1977 sind Irene und Helmut Jetter in ihr selbst gebautes Haus in Leimbach gezogen, haben dort Familie gegründet, Kinder großgezogen und haben miterlebt, wie der Nachwuchs flügge wurde. Das Haus wurde irgendwann zu groß für das Ehepaar und der Garten machte viel Arbeit. Bereits vor zehn Jahren habe sie den Wunsch verspürt, wieder in die Stadt zu ziehen, erzählt die 84-jährige Irene Jetter im Gespräch mit dem SÜDKURIER, doch dann wurde der Gedanke nicht weiterverfolgt.

Ehepaar möchte nicht auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sein

„Aber man wird ja auch nicht jünger“, so der 84-jährige Helmut Jetter. Mittlerweile fährt nur noch er Auto und beiden ist es wichtig, nicht nur auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen, sondern selbst mobil zu sein. „Doch was ist, wenn ich nicht mehr fahren kann?“, fragt sich Helmut Jetter. „Ich will nicht mit dem Bus zum Einkaufen fahren müssen.“

Und so reifte immer mehr der Gedanke, sich von dem Haus zu trennen und nach Markdorf zu ziehen. Nachdem klar war, dass weder Kinder noch Enkelkinder Interesse an dem Haus haben, hat sich das Ehepaar für einen Verkauf entschieden und sich dabei von der Bank unterstützen lassen.

In diesem Haus in Leimbach haben die Jetters fast 50 Jahre lang gelebt. Im vergangenen Sommer haben sie es verkauft.
In diesem Haus in Leimbach haben die Jetters fast 50 Jahre lang gelebt. Im vergangenen Sommer haben sie es verkauft. | Bild: Helmut Jetter

Wohnungssuche verläuft schwieriger als gedacht

Der Plan der Jetters war, sich in Markdorf eine Drei-Zimmer-Wohnung zu kaufen. Die Frage sei gewesen, ob man zuerst das Haus verkauft und sich dann eine Wohnung sucht, oder erst eine Wohnung sucht und dann das Haus verkauft.

Nachdem die Wohnungssuche relativ problematisch verlief und der Wohnungsmarkt nicht das Gewünschte hergab, wurde das Haus im vergangenen Sommer an eine Familie aus Immenstaad verkauft und die Jetters hatten ein Jahr lang Zeit, um auszuziehen. „Das erhöht dann natürlich den Druck“, sagt Helmut Jetter.

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Darauf haben sie bei ihrer neuen Wohnung geachtet

Eine neue Wohnung zum Kaufen haben sie nicht gefunden, aber über private Kontakte wurden sie dann doch noch auf dem Wohnungsmietmarkt fündig. Auch eine Wohnung im betreuten Wohnen haben sie sich angeschaut, diese habe ihnen aber aus unterschiedlichen Gründen nicht zugesagt. Es war ihnen wichtig, dass es einen Aufzug im Haus gibt und die Wohnung hell sei. Sie empfehlen darauf zu achten, welche Personen bereits in einem Mehrfamilienhaus wohnen.

Seit Februar leben sie nun statt auf 150 Quadratmeter auf rund 90 Quadratmeter in einer Drei-Zimmer-Wohnung in der Hauptstraße am Stadtende Richtung Bermatingen. Auch wenn sie noch in der Eingewöhnungsphase sind, bereuen sie ihre Entscheidung nicht. Ganz im Gegenteil. „Wir sind viel flexibler und können jetzt zu Fuß in die Stadt“, sagt Helmut Jetter.

In diesem Mehrfamilienhaus in der Hauptstraße hat das Ehepaar Jetter ein neues Zuhause gefunden.
In diesem Mehrfamilienhaus in der Hauptstraße hat das Ehepaar Jetter ein neues Zuhause gefunden. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Großes Interesse im Freundes- und Bekanntenkreis

Im Freundes- und Bekanntenkreis, bei Wanderungen und am Stammtisch sei das Interesse nach ihrem Umzug groß gewesen, berichtet der 84-Jährige. Daher habe er sich auch an den SÜDKURIER gewandt, um die Geschichte zu erzählen. „Vielleicht können wir ja anderen Mut machen und Tipps geben“, sagt er.

Sich von dem Haus zu trennen und es leerzuräumen, sei ihnen überraschend leicht gefallen. „Zwar hat man da über die Jahre so viel reingesteckt. Aber es hat mir nichts ausgemacht, das aufzugeben“, sagt Helmut Jetter. Am Ende war es für Irene Jetter emotional schwieriger, bis heute war sie nicht mehr in Leimbach. „Das braucht dann doch seine Zeit, um Abschied zu nehmen und alles zu verarbeiten“, sagt Irene Jetter.

Von 150 Quadratmeter auf rund 90 Quadratmeter: Irene und Helmut Jetter fühlen sich in ihrem neuen Wohnzimmer ihrer Drei-Zimmer-Wohnung ...
Von 150 Quadratmeter auf rund 90 Quadratmeter: Irene und Helmut Jetter fühlen sich in ihrem neuen Wohnzimmer ihrer Drei-Zimmer-Wohnung in Stadtnähe wohl. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Die Familie hat beim Ausmisten tatkräftig unterstützt. Auch wenn sich Helmut Jetter manchmal fragt, wo gewisse Sachen abgeblieben sind, vermisst er nicht vieles. „Vielleicht meine Werkstatt, aber da baue ich mir gerade etwas Neues auf“, so Jetter. Irene Jetter vermisst die Kinder aus dem benachbarten Kindergarten, die bei Spaziergängen am Haus vorbeikamen. Aber gerade das Neue sei es doch, was einen jung halte, beteuern beide.

Beide würden den Schritt wieder wagen

Irene Jetter hätte sich für das neue Wohnumfeld doch noch etwas mehr Grün gewünscht, aber man habe bei der Suche schnell gemerkt, dass man Abstriche machen muss. Sie hat nun kein Bügelzimmer mehr, er kann sich nicht ins Büro in den ersten Stock zurückziehen. Der Platz ist begrenzter. Statt sich um einen großen Garten zu kümmern, genießen sie nun die Pflanzen auf ihrem Balkon.

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Helmut Jetter gefällt auch der Rollenwechsel vom Eigentümer zum Mieter – man muss sich nicht mehr um alles selber kümmern, auch wenn die Jetters noch einige Pläne für die Wohnung haben. Bis alles perfekt ist, dauert es eben. „Ich persönlich würde es sofort wieder tun“, so der 84-Jährige und seine Frau nickt zustimmend.