„Wir wollen, dass Marias Name in Freiburg nicht nur mit dieser entsetzlichen Tat, sondern mit ihrem Leben und ihrer Persönlichkeit in Verbindung bleibt“, betont Friederike Ladenburger. Der Mord an ihrer Tochter Maria Ende 2016 in Freiburg erschütterte ganz Deutschland.
Mord an Maria brachte Flüchtlingsdebatte zum kochen
Als die Polizei als Täter einen Flüchtling aus Afghanistan ermittelte, wurde der Mord im Kontext der Flüchtlingsbewegung zum Politikum. Die öffentliche Debatte kochte hoch. Marias Eltern, Friederike und Clemens Ladenburger, hielten sich zurück. Im Gedenken an ihre Tochter gründeten sie die Maria-Ladenburger-Stiftung, für die sie nun in Berlin den mit 20 000 Euro dotierten „Bürgerpreis“ des Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) erhielten.

„Wenn meine Kinder oder Enkel mich irgendwann fragen, was hast du dazu beigetragen, dass die Welt sich in eine Richtung entwickelt, die Du für richtig hieltest, dann will ich mindestens sagen können, dass ich die Möglichkeiten genutzt habe, die ich hatte.“ Auf diesem Zitat von Maria beruht die Gründungsidee der Stiftung. Sie unterstützt Studierende an der Universität in schwierigen Lebenslagen. Etwa Studienanfänger, denen finanzielle Mittel fehlen aber auch ausdrücklich Studierende, die nach Deutschland geflüchtet sind.
Stiftung soll Menschen in unbequemen Lebenslagen Mut machen
Maria hatte sich in der Studenteninitiative „Weitblick“ für ein Schulprojekt in Afrika engagiert. Friederike Ladenburger sagte, sie habe nicht gewollt, dass der Name ihrer Tochter nur „mit der entsetzlichen Tat“ verbunden bleibe, sondern mit ihrem Leben.„Maria war eine Mutmacherin“, betonte Friederike Ladenburger. In ihrem Geiste soll die Stiftung Studierenden in unbequemen Lebenslagen Mut machen. Der Gedanke von Bildung als Friedensarbeit hätte Maria, die in Freiburg Medizin studiert hat, sicher gut gefallen, ergänzt Clemens Ladenburger.

Mit dem Preis würdigt der BDZV auch den überlegten Umgang der Eltern mit dem Schicksalsschlag. Nach dem Mord an Maria habe das Paar nicht zugelassen, dass Populisten und laute Stimmen das Schicksal ihrer Tochter instrumentalisierten, sagte die Frau des Bundespräsidenten, Elke Büdenbender, bei der Verleihung. Dahinter stehe ein tiefer Glaube und eine lebenszugewandte Einstellung, dem Bösen etwas Gutes entgegen zu setzen.
Hass soll nicht mit Hass beantwortet werden
Clemens Ladenburger erklärte: „Die Tat an Maria hatte die Menschen in Deutschland zutiefst aufgewühlt.“ Zusammen mit anderen Ereignissen habe sie ein ganzes Bündel an politischen Fragen in die öffentliche Debatte gerückt. „Wir als Marias Eltern möchten nicht, dass in unserer Gesellschaft Taten des Hasses oder Taten der kaltblütigen Verachtung wiederum mit Hass und mit Hetze gegenüber anderen beantwortet werden.“ Ansonsten drohe eine „zerstörerische Spirale“, die die Grundlage des gesellschaftlichen Miteinanders angreifen könne.
Ladenburgers hielten sich bewusst zurück
Sie hätten als Eltern überlegt, sich mit ihren christlichen Überzeugungen zu Wort zu melden, dann aber entschieden, sich nicht öffentlich zu äußern, erklärten die Eltern, die beide Juristen sind. „Wir meinen, dass wir mit unserer eigenen Zurückhaltung, dem Interesse an einer sachlichen Debatte über diese schwierigen politischen Fragen letztlich einen besseren Dienst erweisen.“ Mit der Stiftung wollten sie Menschen ermutigen, ihre Bildungschancen und ihre Persönlichkeit zu nutzen und einen Platz in der Gesellschaft zu finden. „Als es dann dunkel in unserem Leben wurde, hat sich neben allem Schmerz und aller Fassungslosigkeit auch ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit festgesetzt. Dankbarkeit für ein Geschenk, unsere Maria“, sagte Friederike Ladenburger. Diese Haltung helfe, das Schicksal zu meistern.
Stiftung als unfassbare Geste
DBZV-Präsident Mathias Döpfner betonte: „Das was ihnen passiert ist, ist das Schlimmstes, was Eltern passieren kann.“ Es sei verständlich, darauf mit Hass, Wut und Verzweiflung zu reagieren. „Sie haben das Gegenteil getan.“ Die Stiftung sei eine „unfassbare Geste“ des Gedenkens an die Tochter und zugleich eine Geste, wie Gewalt und Hass mit Toleranz begegnet werden könne. Mit dieser Geste der Nüchternheit haben Sie den Rechtsstaat über das „Gefühl des Augenblicks und die berechtigten Emotionen“ gesetzt.
Wen die Stiftung unterstützen soll
- Unterstützung in schwerer Lebenssituation: Die Maria-Ladenburger-Stiftung unterstützt Studenten und Studentinnen, die wegen einer Krankheit, einer Behinderung oder einem Schicksalsschlag in einer schwierigen Lebenssituation stecken.
- Förderung von Entwicklungshilfe: Die Stiftung fördert außerdem Projekte der Entwicklungshilfe, etwa durch Praktika im Medizinstudium. Maria Ladenburger war selbst Medizinstudentin.
- Starthilfe auch für Flüchtlinge: Die Stiftung vergibt Studienstarthilfen von monatlich bis zu 750 Euro für maximal ein halbes Jahr ausdrücklich auch für Menschen, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind. Das Ehepaar Ladenburger steuerte aus ihrem privatem Vermögen ein Stiftungskapital von 100 000 Euro bei. Inzwischen ist den Angaben nach von mehr als 900 Unterstützern eine Summe von fast 400 000 Euro hinzugekommen. (dpa/epd)