Als die ersten Feuerwehrleute am Hamburger Marienkrankenhaus eintreffen, zeigt sich ihnen eine katastrophale Lage. „An den Fenstern waren mehrere Patientinnen und Patienten, die da um Hilfe gerufen haben“, sagt Feuerwehrsprecher Lorenz Hartmann.

In einem Zimmer einer geriatrischen Station ist der Brand ausgebrochen. Flammen kommen aus dem Fenster im Erdgeschoss und schlagen an der Fassade auf das darüber liegende Geschoss über. Auch das Fenster des oberen Zimmers zerbirst, Rauch breitetet sich in der neurologischen Station aus.

Drei Todesopfer, zwei lebensgefährlich Verletzte

Für drei Patienten kommt jede Hilfe zu spät. Zur Identität der Todesopfer können Feuerwehr und Polizei am Morgen noch nichts sagen. Zwei weitere Patienten werden lebensgefährlich verletzt, 16 andere schwer. 36 erleiden leichte Verletzungen. Die Rettung ist schwierig. Ältere Patienten im Rollstuhl müssen mit Fluchthauben durch die verqualmten Flure gebracht werden. Kranke, die einigermaßen mobil sind, werden über eine Drehleiter oder tragbare Leitern gerettet.

Schlechte Sichtverhältnisse

Ein Polizist vor Ort sagt, die Feuerwehrleute hätten in dem Gebäude trotz ihrer Lampen kaum etwas sehen können, so dicht sei das Gemisch aus Qualm und Wasserdampf gewesen. Wie viele Patienten evakuiert werden mussten, ist am Morgen noch unklar. Die Flure waren nach Angaben des Polizisten so verqualmt, dass einige Patienten zunächst in ihren Zimmern gelassen wurden. Auf dem Flur sei die Gefahr einer Rauchvergiftung noch größer gewesen. Die Retter nutzen beide Seiten von Haus 2 der Klinik, um die Menschen aus dem viergeschossigen Gebäude zu retten. Wie viele es sind, kann Hartmann nicht sagen.

Flammen nach 20 Minuten gelöscht

Die Feuerwehr wird gegen 0.23 Uhr alarmiert. Als die ersten Kräfte am Brandort eintreffen, rufen sie Verstärkung. Schließlich sind vier Löschzüge mit 160 Feuerwehrleuten im Einsatz. Weitere Hilfsorganisationen unterstützen die Rettung, so dass schließlich 220 Einsatzkräfte vor Ort sind. Das Feuer sei nach etwa 20 Minuten gelöscht gewesen, sagt der Sprecher.

Auch Erdgeschoss nur mit Leiter erreichbar

Der Brandherd liegt zwar im Erdgeschoss, doch die Retter kommen von außen schlecht an die Hilfesuchenden dran. Vor dem Souterrain des Gebäudes ist eine Art Graben für die Fenster des Untergeschosses, so dass Feuerwehrleute mit vollem Atemschutz und Ausrüstung etwa 2,50 Meter hoch zu einem Zimmerfenster klettern müssen, wie die Polizei berichtet. Die Fenster sind aus Kunststoff. Das vom Brandherd und das darüberliegende sind völlig verschmort.

Rußspur bis zur obersten Etage

Eine Rußspur zieht sich bis zur obersten Etage. Nach dem Ende des Feuerwehreinsatzes ist das Aufleuchten von Scheinwerfern in den betroffenen Zimmern zu sehen. Möglicherweise überprüfen Feuerwehrleute, ob noch giftige Gase vorhanden sind, wie die Polizei erklärt. Allerdings sind auch Brandermittler vom Landeskriminalamt vor Ort. Zur Brandursache können die Beamten zunächst nichts sagen.

Kriseninterventionsteam unterstützt Klinikpersonal

Das katholische Marienkrankenhaus ist eine der größten Kliniken Hamburgs im Stadtteil Hohenfelde. Es hat nach eigenen Angaben rund 600 Betten und behandelt jedes Jahr etwa 93.000 Patienten. Die meisten Verletzten können in die eigene zentrale Notaufnahme gebracht werden. Nur zwei Personen seien in benachbarte Krankenhäuser gebracht worden, so die Feuerwehr.

Feuerwehrleute mit Atemschutzgerät arbeiten in einem ausgebrannten Raum im Erdgeschoss im Marienkrankenhaus im Hamburger Stadtteil ...
Feuerwehrleute mit Atemschutzgerät arbeiten in einem ausgebrannten Raum im Erdgeschoss im Marienkrankenhaus im Hamburger Stadtteil Hohenfelde. | Bild: Steven Hutchings/dpa

Nach dem Löschen der Flammen und der Rettung brauchen einige der Retter selbst Hilfe. Ein Kriseninterventionsteam kümmert sich nach Angaben von Hartmann um die Betroffenen.