Nino de Angelo ist nicht nur eine Stimme, die seit Jahrzehnten Millionen Menschen berührt, sondern auch ein Künstler, der mit beeindruckender Offenheit über die Höhen und Tiefen seines Lebens spricht. Vom frühen Erfolg mit „Jenseits von Eden“ über die gesundheitlichen und beruflichen Herausforderungen bis hin zu seinem Comeback - erfahren Sie hier mehr über den Sänger.
Nino de Angelo: Seine frühe Karriere
Nino de Angelo, geboren am 18. Dezember 1963 als Domenico Gerhard Gorgoglione in Karlsruhe, entdeckte schon früh seine Leidenschaft für die Musik. Schon als Teenager habe er erkannt, dass Singen seine besondere Stärke sei. „Ich entdeckte, dass ich singen kann, ein außergewöhnliches Gesangstalent habe, meine Stimme ganz brauchbar klingt und dass ich sehr viel Spaß und Freude beim Singen verspürte“, erklärte er in einem Interview mit Deutsche Mugge.
Um seine Fähigkeiten zu verbessern, begann er im Alter von 14 oder 15 Jahren, Playbacks zu nutzen und dazu zu singen. In Köln habe er gezielt nach Orten mit Live-Musik gesucht, um sich dort zu präsentieren. „Nach ein oder zwei Auftritten hatte ich sofort Kontakte zur Musikbranche, so ging es los“, erinnerte er sich.
Bereits mit 15 Jahren erhielt er seinen ersten Plattenvertrag, wie er im Interview mit Deutsche Mugge erzählte – ein entscheidender Schritt, den seine Mutter unterschreiben musste, da er selbst noch minderjährig war.
So kam Nino de Angelo zu seinem größten Hit
Nino de Angelo hat in seiner Karriere mehrere Erfolge gefeiert, doch keiner wurde so prägend wie „Jenseits von Eden“. Der Song brachte ihm nicht nur Ruhm, sondern wurde zu einem Klassiker der deutschsprachigen Musik. Mit Hunderttausenden verkauften Exemplaren und Gold-Auszeichnungen erreichte das Lied eine Reichweite, die weit über Deutschland hinausging.
Im Interview mit Deutsche Mugge erzählte der Sänger, wie es zu diesem Meilenstein kam. „Es war mehr oder weniger Zufall, ich bekam diesen Song und sagte sofort: ‚Das ist der Song‘“, erinnerte er sich. Es habe ihn von Anfang an überzeugt, und er sei entschlossen gewesen, ihn in mehreren Sprachen aufzunehmen – Deutsch, Englisch und Italienisch. „Diesen Song mache ich in allen Sprachen, die wir zur Verfügung haben!“, habe er damals gesagt.
Letztlich wurde der Titel jedoch nur auf Deutsch und Italienisch produziert, da Drafi Deutscher, der Komponist, die englische Version selbst unter dem Projektnamen MASQUERADE veröffentlichte.
Sein Weg zu diesem Erfolg sei jedoch nicht geradlinig gewesen, so de Angelo weiter. Während sich „Und ein Engel fliegt in die Nacht“ 50.000 Mal verkauft habe, sei der Nachfolger ein Misserfolg gewesen. Mit „Ich sterbe nicht noch mal“, einer Zusammenarbeit mit Drafi Deutscher und Joachim Horn, habe er sich zurückgemeldet und 200.000 Verkäufe erreicht. Doch erst „Jenseits von Eden“ habe ihm endgültig den Durchbruch verschafft und seine Karriere auf eine neue Ebene gehoben.
Jenseits von Eden: Ein Erfolg, der für Nino de Angelo zur Bürde wurde
Doch der Erfolg brachte nicht nur Segen, wie de Angelo im Gespräch mit dem Hardline Magazin erklärte: „In jungen Jahren war es definitiv ein Fluch! Solange der Song lief, war alles gut, aber versuch mal, nur ansatzweise wieder in die Nähe von so einem Erfolg zu kommen, keine Chance!“ Danach habe er permanent versucht, „Jenseits von Eden“ zu toppen – ein Ziel, das unerreichbar blieb.
Nach einer auch eher erfolglosen Zusammenarbeit mit Dieter Bohlen habe er sogar ans Aufhören gedacht, wie er im Interview mit dem Hardline Magazin erklärte. Zwar habe er gute Songs geschrieben und mit tollen Bands zusammengearbeitet, doch ohne einen weiteren Hit sei der Erfolg ausgeblieben. „Ohne einen Top-Song nützt einem das beste Drumherum nichts“, resümierte er.
Nino de Angelo: Comeback nach 37 Jahren
Nino de Angelo hat 2023 ein beeindruckendes Comeback hingelegt – seine erste große Tour mit Band war so erfolgreich, dass er 2024 mit Open-Air-Konzerten nachlegt. Im Gespräch mit dem Berliner Kurier zeigte sich der Sänger selbst überrascht: „Ich hätte nicht gedacht, dass sie so erfolgreich wird. Es war ja meine erste große Tour mit Band.“
Der Wunsch nach einer Tour sei schon lange da gewesen, erklärte er weiter, doch persönliche und berufliche Umstände hätten diesen Traum immer wieder verzögert. „In den letzten Jahren war ich aber gebeutelt mit Krankheiten und allen möglichen privaten Problemen. Darunter hat dann auch die Arbeit gelitten und ich habe sehr viel Zeit verloren.“
Bereits in den 1980er-Jahren hätte er gerne eine Tour anlässlich seines Hits „Jenseits von Eden“ gemacht. Doch der Wehrdienst und der anschließende Karriereknick hätten dies verhindert. „So eine Tour setzt Erfolg aber voraus. Man muss einige Alben verkauft haben, sonst wird es schwierig mit dem Ticket-Verkauf.“ Erst der Erfolg seines Albums Gesegnet & Verflucht habe die Voraussetzungen geschaffen.
