dem „Gmandshus“ (Gemeindehaus) Hemden wuschen.

Bereits vor 23 Jahren wurde die dramatische Geschichte über die Auseinandersetzungen des Klettgauer Dorfes mit der Schaffhauser Obrigkeit aufgeführt. Die damaligen Verantwortlichen, Virginia Stoll (die heutige Gemeindepräsidentin) und Edith Schneider, die damals für die Kostüme und Requisiten zuständig waren, waren auch dieses Mal wieder dabei. Zusammen mit vielen Helfern trugen sie zum Gelingen der volkstümlichen Veranstaltung bei. Die insgesamt 3100 Zuschauer, die über alle Aufführungen verteilt anwesend waren, säumten die in Eigenregie aufgestellte Tribüne und erlebten dank einwandfreier Ton- und Lichtregie ein besonderes Freilichttheater-Erlebnis.

Bei der vor dreihundert Jahren stattgefundenen Geschichte ging es um die Vergabe der „Tafääre“ – das Recht, in einem Haus warme Speisen anzubieten. Die Wilchinger hatten dieses Recht in einem Brief von der Schaffhauser Obrigkeit zugesichert bekommen und wehrten sich, als die Stadtregierung dies ignorierte. Dadurch sei es zu mehreren Verhaftungen innerhalb des Wilchinger Widerstandes und zu Bespitzelungen gekommen.

Die Oberschicht schickte Soldaten in das Dorf und etliche Männer des Widerstandes seien ins benachbarte deutsche Dorf Weisweil und in die südbadische Umgebung geflohen. Die Obrigkeit verhängte zudem immer höhere Bußgelder. Der Wilchinger Handel habe das Dorf verarmen lassen und etliche Bürger in den Tod getrieben. 1734 seien nur acht Personen übrig gewesen, die vor dem Oberen Rat in Schaffhausen um Gnade betteln mussten. Es sollte viele Jahrzehnte dauern, bis sich das einst wohlhabende Wilchingen erholte.

Die Zuschauer, viele auch aus den deutschen Grenzgemeinden, erhoben sich nach jeder Vorstellung und applaudierten. Es blieb die Erkenntnis, dass erlangtes Recht und Freiheit keine Selbstverständlichkeit sind.