Sven Koukal

Auf der Bühne gibt sich Vanessa Mai vor Tausenden Fans wie auch vor den 1,2 Millionen, die ihr auf Instagram folgen, als lockerer, aber durchsetzungsfähiger Schlagerstar. Als nahbare und äußerst beliebte Entertainerin dreht sich bei ihr vieles um die Musik, Unterhaltung und Mode. Noch dazu gehört allein schon aufgrund ihres bewegungsfreudigen Podcasts mit Gästen auf dem Laufband Sport und Fitness zu ihrem Arbeitsalltag. Eine Frau, die demnach mitten im Leben steht – und plötzlich von einer Schock-Diagnose betroffen ist: Doch statt in die Defensive zu gehen, will Mai ihr eigene Geschichte für andere nutzen.

Was für eine Krankheit hat Vanessa Mai?

Die Schlagersängerin gilt als entschlossen, wie sie insbesondere in unangenehmen Situationen - Stichwort übergriffige Fans - bereits unter Beweis stellte. Dass sie nun in einem Video auf Instagram aber eine Geschlechtskrankheit zum Thema machen wird, hätte sie vermutlich auch nicht gedacht. „Bis bei mir eine Krebsvorstufe festgestellt wurde“, führt die Sängerin aus. Vor rund zwei Jahren sei bei ihr eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs festgestellt worden. „Ich hätte nie gedacht, dass es mich betrifft“, sagt sie.

Mai hatte sich eine Infektion von Humanen Papillomviren (HPV) eingehandelt und diese haben beim Schlagerstar zu einer Gebärmutterhalskrebs-Vorstufe geführt. Sie ist sich sicher: „Wäre ich nicht zur Vorsorge gegangen, dann wäre meine Geschichte vielleicht anders gelaufen.“ Aus dieser persönlichen Motivation und verbunden mit dem Umstand, dass es jeden betreffe und die Impfquoten in Deutschland niedrig seien, möchte sie ihre Erfahrungen teilen. „Denn wenn ich nur einen Menschen dadurch erreiche oder motiviere, zur Vorsorge zu gehen oder sich zu informieren, dann hat sich das Video schon gelohnt“, so Mai.

Eine Krebsvorstufe, informiert das Klinikum Stuttgart, müsse frühzeitig erkannt werden, damit eine passende Therapie eingeleitet werden könne. Es sei nicht selten, dass nach einer Routinekontrolle beim niedergelassenen Gynäkologen ein auffälliger Abstrich zum Vorschein komme – „im Schnitt bei fast jeder Frau im Laufe ihres Lebens“. Nur durch regelmäßige Vorsorge könne man die Vorstufe ausfindig machen. Die gute Nachricht: Meistens könne eine Erkrankung durch passende Therapie „in einem Vorstadium zum Stillstand gebracht werden“.

Übrigens: Im Prominentenkreis ist Vanessa Mai nicht die Einzige mit der HPV-Diagnose.

Was passiert, wenn man HPV hat?

Die schlechte Nachricht: Laut Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums gibt es unter den HPV-Typen sogenannte Hochrisiko-Viren, welche im Zweifel das Krebsrisiko deutlich steigern. „Ich war eine davon“, sagt Mai in ihrem Video. Je nach Virustyp fallen die Folgen aus, die von harmlosen Warzen bis zu „bösartigen Gewebeveränderungen“ im Intim-, aber auch Mund-Rachen-Bereich reichen können. Erwachsene Menschen würden die Infektion meist unbemerkt und unbehandelt überstehen. Sie könne jedoch länger anhalten und vereinzelt zu den Krebsvorstufen oder gar zum richtigen Krebs führen. Übertragen werden insbesondere die Hochrisiko-Varianten durch Geschlechtsverkehr.

Vor allem jüngere, sexuell aktive Menschen, allen voran Frauen, seien von den Infektionen betroffen. Man spreche beispielsweise bei 26-jährigen Frauen von 23 von 100, die sich damit infizieren. Die Quote sinkt auf 6 von 100 bei 30- bis 39-Jährigen.

Vanessa Mai nach Schock-Diagnose: Was ist ihr jetzt wichtig?

Nun zählt also auch Vanessa Mai zu den Menschen, die mit der Erkrankung umgehen müssen. Das Erschreckende sei, erklärt sie im Zusammenhang mit dem Video, dass „viele kaum etwas darüber wissen“. Daher wolle sie aufklären, aber auch ermutigen, die Vorsorge-Termine auch wirklich in Anspruch zu nehmen. „Informiert euch. Sprecht darüber. Gesundheit ist nichts Selbstverständliches“, betont sie.

Gemäß der Ständigen Impfkommission rät sie zur HPV-Impfung. Auch das Robert Koch-Institut betont, dass durch eine zeitnahe Impfung - ideal im Kindes- und Jugendalter - die meisten dieser Erkrankungen vermeidbar wären. Ihren Zahlen nach infizieren sich in Deutschland jährlich rund 7000 Frauen und 3000 Männer mit HPV-bedingtem Krebs. Nach der Schock-Diagnose weiß auch der Schlagerstar, dass die Impfung „idealerweise vor einer möglichen Infektion“ passiere und damit vor dem ersten intimen Kontakt. Aber auch im Nachgang könne es individuell für Erwachsene sinnvoll sein, eine Impfung zu bekommen. Aus diesen Gründen sei das Video mit der Initiative „Entschieden. Gegen Krebs“ entstanden.