Wenige Tage vor Weihnachten gerät die kirchliche Gestaltung der Feiertage ins Wanken. Im Herbst waren Gottesdienste von langer Hand geplant worden. Vieles ist davon jetzt hinfällig, nachdem die Corona-Statistik nach wie vor keinen Grund zur Entwarnung gibt. Am Wochenende sagten zahlreiche evangelische Gemeinden und einige katholische Seelsorgeeinheiten (SSE) ihre Gottesdienste vor Ort komplett ab.
Die evangelische Gemeinde in Bad Dürrheim beschloss dies ebenso wie die evangelischen Gemeinden in VS-Villingen oder Neuhausen ob Eck (Kreis Tuttlingen). In den Kreisen Villingen-Schwenningen sowie Tuttlingen liegen die Corona-Fallzahlen deutlich über dem Landesdurchschnitt. Die 7-Tage-Inzidenz im Schwarzwald-Baar-Kreis liegt bei 248 (Stand Samstag). Sie zeigt die Anzahl der Fälle in den letzten sieben Tagen pro 100.000 Einwohner an.
Die Kirchenleitung in Karlsruhe empfiehlt Absage
Der Bad Dürrheimer evangelische Pfarrer Bernhard Jaeckel hat lange mit seinem Kirchengemeinderat gesprochen. Die Argumente für den konsequenten Lockdown in den Kirchen überwogen: „‘Wir folgen der Empfehlung unserer Kirchenleitung“, sagt er dem SÜDKURIER. Die evangelische Landeskirche in Karlsruhe legt eine Absage von Gottesdiensten aber einem Inzidenzwert ab über 200 nahe. Bei einem Inzidenzwert über 300 untersagt die Landeskirche sogar Gottesdienste.
„Jede Planung hing an einem seidenen Faden“, gibt Jaeckel im Gespräch zu bedenken. Was heute vorbereitet wurde, war schon morgen hinfällig. Außerdem wollen auch die Kirchen solidarisch sein mit anderen Bereichen, die vom Lockdown betroffen seien. Mancher frage sich, warum ein Gotteshaus einladen darf, andere Betriebe aber schließen müssen. „Weihnachten findet trotzdem statt“, schreibt die Gemeinde in Bad Dürrheim in ihrer aktuellen Mitteilung.
Eine Umfrage zum Fest
Das legen auch Umfragen nahe: 50 Prozent der Befragten vertraten dabei die Ansicht, dass die Glaubensgemeinschaften ihre Türen schließen sollten statt zu öffentlichen Feiern einzuladen.

Von der Tendenz werden derzeit evangelische liturgische Feiern eher abgesagt als die katholischen. In Bad Dürrheim freilich wird es auch in der katholischen Johanneskirche keine öffentliche Feiern über Weihnachten bis 6. Januar geben. Die Gemeinden in Orsingen-Nenzingen (Kreis Konstanz) sagen sämtliche Feiern im Freien ab, während die Gottesdienste in den Kirchen stattfinden werden.
Auch Armin Laschet steigt auf die Bremse
Im Bistum Essen hat Bischof Franz-Josef Overbeck sämtliche Feiern über Weihnachten untersagt. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) ist äußerst skeptisch über die kirchlichen Versammlungen in den kommenden Tagen. Er legt es den Glaubensgemeinschaften nahe, auf jede Form von Treffen zu verzichten. In Nordrhein-Westfalen sind die Corona-Fallzahlen hoch.