Der Pegel der Aare stieg bedrohlich: Deshalb wurde am Sonntag, 17 Uhr, beschlossen, dass die Ländistraße entlang der Aare in Brugg am darauffolgenden ­Morgen gesperrt wird, um den Hochwasserschutz aufzubauen. „Wir haben uns dazu entschieden, die Elemente im ersten Teil der Straße, von der Umfahrungsbrücke bis zur mittleren Stranglibrücke, einzubauen“, erklärt Marcel Biland, Chef des Regionalen Führungsorgans (RFO) Brugg Region.

Die Behörden beurteilen die Lage jeweils aktuell

Dies sei der tiefste Punkt des Geländes, somit sei die Gefahr dort am größten. Für den restlichen Teil wurde das Material bereitgestellt, damit dieses nach einer neuen Lagebeurteilung gegebenenfalls eingesetzt werden könnte. Das RFO steht laut Biland in Kontakt mit dem kantonalen Führungsstab. Die Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons beurteile jeweils die Situation und gebe ein Bulletin heraus, in dem die Entwicklung und die Erwartungen ersichtlich seien. Der kantonale Führungsstab (KFS) gelangt gemäß Peter Buri, Kommunikationschef beim Kanton, bei größeren Ereignissen mit mehreren potenziellen Risikogebieten zum Einsatz – insbesondere, wenn es darum geht, kantonale Einsatzkräfte und -mittel zu koordinieren.

Anhand von Daten gibt der Kanton Empfehlungen raus

Anhand der Daten von ­Niederschlägen, Schneeschmelze und weiteren Informationen gibt der Kanton eine Empfehlung ab. Das regionale Führungsorgan entscheidet dann, ob und wann die Schläuche aufgebaut werden. „Wir benötigen Zeit für den Einbau. Es muss also darauf geachtet werden, dass man früh genug beginnt. Ansonsten ist es zu spät“, meint Biland weiter.

60 Menschen bauen den Hochwasserschutz in Brugg auf

In Brugg haben sich am Sonntag seit dem frühen Morgen 60 Personen am Aufbau des Hochwasserschutzes beteiligt. Die Personen stammen von verschiedenen Organisationen: dem Kantonalen Katastrophen Einsatzelement (KKE), der Feuerwehr des Waffenplatzes in Brugg, der Feuerwehr Brugg, dem Zivilschutz und der Polizei.

So funktioniert das mit dem orangenen Schläuchen

Die orangen Schläuche werden erst ausgelegt und mit Luft befüllt, damit sie gut positioniert werden können. Anschließend wird die Luft mit Wasser aus dem Hydrantennetz ersetzt. Dadurch werden die ­Beaver-Elemente schwer und erhalten die erwünschte Stauwirkung. Da viel Wasser benötigt wird, wird jeweils die Wasserversorgung informiert.

„Sonst könnten sie denken, dass es irgendwo einen Wasserleitungsbruch gibt“, erklärt Biland. „Die Ländistrasse wird nur so lange gesperrt, wie wir für den Aufbau benötigen.“ Die Reuss sei noch nicht problematisch“, so Biland. Bei den Rapporten der zuständigen Stellen sei jedoch auch die Feuerwehr Windisch-Habsburg-Hausen dabei. Gegen Abend meldete die Gemeinde Windisch dann, dass die Spinnereibrücke gesperrt und ein Dammbalkensystem installiert worden sind. Die Lage werde somit beobachtet.

Verschiedene Maßnahmen auch in Aarau

Auch in Aarau wurden entlang der Aare Schutzmaßnahmen ­errichtet. Die Stadtpolizei sperrte zwischen der Pferderennbahn und dem Süffelsteg den Aare­uferweg ab, der teilweise schon überspült ist. Beim Kraftwerk Rüchlig brachten Axpo-Mitarbeiter Dämme bei den Quartierstrassen an. Zudem montieren sie Hinweisschilder, um Fußgänger und Velofahrer auf den hohen Wasserpegel aufmerksam zu machen. Auch beim Kraftwerk Wildegg-Brugg hat die Feuerwehr inzwischen einen Hochwasserschutz errichtet.

Laut David Bürge, Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Aarau, ist bei den kleineren Nebenflüssen der Höchststand voraussichtlich schon erreicht, der Peak der Aare aber noch nicht. Dennoch werde, Stand jetzt, nicht mit größeren Überschwemmungen gerechnet. Die getroffenen Vorkehrungen seien Vorsichtsmaßnahmen. In der Reuss in Bremgarten oder der Bünz in Möriken-Wildegg hat es deutlich mehr Wasser als sonst, aber noch nicht so bedrohlich, dass man reagieren müsste.

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In Wallbach sieht man die Lage noch entspannt

In Wallbach am Rhein kam es in den vergangenen zwölf Jahren zu zwölf Hochwasser-Einsätzen. Nun wird die Lage aber „relativ entspannt und gelassen“ beobachtet, wie Gemeindeschreiber Thomas Zimmermann sagt. Hauptsächlich aus einem Grund: Im Sommer wurde die Hochwasserschutzmauer am Rheinufer fertiggestellt. Ohne sie würde derzeit angesichts des steigenden Pegels ­diskutiert, ob die orangenen Beaver-Schläuche aufgebaut werden müssen, sagt Zimmermann. Die Mauer weist eine Höhe von 5 bis 65 Zentimetern auf, die durch Aluminiumelemente auf bis zu zwei Meter erhöht werden kann.

Die Autorinnen arbeiten für die Aargauer Zeitung, wo dieser Beitrag zuerst erschienen ist.