Ulrich Weigel (Allgäuer Zeitung)

Der Sachschaden ist gewaltig, auch wenn über die Höhe bisher nur gemutmaßt werden kann: Kurz nach 5 Uhr morgens hat am Montag ein etwa 200 Meter breites Schneebrett ein großes Hotel in Balderschwang (Oberallgäu) getroffen und unter anderem den Wellnessbereich zerstört. Schnee drang auch in einige Gästezimmer ein. Zum Glück gab es keine Verletzen. Nur ein Mensch erlitt einen Schwächeanfall und musste ärztlich versorgt werden.

Ein lauter Knall, dann war Schnee im Zimmer

Die Lawine hautnah miterlebt hat Sonja Ebneter. Sie wurde aus dem Schlaf gerissen, als der Schnee die Balkontür aufdrückte. Die Urlauberin erinnert sich nur an einen lauten Knall und dann war Schnee im Zimmer. Da blieb nur eines: Sofort raus aus den Federn und raus aus dem Zimmer. Über 100 Urlauber waren zu der Zeit in dem Hotel einquartiert. Sie alle wurden in einen sicheren Bereich des Hotels, zu dem auch die Lobby zählt, gebracht.

Bis in den Wellnessbereich des Hotel Hubertus in Balderschwang drang die Lawine.
Bis in den Wellnessbereich des Hotel Hubertus in Balderschwang drang die Lawine. | Bild: dpa

Dort habe man die Gäste namentlich erfasst, also überprüft dass keiner fehlt, sagt Senior-Chef Karl Traubel, der die Lawine wie ein Pfeifen oder Zischen wahrgenommen hatte. Dann wurden die Gäste mit Frühstück versorgt. Derweil rückten Rettungskräfte an – darunter Bergwachtler mit Hundestaffel. Sie suchten vorsorglich den Außenbereich des Hotels ab. Es konnt ja nicht ausgeschlossen werden, dass womöglich jemand verschüttet war.

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Ein Knall, ein Zischen und eine kleine Druckwelle, so beschreiben Elke Mayer und Johannes Lohmeier den Lawinenabgang. Die Lawine sei sogar bis in den Pool und den Wellnessbereich gelangt, berichtet Lohmeier. Der hangseitig gelegene Wellnessbereich sei aber schon am Vortag gesperrt worden. Eben das hatte die Lawinenkommission unter Obmann Walter Kienle bereits am Sonntag veranlasst, weil ihnen die Situation an dem Hang Sorge machte.

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Böse Erinnerungen werden wach

Der Balderschwanger Pfarrer Richard Kocher erlebte in seiner Gemeinde Betroffenheit, aber auch „unvorstellbare Dankbarkeit, dass niemand zu Tode kam.“ Vor 60 Jahren, so stehe es in der Kirchenchronik, habe es ebenfalls eine große Lawine den Weg ins Dorf gefunden. Damals seinen die Kirchenfenster geborsten, einen Meter hoch habe in dem Gotteshaus Schnee und Dreck gelegen. Auch in einem Wohnhaus sei ein Zimmer völlig zerstört worden, in dem sich kurz vorher noch Menschen befunden hätten. „Es ist ein Wunder, dass niemandem etwas passiert ist“, sagt Kocher. Damals wie heute.

Einsatzkräfte stehen in der tief verschneiten Ortschaft auf den Hausdächern und schaufeln Schnee herunter.
Einsatzkräfte stehen in der tief verschneiten Ortschaft auf den Hausdächern und schaufeln Schnee herunter. | Bild: Benjamin Liss

Die höchste Lawinenwarnstufe wurde am Montag im Kleinwalsertal ausgerufen. Es kam zu mehreren Lawinenabgängen in nicht besiedelten Bereichen. Bürgermeister Andi Haid spricht von „mächtigen Ereignissen“ beispielsweise im Gemsteltal, bei denen die Schneemassen auch Bäume mit ins Tal gerissen haben. Deshalb bleiben die Wildentalstraße und die Verbindung in den Ortsteil Baad weiter gesperrt. Falls sich am Dienstag das Wetter bessert, sollen Hubschrauber zu Beobachtungsflügen und Sprengungen aufsteigen, erklärt Haid. Danach werde die Lawinenkommission die Lage neu beurteilen.