Umso mehr freue er sich nun über die Open-Air-Termine. „Nach 37 Jahren noch einmal ein Comeback hinzulegen, ist schwer, aber die Ausnahme bestätigt die Regel“, erzählte er im Gespräch mit dem Berliner Kurier. Damit hat Nino de Angelo nicht nur seinen lang gehegten Traum verwirklicht, sondern sich auch eindrucksvoll als Live-Künstler zurückgemeldet.
Nino de Angelo: Trotz COPD auf der Bühne
Nino de Angelo lebt mit der chronischen Lungenkrankheit COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) – eine Diagnose, die für viele Betroffene Einschränkungen im Alltag bedeutet. Doch der Sänger stellt sich dieser Herausforderung und steht für seine Fans trotz der Krankheit auf der Bühne.
Im Gespräch mit dem Berliner Kurier berichtete de Angelo, dass er zunächst Zweifel hatte, ob er die Belastung einer Tour bewältigen könne. „Ich hatte schon Bammel, ob ich das mit meiner COPD hinkriege.“ Doch sobald er auf der Bühne stand, habe er seine Ängste vergessen. „Auf der Bühne hat man so viel Adrenalin, das pusht einen richtig. Ich habe nicht eine Sekunde an die COPD gedacht und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass mir die Luft fehlt.“
Seine Vorbereitung auf die Tour habe eine entscheidende Rolle gespielt. „Ich habe wenig Alkohol getrunken, mich gesund ernährt und abgespeckt“, erklärte der Sänger. Für ihn sei eine Tournee wie ein Wettkampf: „Man kann nicht von der Couch aufstehen und sofort auf die Bühne gehen.“
Nino de Angelo: “Manchmal muss man erst alles verlieren, um mit leeren Händen neu anfangen zu können”
Nino de Angelo ist nicht nur für seine Musik bekannt, sondern auch für seine Offenheit über die Höhen und Tiefen seines Lebens. Im Interview mit Smago sprach der Sänger über die innere Kraft, die ihn antreibt – auch in schwierigen Zeiten. „Manchmal muss man erst alles verlieren, um mit leeren Händen neu anfangen zu können. Ich habe aber zu jeder Zeit an mich geglaubt. Das treibt mich bis heute an.“
Doch dieser Glaube werde immer wieder auf die Probe gestellt, räumte er ein. „Natürlich gibt es auch Momente, in denen ich an allem zweifele. Am meisten an mir selbst. In denen ich mir sage, dass ich lieber eine Pizzeria aufmachen sollte.“ Solche Phasen seien jedoch nie von Dauer gewesen.
Viele Menschen hätten in seiner Karriere mit ihm arbeiten wollen, erklärte Nino de Angelo, doch dabei sei es oft schwierig gewesen, sich selbst treu zu bleiben. „Sie wollten mich verbiegen“, meinte er im Gespräch mit Smago. Trotz aller Widrigkeiten habe er aber seinen Weg gefunden – angetrieben von dem Glauben an sich selbst und seiner Liebe zur Musik.
Nino de Angelo: Zwischen Winterdepression und neuen Plänen
Nino de Angelo hat klare Vorstellungen für die kommenden Jahre, bleibt dabei aber realistisch. Im Gespräch mit dem Berliner Kurier sprach der Sänger über seine Pläne, mindestens noch fünf Jahre aktiv zu bleiben. „Das ist der nächste Step, und dann schauen wir mal, was die Gesundheit sagt. Man weiß ja nie.“
Seine gesundheitliche Geschichte sei ein ständiger Begleiter, erklärte er weiter. Nach zahlreichen Krankheiten, Chemotherapien und Bestrahlungen wisse er, dass die Spätfolgen irgendwann eintreten könnten. „Ich kann und will jetzt nicht für die nächsten zehn Jahre planen, das wäre nicht realistisch. Wenn ich noch fünf Jahre arbeiten kann, ist es für mich ein großes Glück.“
Doch auch der Alltag birgt Herausforderungen, insbesondere die kalte Jahreszeit. „Gerade im Winter – wir haben im Allgäu lange Winter –, wenn es so kalt, trüb und regnerisch ist, falle ich in eine Art Winterdepression. Da helfen auch keine Medikamente mehr.“ Depressionen seien für ihn nichts Neues, betonte er. „Ich hatte schon als Kind damit zu kämpfen. Bei mir ist es ja genetisch bedingt. Das macht mir schon zu schaffen.“
Um dem zu entkommen, denke er über einen Umzug nach. „Deswegen überlegen wir auch, ein paar Hundert Kilometer weiterzuziehen, nach Italien. Aber richtig auswandern wäre das nicht. Von Italien aus wäre ich dann schnell wieder in Deutschland.“
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