„God Save The Queen“, Gott schütze die Königin, singen Prinz Charles und die anderen Teilnehmer der Feierlichkeiten zum Remembrance Sunday, dem Sonntag der Erinnerung an verstorbene Soldatinnen und Soldaten. Der Text der Nationalhymne fängt die aktuelle Stimmung auf der Insel gut ein. Denn auf dem Balkon des Auswärtigen Amts und damit im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand am Wochenende nicht Königin Elizabeth II., sondern Herzogin Kate – mit einer roten Mohnblume als Symbol für die Trauer am schwarzen Mantel. Die Queen konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Feier teilnehmen.
Dass Elizabeth II. nicht dabei war, beunruhigt viele Menschen. Denn der Gedenktag, der im ganzen Land begangen wird, ist ihr wichtig. Seit 22 Jahren hat sie dabei nie gefehlt. Sie sei „sehr enttäuscht“, dass sie die Veranstaltung verpassen musste, hieß es aus dem Buckingham-Palast. Die Kranzniederlegung in der Londoner Innenstadt wäre für die 95-jährige Monarchin eine Rückkehr zu öffentlichen Auftritten gewesen – nach drei Wochen der ärztlich verordneten Schonung.

Der Palast begründetet ihre erneute Abwesenheit damit, dass sie sich den Rücken gezerrt habe. Alles halb so schlimm also? Premierminister Boris Johnson sagt: „Ich will alle beruhigen. Ich habe die Königin vergangene Woche bei einer Audienz in Windsor gesehen. Und es geht ihr sehr gut.“
Absage an Klimagipfel in Glasgow als herber Schlag
Doch die Sorge um die Queen reißt nicht ab. Ende Oktober musste die Monarchin ihre Teilnahme an der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow absagen. Für die Briten, vor allem aber für die Veranstalter der COP26, war das ein herber Schlag. Denn Elizabeth II. galt als Stargast und diplomatische Wunderwaffe bei dem Gipfel. Schon kurz zuvor konnte sie eine lange geplante Reise nach Nordirland nicht antreten – auf Anraten der Ärzte, wie es hieß. Damals musste das Königshaus auf Nachfrage der Medien außerdem eingestehen, dass die Monarchin eine Nacht in einem privaten Krankenhaus in London verbracht hatte.

Die zurückhaltende Art des Palasts, Auskunft über den Gesundheitszustand der Queen zu geben, sorgt jedoch erst recht für Verunsicherung. Viele Beobachter fragen sich wenige Monate vor dem 70. Thronjubiläum, wie es tatsächlich um Elizabeth II. steht.
Wie sehr muss man sich um die Queen fürchten?
Kaum überraschend, dass das Thema diese Woche abermals die Schlagzeilen prägt. So titelt die Boulevardzeitung „Daily Mirror“, dass man wieder einmal „um die Queen fürchten“ müsse. Und die „Daily Mail“ fragt sich, ob „die Königin nun womöglich bereit ist, ihre Pflichten nach der erneuten Gesundheitskrise tatsächlich zu reduzieren“?

Dass die Queen trotz ihres Alters bis vor Kurzem so viele Termine wahrnahm, zeugt von ihrem Pflichtbewusstsein und der Tatsache, dass ihr ihre Arbeit und ihre öffentlichen Aufgaben wichtig sind. Ihr Privatsekretär Tom Laing-Baker sagte kürzlich: „Ihre Majestät glaubt, dass man so alt ist, wie man sich fühlt.“ Wenn sie sich mal „einige Tage ausruht“, dann tue sie das auf Anraten von Huw Thomas, Leibarzt der königlichen Familie. Er komme, wenn er gebraucht werde, sagte der 63-Jährige kürzlich. Ein Vollzeitjob sei das aber nicht. „Man wird Teil der Institution und ist damit der persönliche Arzt der wichtigsten Personen darin. Das sind dann Patienten wie jeder andere auch.“
Aber im Gegensatz zu anderen Patienten wird jede Entwicklung des Gesundheitszustandes der Queen von der Öffentlichkeit genau unter die Lupe genommen. Tatsächlich schien Großbritanniens Staatsoberhaupt bis zuletzt äußerst fit und nahm an vielen Veranstaltungen teil. Im Oktober zeigte sie sich bei einem militärischen Event in London dann zum ersten Mal mit einem Gehstock, den sie jedoch nur aus Bequemlichkeit nutze, wie es hieß.