Tanken für unter zwei Euro. Kurz nach der Einführung des Tankrabatts am 1. Juni war dies am Hochrhein durchaus möglich. Die Nachfrage nach Sprit stieg, der große Ansturm blieb aber aus. Mittlerweile macht sich angesichts der Entlastung für Autofahrer vor allem Ernüchterung breit. Die Preise bewegen sich fast wieder auf einem Vor-Rabatt-Niveau und sind an vielen Stellen nur noch geringfügig günstiger.
Gerade zu Beginn des Tankrabatts kamen auch viele Schweizer über die Grenze, um von dem reduzierten Preis zu profitieren. Aber was ist daraus geworden? Gibt es immer noch einen Tanktourismus oder ist die Euphorie bei den Schweizern mittlerweile auch abgeflacht?
Kaum Schweizer in Wehr
„Wir merken die Schweizer Kundschaft bei uns nicht so“, erklärt Alexander Kaiser, Geschäftsführer der Firma Kaiser, die unter anderem auch eine Tankstelle in Wehr betreibt. Während des Telefonats mit dem SÜDKURIER beschreibt er die aktuelle Situation an der Tankstelle mit einem Blick aus dem Fenster: Von den sechs Autos, die an der Tankstelle stehen, erkenne er ein Schweizer Kennzeichen.
Das bedeute laut Kaiser aber nicht, dass keine Schweizer zum Tanken über die Grenze kommen. Bei seiner Tankstelle liege es auch an der Entfernung zu den Grenzübergängen. In Bad Säckingen könnte das anders aussehen, sagt er.
Allgemein habe sich die Nachfrage aber wieder beruhigt, die Euphorie nach dem Tankrabatt scheint zumindest in Wehr verflogen. „Das waren die ersten Tage nach dem Tankrabatt. Jetzt hat sich das wieder normalisiert“, so Kaiser. Eine Handhabe beim Preis habe die Tankstelle sowieso kaum. Sie seien abhängig von der Beschaffung der Raffinerien, sie bestimmen die Preise.
Den Unmut der Kunden, den bekommen aber die Mitarbeiter in den Tankstellen ab. Gerade in den ersten Tagen sei die Erwartung der Kunden höher gewesen. Eine oft gestellte Frage: Warum gehen die Preise nicht runter?
Freie Tankstellen spüren den Tanktourismus
Am Hochrhein gibt es auch viele freie Tankstellen, wie beispielsweise in Laufenburg oder Lauchringen, die zum Bundesverband freier Tankstellen (bft) gehören. Stephan Zieger, Geschäftsführer des bft, weiß, dass der Tanktourismus, aber auch der Absatz allgemein, vom Tankrabatt profitiert haben: „Der Juni ist noch schwach angelaufen. Der Juli und der August laufen gut. Wir fahren auf einem Niveau wie es 2017 und 2018 war“, sagt er.
Trotzdem werde aber nicht nach Schweizer Kunden kalkuliert. Dafür sei der Tanktourismus-Kunde zu schwer zu berechnen, auch wenn er in der Region eine wichtige Bedeutung für die Tankstellen hat.
Zieger sagt aber auch, dass sich das nach dem Tankrabatt auf einen Schlag ändern könnte. „Das wird eine ordentliche Summe, die dann wieder auf der Tankrechnung erscheint“, sagt er. Auf welchem Niveau der Tankrabatt aber verpufft, könne er nur schwer sagen. Wie auch die Tankstelle Kaiser sind die freien Tankstellen der bft von den Preisen der Importeure und Raffinerien abhängig. Lediglich die täglichen Schwankungen werden durch den örtlichen Markt bestimmt, so Zieger.
EG-Group/Esso und OMV
Wie die Nachfrage an den Tankstellen in Bad Säckingen aussieht, bleibt nach mehreren Anfragen des SÜDKURIER unbeantwortet. Sowohl die OMV-Tankstelle als auch die Esso werden von der EG Group betrieben.
In einer früheren Anfrage an das Unternehmen zum Tankrabatt wies der Konzern die Verantwortung bei der Preisgestaltung von sich. Die EG Group sei kein Mineralölkonzern sondern beschränke sich nur auf den An- und Verkauf von Mineralöl. Deshalb habe man keine Handhabe in der Preisgestaltung, so der Konzern in einer schriftlichen Antwort von Mitte Juni.