Bequeme Sessel und Sofas mit tollem Blick auf das Spielfeld, Spezialitäten aus der Küche, eine Bar mit Bier, Wein, Champagner und Spirituosen: Die „Pearl Lounge“ im Lusail-Stadion von Katar verspricht für rund 5000 Dollar (also knapp 4960 Euro) pro Person ein Luxus-Erlebnis bei den Spielen der Fußball-Weltmeisterschaft. Noch exklusiver sind Privat-Logen für mehr als 20.000 Dollar.

Fans auf billigeren Plätzen in den WM-Arenen müssen dagegen nicht nur auf Bedienung und Polstersessel verzichten, sondern sogar aufs Bier: Der Gastgeber Katar und der Weltverband Fifa haben sich auf ein Alkohol-Verbot in den Stadien geeinigt. Nur für Superreiche wird offenbar eine Ausnahme gemacht.

Bier gehört nicht zum Stadion-Erlebnis

Katar, ein kleines Land mit knapp drei Millionen Einwohnern, erwartet etwa 1,5 Millionen Besucher während der WM im November und Dezember. Mehr als eine Million Eintrittskarten für die 64 Spiele sind bereits verkauft. Weil die WM die erste in einem islamischen Land ist, stellt sich bei Fans die Frage des Bierausschanks. Alkohol gehöre nicht zur Kultur Katars, werde aber in „vorgesehenen Bereichen“ erhältlich sein, so das Organisationskomitee.

Nun zeichnet sich laut Berichten internationaler Medien ab, dass Zuschauer in Katar vor und nach den Spielen in der Umgebung der Stadien Alkohol trinken dürfen. Zu den Bier-Zonen, die zwischen Katar und der Fifa im Gespräch sind, gehören demnach eine Fan-Meile in der Hauptstadt Doha, das Gelände eines Golf-Clubs und das Grundstück eines Luxus-Hotels an einem Strand außerhalb der Stadt.

In den Stadien in Katar wird in solchen Bechern nur alkoholfreies Bier sein.
In den Stadien in Katar wird in solchen Bechern nur alkoholfreies Bier sein. | Bild: Bernd Thissen/dpa

In den Stadien selbst ist dagegen nur alkoholfreies Bier erlaubt – es sei denn, man sitzt in einer teuren Loge. Die Plätze können im Internet gebucht werden, Alkohol gehört dort weiter zum Angebot.

Grundsätzlich dürfen ausländische Besucher in Katar nur in einigen Hotels und Bars Alkohol trinken. Die Einfuhr von Alkohol aus Duty-Free-Läden an den Flughäfen ist verboten. Ausländer mit Aufenthaltsgenehmigung können sich im einzigen Alkohol-Geschäft des Landes eindecken, Gäste nicht.

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Aber: Für viele westliche Fans gehört Bier zum Fußball. Bei der WM in Brasilien im Jahr 2014 wurde auf Druck der Fifa ein Bierverbot in Fußballstadien für die Dauer des Turniers ausgesetzt. Die US-Brauerei Anheuser-Busch mit ihrem Budweiser-Bier ist einer der größten Sponsoren der Fifa-Weltmeisterschaften. Ohne Bier in einem WM-Stadion könne man nicht von einer Weltmeisterschaft sprechen, schrieb der US-Sportkommentator Max Bretos auf Twitter.

Dabei sind Bier-Verbote in Stadien international nicht ungewöhnlich. Dass Fans in Deutschland im Stadion Bier kaufen können, ist eher die Ausnahme. In Großbritannien darf seit Jahrzehnten kein Bier mehr auf den Rängen getrunken werden. Dort können Fans ihr Bier außerhalb der Stadien kaufen – so wie es jetzt für Normalsterbliche in Katar vorgesehen ist. In Frankreich, Italien, Spanien gilt Ähnliches.

Bauarbeiter arbeiten 2019 am Lusail-Stadion. Wegen der Arbeitsbedingungen stand Katar immer wieder in der Kritik.
Bauarbeiter arbeiten 2019 am Lusail-Stadion. Wegen der Arbeitsbedingungen stand Katar immer wieder in der Kritik. | Bild: HASSAN AMMAR/AP/dpa

In Katar facht das Alkoholverbot jedoch die Diskussion über eine WM an, die ohnehin umstritten ist. Das reiche Emirat am Golf soll Fifa-Delegierte bestochen haben, um den Zuschlag zu erhalten. Menschenrechtler prangern die Ausbeutung von Arbeitern beim Bau der Stadien an. Kritiker befürchten zudem, dass manche Fans wegen strenger islamischer Verhaltensregeln festgenommen werden könnten.

In Katar sind Homosexualität und außerehelicher Sex verboten. Die britische Polizei warnte Fans, alle Besucher außer Ehepaaren sollten in Katar auf Sex verzichten. Die Führung in Doha lässt die Kritik nicht gelten. Katar heiße alle willkommen, so Emir Tamim bin Hamad al-Thani. Sein Land erwarte, dass die Besucher „unsere Kultur respektieren“.