Die Zukunft der ärztlichen Versorgung bereitet längst auch vielen Menschen in Waldshut-Tiengen große Sorgen. Der für 2029 avisierte Wegzug des Klinikums Hochrhein nach erfolgtem Neubau in Albbruck trägt seinen Teil dazu bei, diese Sorgen zu steigern. Der Handlungsbedarf ist folglich groß. Dass das geplante Waldshuter Ärztehaus kurz vor der Realisierung steht, ist in diesem Zusammenhang eine umso erfreulichere Nachricht. Gebaut werden soll es an der Stelle, an der jetzt noch der Altbau des Matthias-Claudius-Hauses (MCH) an der St. Blasier Straße steht. Im August oder September will Bauunternehmer Claus Schleith mit der Umsetzung beginnen, kündigt er im Gespräch mit unserer Zeitung an.

Nach zwei Jahren Planung geht es in die Umsetzung

Seit gut zwei Jahren läuft die Planung des Ärztehauses. Dahinter stehe laut Schleith die Überzeugung, dass dringender Handlungsbedarf bei der Sicherung der medizinischen Versorgung in der Großen Kreisstadt bestehe: „Waldshut braucht eine sichere medizinische Versorgung, die auch zukunftsfähig ist und gewissermaßen als Brückenkopf für das neue Krankenhaus dienen kann.“ Auf diese Ziele soll das geplante Ärztehaus einzahlen.

Die Parkplätze unter dem Matthias-Claudius-Altbau sind bereits gesperrt. Voraussichtlich kommende Woche soll mit dem Ausräumen des ...
Die Parkplätze unter dem Matthias-Claudius-Altbau sind bereits gesperrt. Voraussichtlich kommende Woche soll mit dem Ausräumen des Gebäudes begonnen werden. | Bild: Baier, Markus

Konkret sieht Schleiths Planung so aus: An der Stelle des maroden und seit Langem leer stehenden MCH-Altbaus soll ein Ärztezentrum mit Flächen für mehrere Praxen entstehen. Diese sollen im Erdgeschoss des zweiteiligen Gebäudekomplexes untergebracht sein, bei Bedarf könne auch der 1. Stock dazu genommen werden, so Schleith.

„Waldshut braucht eine sichere medizinische Versorgung, die auch zukunftsfähig ist und gewissermaßen als Brückenkopf für das neue ...
„Waldshut braucht eine sichere medizinische Versorgung, die auch zukunftsfähig ist und gewissermaßen als Brückenkopf für das neue Krankenhaus dienen kann.“Claus Schleith, Bauunternehmer

Eine Tiefgarage soll Parkplätze bieten – auch für die 43 altersgerechte Wohnungen, die ebenfalls in dem Versorgungszentrum vorgesehen sind. Da im Zuge der Elektrifizierung der Hochrheinstrecke ein Bahnhalt quasi direkt vor der Tür entstehen wird, ist auch die ÖPNV-Anbindung gegeben.

Ab nächste Woche wird das alte MCH geräumt

Schon kommende Woche werde mit dem Ausräumen des Altbaus begonnen. „Im Spätsommer wollen wir mit dem Abriss des alten Gebäudes starten“, schildert Claus Schleith. Die Nachfrage nach Wohnungen entwickle sich sehr gut, so der Investor weiter. Dies führe er auch auf den hohen Gebäudestandard von QNG 40 zurück, was das Vorhaben auch für Anleger interessant mache.

In wenigen Wochen soll der Altbau des Matthias-Claudius-Hauses weichen. Abriss des Altbaus und Bau des Ärztehauses finden in ...
In wenigen Wochen soll der Altbau des Matthias-Claudius-Hauses weichen. Abriss des Altbaus und Bau des Ärztehauses finden in anspruchsvollem Terrain statt. | Bild: Baier, Markus

Die Bauphase sei derweil aufgrund des hinter dem Gebäude befindlichen Hangs, der Umgebungsbebauung und den umliegenden Straßen eine durchaus anspruchsvolle Sache, bei der es verschiedene Faktoren zu berücksichtigen gelte. „Das geht nur Zug um Zug, denn wir müssen den Hang vorübergehend absichern, bis das neue Gebäude hoch genug ist“, so Schleith. Vorgesehen sei ein sukzessiver Abriss und Errichtung eines temporären Verbaus.

Alles in allem kalkuliert der Bauunternehmer mit einer Bauzeit von gut zwei Jahren, immer abhängig von den Begleitumständen und der Witterung.

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„Arbeiten intensiv an medizinischer Belegung“

Auch bei der ärztlichen Belegung bleibe er zuversichtlich: „Wir arbeiten weiterhin intensiv daran und führen viele Gespräche“, so Schleith. Gesucht werde auf breiter Front und in allen Sparten. Nicht zuletzt hofft der Investor, im Bereich Fachärzte Abhilfe schaffen zu können.

Dass die vorgesehenen flexiblen Beschäftigungsmodelle hier ein wesentlicher Anreiz sein könnten, davon ist Schleith überzeugt. Ebenso soll Medizinern bei der Suche nach einer Wohnung geholfen werden.

Dass auch die Stadt Waldshut-Tiengen ein hohes Interesse am Gelingen des Vorhabens und an einer möglichst attraktiven Bespielung des medizinischen Angebots habe, hatte auch Oberbürgermeister Martin Gruner schon vor einigen Wochen deutlich gemacht: Das geplante Ärztezentrum zeige dabei, was möglich sei, wenn private Initiative und kommunale Verantwortung Hand in Hand gehen. Denn eine gute Gesundheitsversorgung sei inzwischen ein wichtiger Standortfaktor für eine Kommune – gerade wenn es um Zuzug und Gewinnung von Fachkräften gehe, zeigt sich Gruner überzeugt.