Wenn Donald Trump dem Golfen frönt, blinkt eine goldene Rolex-Uhr oberhalb seines linken Handgelenks, Modell „Day-Date“. Trump trägt dazu das Armband „President“, wie Konsum-Experten von „Luxurybazaar.com“ berichten. Trump soll eine ganze Kollektion hochpreisiger, mitunter protziger, Zeitmesser aus der Schweiz besitzen.
Die Schwäche des US-Präsidenten für Rolex & Co hat ihn nicht davon abgehalten, Anfang April auch Schweizer Waren mit satten Strafzöllen zu belasten. Zunächst wollte Trump Helvetiens Güterexporte in die USA mit Zöllen von 31 Prozent belegen.
Das wären deutlich höhere Abgaben gewesen als diejenigen, welche die USA für Waren aus der Europäischen Union geplant hatten. Trump drohte auch mit US-Zöllen auf Pharma-Produkte, „wie man es wirklich noch nie zuvor gesehen hat“.

Die Anbieter von Medikamenten und Pillen aber gehören zu den Schlüsselbranchen der exportabhängigen Schweiz. Die Regierung des Nicht-EU-Landes, der Bundesrat, reagierte eher zahm auf die schroffe US-Politik. „Die Berechnungen der US-Regierung sind für den Bundesrat nicht nachvollziehbar“, hieß es aus Bern. Ansonsten verkniff sich das siebenköpfige Kollegium harsche Worte. Gegenschläge auf US-Exporte in die Schweiz? Besser nicht.
Nach Trumps teilweisem Rückzieher vergangene Woche gelten vorläufig US-Zölle von zehn anstatt 31 Prozent für die Einfuhren aus der Schweiz, so viel wie für fast alle anderen Länder auch. Mit einer gewissen Erleichterung spricht Wirtschaftsminister Guy Parmelin von einem „halb vollen Glas“.
Produkte aus der Schweiz könnten sich massiv verteuern
Doch die Schweizer wissen: Sie müssen laut einem Trump-Ultimatum innerhalb von 90 Tagen den Handelsstreit mit Washington entschärfen. Wenn nicht, könnte Trump die Zölle auf Schweizer Importe in die Vereinigten Staaten wieder auf 31 Prozent anheben und damit Produkte „Made in Switzerland“ massiv verteuern.
Im Vergleich zu Deutschland und Frankreich „würde die Schweiz deutlich höhere Verluste erleiden“, warnt die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. „Aus Schweizer Sicht bleibt zu hoffen, dass die ökonomische Vernunft wieder stärker nach Washington zurückkehrt“, sagt Hans Gersbach, Co-Direktor der Konjunkturforschungsstelle. Diesen Wunsch hegen auch Verbraucher, Unternehmer und Politiker.
Ein erstes klärendes Telefon-Gespräch mit Trump durfte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter führen. Keller-Sutter, die zugleich das Finanzministerium leitet, erinnerte den US-Präsidenten an die engen ökonomischen Verflechtungen der beiden Staaten.
Bei Reise nach Washington soll Trump milde gestimmt werden
Ende April wollen Keller-Sutter und Parmelin gemeinsam nach Washington zu einer Konferenz reisen, aber auch, um Trump milde zu stimmen. „Unser Land ist einer der besten Handelspartner der USA“, betont auch der Wirtschaftsverband Economiesuisse.
Tatsächlich ist laut Schweizer Regierung „die bilaterale Handelsbilanz relativ ausgeglichen“. Die USA haben einen Überschuss bei Dienstleistungsexporten, die Schweiz bei Warenausfuhren. Das Plus der Schweizer im Warenhandel lässt sich zumal auf die starke chemisch-pharmazeutische Industrie und auf den Goldhandel zurückführen. Zudem liefern die Schweizer Maschinen, Kaffeekapseln, Energydrinks, Käse, Schokolade und Uhren über den Atlantik.

Als ein besonderes Ass im Poker mit Trump könnten sich die gewaltigen Schweizer Direktinvestitionen in den Vereinigten Staaten erweisen. Trump versucht mit Anreizen und Drohungen so viele fremde Gelder wie möglich in die USA zu ziehen.
Bis Ende 2023 häufte sich das investierte Kapital der Schweizer in den USA auf 352 Milliarden US-Dollar an – damit belegte das kleine Land in der Tabelle der fremden Direktinvestoren einen beachtlichen sechsten Platz.
Im kritischen Bereich der Investitionen in Forschung und Entwicklung lagen die Schweizer 2022 sogar auf Platz eins. Und erst vergangene Woche kündigte der Pharma-Riese Novartis ein neues Paket an: Die Basler wollen in den nächsten fünf Jahren rund 23 Milliarden Dollar in ihre US-Präsenzen stecken und die wichtigsten Medikamente dort produzieren.
Novartis-CEO Vas Narasimhan lobte das „innovationsfreundliche politische und regulatorische Umfeld in den USA“. Die Zölle erwähnte der CEO lieber nicht.