Als im März die erste Pandemiewelle über die italienische Stadt Bergamo rollte, zählten zu den Todesopfern zahlreiche Priester. Sie waren dem Vorbild des Franz von Assisi gefolgt, der die Aussätzigen umarmt hatte, statt sie in Quarantäne zu schicken. Papst Franziskus, der das spirituelle Erbe des Heiligen als Richtschnur seines Handels versteht, stand ihnen zur Seite: „Mögen sie den Mut haben, hinauszugehen und die Kranken zu besuchen“, erklärte er.
Der Papst hatte Recht. Gottesglaube ist mehr als ein Wellnessangebot für gute Zeiten. Gerade deshalb musste im März irritieren, wie sang- und klanglos die Kirchen sich von der öffentlichen Bildfläche verabschiedet haben. Und welch wüste Beschimpfungen erntete, wer daran leise Kritik zu üben wagte.
Jetzt Präsenz zeigen ist der falsche Weg
Umso mehr wollen viele Kirchengemeinden jetzt am Weihnachtsfest Präsenz zeigen: mit vorgezogenen Christmetten am Nachmittag. Doch das ist der falsche Weg.
Den anders als in Bergamo sind es nicht allein die Geistlichen selbst, die ihre Gesundheit ganz bewusst und aus guten Glaubensgründen aufs Spiel setzen. Ja, es sind nicht einmal nur jene, die es ihnen als Gottesdienstbesucher gleich tun. Vielmehr bringen sie weitaus mehr Menschen in Gefahr: Weil sie das Virus aus der Kirche nach Hause tragen oder ins Altersheim, wo man am Weihnachtstag schnell noch die Eltern besuchen möchte.
Gottesglaube ist mehr als nur ein Wellnessangebot. Die Logik eines Infektionsgeschehens macht aber auch vor der Spiritualität nicht Halt.