Roman Welzk war schon Profisportler, Weltreisender und hat ein Buch geschrieben. Dann ist er in die Schweiz ausgewandert. Jetzt folgen ihm auf seinen YouTube- und Facebook-Kanälen rund 30.000 Menschen. Was diese von ihm wollen? Das Auswandern in die Schweiz lernen – denn das könne jeder, so das Motto des 35-Jährigen.
Rund 470 Videos auf YouTube hat er über die Schweiz hochgeladen, über 900 Artikel auf seinem Online-Blog publiziert. Im TV war Welzk auch zu sehen, etwa im Pro7-Magazin Galileo und im MDR. In seiner Facebook-Community mit 23.000 Nutzern erzählen täglich Menschen ihre Geschichte, teilen ihre Sorgen, Ängste und Fragen zum Auswandern.
Wie viel Gehalt wird in der Schweiz benötigt? Wie funktioniert das mit der Krankenkasse? Wie kaufe ich ein Haus in der Schweiz? Wie schreibe ich Bewerbungen? Oder einfach nur: Wie sage ich richtig Hallo in der Schweiz – das alles will Welzk seiner Community beibringen.
Vom Spreewald in die Schweiz
Welzk wurde 1990 im Spreewald geboren. Die Verbindung zur Schweiz war durch Schweizer Verwandte schon immer da. Bereits mit zwölf Jahren sei er von zu Hause ausgezogen zum Olympiastützpunkt in Cottbus. Dort besuchte er die Sportschule, seine Karriere als Profisportler im Leichtathletik begann. Später machte er eine Ausbildung zum Physiotherapeut.
2018 gingen er und seine Partnerin auf Weltreise. Mindestens drei bis vier Jahre wollten sie reisen, hatten ihre Jobs in Deutschland gekündigt, die Wohnungseinrichtung verschenkt und viel Geld angespart.
In Bali habe man ein Pärchen aus der Schweiz getroffen. Dieses habe ihnen von hohen Netto-Gehältern im Pflegesektor in der Schweiz erzählt. „Das konnte ich kaum glauben“, sagt Welzk. Seine Freundin und er schmiedeten daraufhin einen Plan: Work and Travel in der Schweiz, um das Konto für die Weltreise wieder aufzufüllen. Das war 2019. Seitdem lebt und arbeitet Welzk mit seiner Partnerin in Basel.

„Ich komme aus dem Leistungssport, wollte somit immer zum besseren streben. Im Osten war das für mich nicht möglich“, sagt Welzk heute. In der Schweiz schon. Dort konnte er sein Pensum als Physiotherapeut bequem reduzieren, daneben betreibt er seine Kanäle in den Sozialen Netzwerken.
Videos für YouTube dreht er schon seit rund 15 Jahren. Früher machte er Videos über Physiotherapie, dann über Videospiele. Als es für ihn die Schweiz ging, teilte er eben auch das und stieß damit auf reges Interesse unter seinen Zuschauern. Dann kam die Facebook-Gruppe. „Ich wollte, dass es einen Platz gibt, wo sich die Leute über die Schweiz austauschen können“, sagt er.
In sieben Schritten auswandern
Er hat einen eigenen Online-Kurs entwickelt: In sieben Schritten zum Leben in der Schweiz. Der Plan klingt einfach: Job suchen, Wohnung suchen, Bankkonto eröffnen und sich krankenversichern. Die Schweiz sei das einfachste Land zum Auswandern überhaupt, sagt zumindest Welzk. Die Sprache, die Nähe zu Deutschland und eine geschulte Bürokratie seien dafür die Hauptgründe.
Hürden gebe es aber trotzdem. Die größte sei die Jobsuche. Welzk selbst habe durch seinen Beruf als Physiotherapeut schnell eine Anstellung gefunden, seine Partnerin habe einige Monate suchen müssen.
Auch brauche es ein gewisses finanzielles Polster, sagt Welzk. Er rät zu einem Start-Budget von rund 10.000 Euro – für die erste Miete, die Kaution und Rücklagen für die Krankenversicherung. Ein Teil der Arztbesuche muss durch das Franchise-System nämlich selbst bezahlt werden: „Wenn man dafür kein Geld hat, häuft man Schulden an und mit Schulden ist der Aufenthaltstitel ganz schnell weg“, warnt Welzk.
Die „Macher-Mentalität“ braucht es
Generell brauche man in der Schweiz eine andere Grundeinstellung als in Deutschland. „Du musst dich immer von deiner besten Seite zeigen“, sagt Welzk. Die Schweiz sei eine Leistungsgesellschaft, habe eine Macher-Mentalität. Wer sich einer Reichtums-Illusion hingibt, die fette Kohle wittert, ohne bereit zu sein, auch mal eine Stunde länger bei der Arbeit zu bleiben, sei in dem Land falsch.
Alle anderen können in der Schweiz eine stabile Zukunft haben, glaubt Welzk. Seiner Erfahrung nach wollen die Leute „einfach weg“ aus Deutschland – viele seien besorgt über die Zukunft ihrer Kinder, kämen finanziell nicht mehr auf einen grünen Zweig.
Sieht er sich mittlerweile als Auswanderer-Guru? Welzk schmunzelt. „So kann man das sagen. Ich beschäftige mich täglich mit dem Land. Nicht mal ein Schweizer denkt jeden Tag so oft über die Schweiz nach.“ Ein Netzwerk aus Experten im Hintergrund würden ihm dabei helfen.
Die wichtigste Frage hat sich dabei noch gar nicht gestellt: Kann er denn inzwischen Schweizerdeutsch sprechen? „En bitzli“, antwortet Welzk.