Der Wandertourismus in den Alpen hat nach Angaben des Deutschen Alpenvereins (DAV) im zurückliegenden Sommer und Herbst ein Ausnahmejahr erlebt. In diesem Jahr habe sich besonders eindrücklich gezeigt, wie der Klimawandel die Alpen verändere, erklärte der DAV in München. Das Gebirge sei immer stärker von extremen Wetterlagen wie Trockenheit, Hitze, Unwetter, Hagel und Starkregen betroffen.

Beispielhaft musste das die Neue Prager Hütte im Nationalpark Hohe Tauern erfahren. Wegen Wassermangels war die auf 2800 Metern Seehöhe gelegene Hütte schon Mitte August geschlossen worden. Kurz darauf spülte ein Starkregen zwei Brücken auf dem Zustiegsweg weg. „Punktuell extreme Regenfälle oder Stürme mit massiven Schäden an unserer Infrastruktur sind seit einigen Jahren zuverlässig zu erwarten. Das war nicht immer die Regel“, erklärte Gabriela Scheierl, die seit vielen Jahren die Wegebau- und Instandsetzungsmaßnahmen der Alpenvereins-Sektionen betreut.
Immer wieder sind Wege plötzlich unpassierbar
Weggespülte Brücken würden zum Teil hunderte Meter weit weg vom Standort wiedergefunden und Muren rissen metertiefe Gräben durch das alpine Wegenetz, schilderte Scheierl die neue Realität in den Bergen. In Tirol versperrten zahllose Murgänge Zustiege und machten Wege unpassierbar. „Der Klimawandel zeichnet auch Wanderkarten in erstaunlicher Geschwindigkeit neu“, so der DAV.
Im Hochgebirge haben sich außerdem die hohen Temperaturen der vergangenen Sommer überdeutlich bemerkbar gemacht. So brach im Juni der Südgipfel des 3397 Meter hohen Fluchthorns in der Silvretta bei Galtür ab, was auf tauenden Permafrost zurückgeführt wird. „Im gesamten Alpenraum steigt die Permafrostgrenze an. Schutthänge werden instabiler und schwieriger zu begehen und die Steinschlaggefahr steigt,“ warnte Tobias Hipp, Geograf und Gletschere-Experte beim DAV.
Trotz des ungewöhnlich unberechenbaren Wetters sind die Wirtsleute der etwa 300 Alpenvereins-Hütten mit der abgelaufenen Saison zufrieden, berichtete DAV-Hüttenreferentin Miriam Roth. Teilweise seien doppelt so viele Übernachtungen wie im vergangenen Jahr registriert worden. Auch die hohen Lebensmittelpreise, die von den Hüttenwirten teilweise auf die Gäste umgelegt wurden, konnten die Bergwanderer nicht von einer Stärkung in den Berghütten abhalten. Die gestiegenen Preise hätten die Gäste mit Verständnis aufgenommen, fasste der Alpenverein die Rückmeldungen der Wirte zusammen.
Dennoch blickt Hüttenreferentin Roth mit Sorge in die Zukunft: Steigende Energie- und Lebensmittelpreise setzten den Wirtsleuten zu und Extremwetterereignisse wie lange Trockenperioden erschwerten den Hüttenbetrieb.