Thomas Zoch, Anja Greiner, Andrea Fritz, Juliane Schlichter, Susanne Kanele, Gerald Jarausch, Carmen Biehler, Beate Schierle
  • Grundele, Reichenau: Die Grundel ist ein kleines Fischlein. Das passt gut als Narrenfigur für eine Insel, die rundum vom Bodensee umgeben ist. Die Idee zum Grundele-Häs hatte im Jahr 1960 Marianne Roser. Sie entwarf das Häs und war auch eine der ersten fünf Grundele. Das Häs besteht bei Erwachsenen aus rund 1300 Filzblätzen in zwei Grüntönen und Grau, vereinzelt auch in anderen Farben. Dazu kommen zwölf Glöckchen, die unbedingt mitmüssen. Die Fischmaske schuf der Reichenauer Bildhauer Erhard Vögtle, der bis Anfang der 2000er-Jahre jede der Masken schnitzte. Heute fertigt die Holzbildhauerei Stiegeler in Grafenhausen die Masken, so Grundele-Vater Christoph Heckmann. Das Häs produziert die Firma Stuhler aus Konstanz, wobei viele Grundele ihr neues Häs selbst auf einen Arbeitsanzug nähen.

Die Grundele kommen von der Reichenau.
Die Grundele kommen von der Reichenau. | Bild: Wilfried Deggelmann
  • Pflumeschlucker, Bonndorf/Schwarzwald: Der Name der Fasnachtsfigur rührt daher, dass die Bonndorfer der Sage nach in früheren Zeiten nicht gewusst haben sollen, wie man Pflaumen isst, und diese am Stück herunterschluckten. Neben dem Häs und der Maske mit der blauen Pflaume im Mund ist das „Gschell“ aus Bronzeglocken sehr wichtig. Beim Umzug „gumpen“ (springen) die Pflumeschlucker so, dass die Glocken bei jeden Schritt laut ertönen. Bei mehreren hundert Hästrägern ist das auch akustisch beeindruckend. Das Gschell wiegt für Männer zehn Kilogramm und für Frauen sieben Kilogramm. Die Pflumeschlucker sind klassische Weißnarren. Die Masken schnitzt Simon Stiegeler aus Grafenhausen.

Narren der Bonndorfer "Pflumeschlucker" (Pflaumenschlucker).
Narren der Bonndorfer "Pflumeschlucker" (Pflaumenschlucker). | Bild: Patrick Seeger
  • Narro, Villingen: Die Hauptfigur der Villinger Fastnacht ist der Narro. Das Narrohäs ist aus weißem Drill beziehungsweise grobem Leinen gefertigt und besteht aus Hose, Kittel und Kappe. Die S cheme ist aus Lindenholz geschnitzt und der wohl kostbarste Teil der Narroausstattung. Der wohl schwerste Teil hingegen sind die Narrorollen. Sie sind aus Bronze gegossen und wiegen zwischen 30 und 50 Pfund. Ebenso dürfen am Häs nicht fehlen der imposante Kragen, der Masch und das Foulard, ein edles, farbenprächtiges Seidentuch.

Prächtig: Narros an der Villinger Fasnet.
Prächtig: Narros an der Villinger Fasnet. | Bild: Roland Sigwart
  • Pauliner Kuckuck, Friedrichshafen: Der „Pauliner Kuckuck“ ist ein Weißnarr, auf dessen Vogelkopfmaske zwei Schellen stecken, dazu werden zwei Schellen am linken Arm und jeweils vier Schellen am rechten Arm und unterhalb der Knie angegurtet. Dieses Gschell ist abgestimmt. Jeder Vollnarr muss damit „Kuckuck, ruft´s aus dem Wald“ spielen können. Ein guter Kuckuckspieler lässt auch „Winter Ade“, „Der Kuckuck und der Esel“, „Die Vogelhochzeit“ und „Oh, when the saints“ erklingen. Die „Pauliner Kuckuck“ sind eine Maskengruppe der Friedrichshafener Narrenzunft Seegockel.

