25 Quadratmeter. So groß ist das Zuhause von Margrit Lauber Unold und Sven Unold. Das Ehepaar hat vor 17 Jahren die Mietwohnung gekündet und ist auf den Campingplatz gezügelt. „Ich kann mir nicht mehr vorstellen, in einer Wohnung zu leben“, sagt der 60-Jährige. Eine Wohnung sei für ihn zu einengend.
Als ihre damalige Wohnung in Möhlin saniert wurde, hatte das Ehepaar keine Lust auf den Lärm sowie die Mieterhöhung und kündigte. Statt eine neue Wohnung zu suchen, wollten sie über den Sommer auf einem Campingplatz leben. Da beide noch arbeitstätig waren, suchten sie sich einen Camping mit gutem Anschluss an den öffentlichen Verkehr – und mehr als einer Dusche. In Frick wurden sie fündig.
Zuerst wollten sie nur über den Sommer bleiben. Ihre Möbel und Habseligkeiten haben sie in einem Kellerraum verstaut. „Es war sehr entlastend, sich von den Sachen zu trennen“, sagt Margrit Lauber Unold und fügt hinzu: „Man braucht nicht viel zum Leben.“
Im ersten Winter war es minus 18 Grad
Aus dem einen Sommer wurden 17 Jahre. Sven Unold wollte nach dem ersten Sommer bleiben. Seine Frau entschied sich, über den Winter ein Studio in der Nähe zu mieten. „Im ersten Winter war es minus 18 Grad“, sagt er, der allein im Wohnwagen lebte. Seine Frau witzelt: „Im Wohnwagen war es teils wärmer als in meinem Studio.“
Deshalb lebte sie fortan das ganze Jahr über bei ihrem Mann. Heute ist ihr Zuhause gut isoliert und sie haben im Winter sowie auch im Sommer warm. Dank guter Isolation ist es drinnen aber meist angenehm. „Die Touristen staunen immer, dass wir im Sommer viel drinnen sind“, sagt er und lacht. Auch stößt ihre Wohnform manchmal auf Vorurteile. Am Anfang sei es mit der Akzeptanz der Leute für ihr Zuhause schwieriger gewesen.
Einmal machte der Hagel Löcher ins Dach, kürzlich ließ sich die Eingangstür nach einem Mittagsschlaf nicht mehr öffnen. Das Leben auf dem Campingplatz sei nicht nur abenteuerlicher, sondern auch niederschwelliger. „Man hilft einander und ist wie ein kleines Dörfli“, sagt die 62-Jährige.
Neben ihnen leben noch rund 15 weitere Personen fest auf dem Fricker Campingplatz. Während es im Winter so ruhig ist, als würde man jede Schneeflocke auf dem Dach landen hören, ist im Sommer mit den Feriengästen mehr los.
Vier-Gänge-Menü vom Campingkocher
Ihre 25 Quadratmeter sind gut aufgeteilt. Beide haben ihr Schlafzimmer mit ihren Kleidern und dem Bürokram. Dies aber erst seit der Coronapandemie, als die Richtlinien besagten, dass jede Person ein eigenes Zimmer für die Quarantäne braucht. Im gemeinsamen Wohn- und Esszimmer sind auf einer Seite die Küchengeräte, auf der anderen Seite die Essensvorräte.

Der Backofen steht auf einem Gestell, die Mikrowelle auf dem anderen. Gekocht wird aber draußen, wo ein großer Gaskocher mit drei Platten steht. Das ist nicht nur dem Platz im Inneren geschuldet, sondern auch den Gerüchen. „Wir essen gerne Fisch“, begründet Lauber Unold und lacht.
Auf ihren Platten zaubern die beiden leidenschaftlichen Köche gerne mal ein Vier-Gänge-Menü. „Auf dem Camping zu kochen, braucht mehr Zeit“, sagt sie. Campinggeschirr sucht man hier aber vergebens. Das Zuhause des Ehepaars ist zwar einfach und praktisch eingerichtet, dennoch darf schönes Geschirr nicht fehlen.
Wo der Haussegen eine Wasserwaage ist
Wer auf so wenig Wohnraum gemeinsam lebt, könnte sich auch mal in die Haare bekommen. „Wenn etwas nicht gut ist, stellt der eine den Haussegen schräg“, sagt Sven Unold und lacht. Der Haussegen ist in Wirklichkeit eine Wasserwaage.
Doch ihre Liebe nach 26 Jahren Ehe hat ein anderes Geheimnis. Etwa das Schreibbuch, wo sie ihre Gedanken einander schriftlich mitteilen. Weiter gibt es jeden Freitag ein „Zwiegespräch“, wo beide je fünf Minuten Redezeit erhalten, bei dem die andere Person nur zuhört. „Es ist förderlich für das gemeinsame Leben“, sind sie sich einig.

Die beiden müssen zwar ihren Stellplatz auf dem Camping bezahlen, doch kommen damit viel günstiger als mit einer Mietwohnung. Dadurch sparen die beiden Geld und unternahmen 2012 etwa eine Weltreise. Wenn die beiden verreisen, bevorzugen sie aber ein Hotel. Der 60-Jährige sagt: „Wir haben jeden Tag Camping.“
Die Autorin ist Redakteurin der „Aargauer Zeitung“. Dort ist der Beitrag auch zuerst erschienen.