Seit über einem Jahr gehen junge Menschen freitags für das Klima auf die Straße und fordern eine radikale Wende in der Klimapolitik – das geht vor allem Autoliebhabern gegen den Strich. Diese fühlen sich in ihrer Freiheit bedroht und befürchten massive Einschränkungen in Bezug auf ihre fahrbaren Untersätze.
Um dem entgegenzuwirken, haben die Fridays-for-Future-Gegner eine eigene Facebookgruppe mit dem Namen „Fridays for Hubraum“ (FFH) gegründet. Ihre Motivation formulieren die Betreiber so: „Diese Gruppe möchte dem überhandnehmenden Klimawahn mit Spaß entgegentreten.“ Man wolle „die Klimahysterie beenden“ und „mit vernünftigen Ansätzen da weitermachen, wo Fridays for Future kompromisslos fordert“. So könne man „in Deutschland nicht auf Kosten von tausenden Arbeitsplätzen die Welt retten“.
Wer steckt dahinter?
Vor allem auf Umweltzonen, Fahrverbote und CO2-Steuer haben es die FFH-Betreiber abgesehen. All das bezeichnen sie als „kopflose Entscheidungen“ und fordern: „Wir wollen unsere Autos weiter fahren. So wie wir das möchten.“ Kein Wunder, denn laut ihrer Profilinformationen arbeiten die meisten der Gruppenadministratoren in der Automobilbranche oder sind zumindest begeisterte Autofans. Deshalb sei das erste Ziel, mehr Mitglieder zu gewinnen als die offizielle „Fridays for Future Deutschland„-Seite, die derzeit über 75.000 Fans hat.
Die Gruppe wächst rasend schnell
Dass sie dieses Ziel jedoch in so kurzer Zeit erreichen, hätten die Gründer der Gruppe nach eigenen Angaben nicht gedacht. Seit der Gründung am vergangenen Sonntag ist die Zahl der „Fridays for Hubraum„-Mitglieder rasant gestiegen: Während die Gruppe am Dienstag noch knapp über 80.000 Mitglieder zählte, waren es am Mittwochvormittag um 11 Uhr schon 285.000 und nur viereinhalb Stunden später bereits über 353.000 neue FFH-Mitglieder. „Mit diesem Wachstum hätte niemand im Ansatz gerechnet“, schreibt einer der Betreiber auf Facebook.
Und dieses Wachstum scheint die Betreiber nun zu überfordern. „Leider mussten wir uns dafür entscheiden, die Kommentarfunktion kurzzeitig zu deaktivieren“, hieß es am Mittwochmittag vonseiten der Betreiber. „Wir bekommen tausende Kommentare stündlich. Die alle zu prüfen dauert seine Zeit.“
Überwiegend Autobilder und Greta-Spott
Die Administratoren von „Fridays for Hubraum„ geben sich nach eigenen Angaben alle Mühe, die Gruppe frei von Hassbotschaften, Diskriminierungen und Beleidigungen zu halten. „Wer hier Dinge postet, die in irgendeiner Form die Menschenwürde verletzen, wird sofort aus der Gruppe entfernt“, schrieb einer der Betreiber am Dienstag. Aus diesem Grund habe man sich auch dafür entschieden, neue Beiträge vor der Veröffentlichung zunächst zu prüfen.
Diese Taktik geht nur teilweise auf: Zwar finden sich tatsächlich überwiegend Beiträge mit Auto- oder Motorradbildern auf der Seite, doch in den Kommentarspalten schießen Nutzer immer wieder übers Ziel hinaus. Neben deutschen Politikern wie Angela Merkel oder Annegret Kramp-Karrenbauer wird vor allem die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg zum Hassobjekt erklärt und mit beleidigenden Kommentaren, grenzwertigen Bildmontagen und sogar Hitler-Vergleichen verspottet. Am Mittwochabend zogen die Verantwortlichen dann vorerst die Notbremse und archivierten die Gruppe. Damit kann nicht mehr kommentiert, neue Posts erstellt oder neue Mitglieder aufgenommen werden. Es seien zu viele fragwürdige Inhalte mit zum Teil rechtsextremen Gedankengut bis hin zu Morddrohungen eingegangen, so ein Administrator in einem Post. Jetzt soll erst einmal aufgeräumt werden, bevor die Gruppe wieder geöffnet wird.
Keine konkreten Vorschläge
„Fridays for Hubraum„ kritisiert die aktuelle Klimapolitik, lehnt CO2-Steuer und Elektroautos ab und fordert, dass „endlich wieder Vernunft herrschen“ solle. Man sei zwar für Umweltschutz, aber „mit Verstand“. Wie genau das aussehen soll, schreiben die Betreiber nicht. Auch konkrete Aktionen der Gruppe sind derzeit offenbar nicht geplant – abgesehen von der Aufforderung der Gründer, dass jedes Mitglied einen Baum pflanzen und ein Beweisbild davon posten soll.