Der „Pauliner Kuckuck“ stammt aus Friedrichshafen und gehört zu den Seegockeln.
Der „Pauliner Kuckuck“ stammt aus Friedrichshafen und gehört zu den Seegockeln. | Bild: Andrea Fritz
  • Latschari, Rheinfelden: Bei den Fasnachtsumzügen sind sie stets ein Hingucker. Mit ihrem schrägen Gang, den grasgrünen Jacken und der Zigarette, die lässig aus dem Mund der Maske mit der lachenden und der weinenden Gesichtshälfte hängt, stechen die Latschari aus der Masse der Hexen, Guggen und Tierfiguren hervor. 1937 gegründet, verkörpert der Latschari den arbeitslosen Eckenstehertyp aus den Gründungsjahren der jungen Industriestadt. Das Kostüm, das genau wie die Maske von Arnold Schneider entworfen wurde, wird vervollständigt von roten Schuhen und
    einem rot-weiß-geringelten Schal.

Modern und witzig: Die Latscharis kommen aus der Industriestadt Rheinfelden.
Modern und witzig: Die Latscharis kommen aus der Industriestadt Rheinfelden. | Bild: Schlichter, Juliane
  • Geltentrommler, Waldshut: Ein langes Leinenhemd, eine weiße Zipfelmütze, weiße Strümpfe, ein um den Hals gebundenes rotes Halstuch und Mehl im Gesicht – so kennt man am Hochrhein den Geltentrommler. Wichtigstes und namensgebendes Utensil der bekanntesten Waldshuter Fasnachtsfigur ist die Gelte, ein Waschzuber aus Holz. Mit ohrenbetäubenden Schlägen auf die hölzerne Gelte wecken die Narren traditionell die Walds-huter Bürger am Schmutzigen Duschdig auf. Der bekannteste Spruch, den sie dabei rhythmisch begleiten, lautet: „Hoorig, hoorig, hoorig isch die Chatz, un’ wenn die Chatz it hoorig isch, no fangt sie kaini Müüs!“

Die Geltentrommler der Narro-Zunft-Waldshut.
Die Geltentrommler der Narro-Zunft-Waldshut. | Bild: Rainer Joerger
  • Klepperle-Narro, Radolfzell: Fastnacht in Radolfzell ist ohne das Kleppern nicht denkbar. Wohl auch aus diesem Grund wurde 1951 die Figur des Klepperle Narro in die Reihen der Narrizella Ratoldi aufgenommen. Das Häs besteht aus rund 700 Klepperle und wiegt zusammen mit der Holzmaske stattliche 15 bis 25 Kilo. Nachdem es anfänglich nur wenige Klepperle-Narro in den Reihen der Zunft gab, besteht die Gruppe heute aus einer größeren Anzahl von Personen, die aus der Radolfzeller Fastnacht nicht mehr wegzudenken sind.

Klepperle-Narro der Narrizella Ratoldi.
Klepperle-Narro der Narrizella Ratoldi. | Bild: Jarausch, Gerald
  • Narro Altfischerzunft, Laufenburg: Wohl kaum eine Narrenzunft blickt auf eine so lange Geschichte zurück wie die „Narro Altfischerzunft 1386“ aus Laufenburg. Denn laut der Überlieferung soll das Jahr 1386 das Geburtsjahr des Laufenburger Narrokleides sein, das bis heute unverändert ist. Als Gegenleistung für die von den Laufenburger Fischern überbrachten Rheinlachse gewährte der neue Laufenburger Herr, Herzog Leopold von Österreich, den Fischern einen Wunsch. Sie baten um ein besonderes Kleid, woran die Laufenburger Fischer überall zu erkennen seien. Dieser Wunsch wurde erfüllt und die Fischer erhielten ein Gewand, zusammengesetzt aus bunten Lappen, die an die Schuppen der Lachse erinnerten. Seit dieser Zeit tragen die Laufenburger dieses Gewand während der Fasnacht.

Die Narros aus Laufenburg.
Die Narros aus Laufenburg. | Bild: Kanele, Susanne
  • Poppele-Zunft, Singen: Fasnet ist auch in Singen am Hohentwiel ein ernstes Geschäft. Brauchtumspflege braucht Tradition. Dazu gehört bei den über 100 Hansele der Singener Poppele-Zunft neben bunten Blätz in den Farben Gelb, Grün, Braun, Rot und Blau, weißen Hand- und schwarzen Schuhen vor allem auch die Suubloodere, mit der die Narren ihr Publikum am Straßenrand zu necken verstehen. Die Schweinsblasen werden leicht aufgeblasen, im Rauch getrocknet und bekommen so ihre ovale Form. Die Singener Hansele schwenken die Bloodere nicht am Stecken, sondern an einer geflochtenen Kordel.

Ein Hansele aus Singen mit Suublotere.
Ein Hansele aus Singen mit Suublotere. | Bild: Carmen Biehler